• 07.06.2015 12:12

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

McLaren schuftet: Dann klappt's auch mit der Chefetage

Trotz schlechter Leistungen machen sich die Verantwortlichen weder um den Rückhalt bei den Eignern noch um die Unterstützung der Honda-Bosse Sorgen

(Motorsport-Total.com) - Die Verantwortlichen bei McLaren müssen sich beim Kanada-Grand-Prix an diesem Wochenende besonders emsig, eifrig und fleißig präsentieren: Die Unternehmensteilhaber des bahrainischen Staatsfonds Mumtalakat, der 50 Prozent hält, sind genauso zu Gast wie die graue Eminenz in Woking, der TAG-Boss Mansour Ojjeh. Dass wegen der einmal mehr durchwachsenen Leistungen in Montreal bald im Vorstandszimmer die Fetzen fliegen, befürchtet Rennleiter Eric Boullier jedoch nicht.

Titel-Bild zur News: Yasuhisa Arai, Eric Boullier

Yasuhisa Arai und Eric Boullier machen sich keine Sorgen um ihren Job Zoom

Die Arbeit seiner Brötchengeber beschreibt der Franzose als hilfreich und nicht als Belastung für die Truppe. "Die Teilhaber besuchen uns, unterstützen uns, verstehen uns aber auch - wie in jeder anderen Firma auf dieser Welt", sagt Boullier. "Wir sind verpflichtet, uns zu erklären, was auch ganz normal ist. Wir sind professionell und transparent genug." Dennoch kann es den Eignern nicht gefallen, dass McLaren hinterhergurkt und die Autos mehr in der Auslaufzone stehen als auf dem Asphalt rollen.

Der Druck käme jedoch nicht von den Bossen, sondern er sei hausgemacht, betont Boullier: "Wir sind alle Wettbewerbstypen und wollen gewinnen, also gibt es welchen auf Honda und welchen auf McLaren." Apropos: Die Japaner bekommen Ende Juni einen neuen Vorstandsvorsitzenden, machen sich wegen der Formel-1-Begeisterung Takahiro Hachigos jedoch keine Gedanken. Yasuhisa Arai, als Motorsportchef mit McLaren auf Achse, erwartet keinen negativen Einfluss auf das wichtigste sportliche Vierradprojekt.

Arai bestätigt, dass die Personalveränderung in der Chefetage keinen Einfluss auf sein Schaffen hätte. "Sie standen immer hinter uns und lieben den Rennsport", lobt er die Vorgesetzten. "Die Formel 1 gehört zu unserem Unternehmen und ich bin sehr zuversichtlich, dass sich der neue Chef dem auch verschreibt." Um Hachigo endgültig zu überzeugen, wären bessere sportliche Leistungen sicher hilfreich.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Kanada


McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale erkennt Anzeichen, dass das bald der Fall sein könnte: "Wir haben seit Saisonbeginn auf Mercedes 2,5 Sekunden aufgeholt und wir sind erst beim siebten Rennen", zeichnet er ein positives Bild der Entwicklung. "Klar, zwei Sekunden, die zur Spitze weiter fehlen, sind viel, aber es ist eine Menge in der Pipeline." Nach dem Motorenupdate in Montreal, das sich in Sachen Zuverlässigkeit als kolossaler Fehlschlag entpuppte, steht der weitere Plan bis September.

Nach der Sommerpause sollen Neuerungen in allen Bereichen den MP4-30 voranbringen. "Alles", betont Boullier, woran gearbeitet wird. "Wer gewinnen will, muss in Sachen Aerodynamik, Fahrzeugdynamik, Chassis und Fahrbarkeit der Beste sein. Wir müssen uns überall verbessern." Dass das nötig ist, hat Neale längst erkannt: "Zu sagen, wir wären im Soll, ist schon optimistisch. Ich will aber nicht den Eindruck vermitteln, dass wir irgendetwas abgeschrieben hätten. Wir sind hier zum Rennen fahren, nicht zu akademischen Zwecken."