• 26.08.2002 10:25

  • von Fabian Hust

McRae: "Michael Schumacher ist berechnend"

Colin McRae vergleicht die Rallye-Serie mit der Formel 1 und glaubt zu wissen, warum Schumacher ein Duell gegen ihn ablehnte

(Motorsport-Total.com) - Als ehemaliger Testfahrer von Jordan und Stewart hat Colin McRae schon Formel-1-Luft geschnuppert, doch ein Wechsel in die Königsklasse des Motorsports kommt für den Schotte nicht in Frage: "An einem Grand Prix will ich nicht teilnehmen. Sollen die weiter auf ihren eingezäunten Kursen fahren", meint der 34-Jährige in einem Interview mit der 'Welt', der in der Rallye die Natur als seinen größten Gegner sieht.

Titel-Bild zur News: Rallye

Der Rallye-Sport: Spektakulärer als die Formel 1, aber auch gefährlicher

"Die Herausforderung ist, dass du nicht genau weißt, wie das Auto in der Kurve einer Schotterpiste reagiert, ob das Auto kippt oder du abfliegst", so McRae über die große Herausforderung. Überhaupt fühle er sich in seiner Szene sehr wohl: "Weil wir Fahrer uns auf der Strecke nicht gegenseitig beharken, gibt es abseits der Strecken keine Rivalitäten wie in der Formel 1. Wir sind wie eine große Familie, gehen vor und während der Prüfungen zusammen essen oder auf ein Bier."

Vor kurzem bot McRae Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher einen Autotausch an, doch der Deutsche lehnte ab: "Ich würde sagen: Michael Schumacher ist berechnend. Ein Autotausch wäre ein Spaß gewesen. Aber die Formel 1 ist eine zu ernste Angelegenheit. Wenn ich einen Grand Prix fahren würde und Michael eine Rallye, wären hinterher die Zeiten verglichen worden. Am Ende hätte es geheißen: Ich bin der Bessere oder er. Das wäre nicht fair, weil unsere beiden Jobs Übung voraussetzen."

Dass Schumacher Sicherheitsbedenken hat, sich in den Ford Focus zu setzen, kann McRae verstehen: "Die Formel-1-Autos sind schneller, aber auch die Sicherheitsvorschriften an den Strecken strenger. Wir haben keine Reifenstapel, keine Streckenbegrenzungen. Nur die Natur. Das kann ganz schön gefährlich sein, wenn du von der Piste abkommst und mit 170 auf einen Baum zusteuerst."

Noch ist die Rallye-Serie bei weitem nicht so beliebt wie die Formel 1, doch Colin McRae geht davon aus, dass sich dies über kurz oder lang ändern wird: "In meiner Heimat bin ich genauso berühmt wie mein Landsmann David Coulthard. Noch niemand hat in der Rallye-WM bisher die Werbetrommel gerührt wie Bernie Ecclestone in der Formel 1. Jetzt fängt die World Rallye Championship langsam an, die Serie besser vermarkten zu lassen. Mein Sport ist stark im Kommen. In vier, fünf Jahren wird der Rallye-Sport genauso erfolgreich sein wie die Formel 1."