Souveräner Doppelsieg der Silberpfeile in Monaco

Fernando Alonso und Lewis Hamilton waren im Rennen eine Klasse für sich - Massa Dritter, Heidfeld Sechster, ein WM-Punkt für Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Der befürchtete Regen blieb aus, die Reichen und Schönen kamen bei rund 25 Grad und nur leicht bewölktem Himmel voll auf ihre Kosten und konnten sich auf ihren Jachten selbst zur Schau stellen - und so ganz nebenbei fand in Monaco heute auch noch ein Formel-1-Rennen statt. Der Sieg beim prestigeträchtigsten Grand Prix des Jahres ging an McLaren-Mercedes.

Titel-Bild zur News: Podium in Monaco 2007

Hamilton zufrieden, Alonso überglücklich - und Massa schwer enttäuscht

Die Silberpfeile bestätigten ihre starken Leistungen aus Training und Qualifying, gerieten zu keinem Zeitpunkt in Gefahr und fügten der Konkurrenz die Höchststrafe zu: Bis auf Felipe Massa (Ferrari), der mit mehr als einer Minute Rückstand Dritter wurde, überrundeten Fernando Alonso und Lewis Hamilton das gesamte Feld - und bauten damit auch noch die Führung in beiden Weltmeisterschaftswertungen aus.#w1#

Silberpfeile wieder mit einem guten Start

Wie immer in Monaco fiel die Vorentscheidung bereits am Start: Alonso kam am besten weg, Hamilton zog sofort nach innen und schirmte damit Massa ab. Giancarlo Fisichella (Renault) behauptete seinen vierten Platz, Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team), der als einer der wenigen Piloten auf weichen Reifen losfuhr, verbesserte sich um zwei Positionen und lag vor Nico Rosberg (Williams-Toyota) an fünfter Stelle.

Auch Alexander Wurz (Williams-Toyota), der als Zehnter aus der ersten Runde zurückkam, und Kimi Räikkönen (Ferrari), der vier Positionen gewann, hatten gute Starts, wohingegen ein katastrophaler Toyota-Nachmittag schon katastrophal begann: Jarno Trulli blieb fast stehen und musste mehrere Konkurrenten passieren lassen, während Ralf Schumacher mit einem randvoll betankten TF107 gar auf den letzten Platz zurückfiel und dort auch erstmal blieb.

Erstaunlich auch, dass es abgesehen von einem harmlosen Rempler zwischen Adrian Sutil (Spyker-Ferrari) und Anthony Davidson (Super-Aguri-Honda) in der ersten Kurve absolut diszipliniert zuging, was auch auf den Rest des Rennens zutraf. Nur zweimal krachte es: Vitantonio Liuzzi (Toro-Rosso-Ferrari) crashte in der zweiten Runde in der Massenet, Sutil zu einem späteren Zeitpunkt mit einem genau analogen Fehler an gleicher Stelle.

Massa fiel relativ rasch zurück

An der Spitze sortierte sich das Feld relativ schnell, die Silberpfeile setzten sich auch von Anfang an ab. Nach sechs Runden hatte Alonso vier Sekunden Vorsprung auf Massa, kurz vor den Boxenstopps waren es schon zehn. Auch Hamilton konnte die Pace des Führenden nicht ganz mitgehen, verlor ein wenig an Boden, während der spätere Sieger mit einer unglaublich präzisen Fahrt unter Beweis stellte, dass er ein würdiger Doppelweltmeister ist.

Nach einem ruhigen ersten Rennviertel kam mit Mark Webbers (Red-Bull-Renault) technisch bedingtem Ausfall wieder etwas Leben ins Fürstentum, gleichzeitig sorgte Takuma Sato (Super-Aguri-Honda) mit einer cleveren Aktion gegen Trulli für eines der wenigen echten Überholmanöver: Als die beiden gerade überrundet wurden und Trulli zur Seite zog, schlüpfte Sato kurzerhand innen durch - frech, aber völlig legal.

In der 23. Runde eröffneten Fisichella und Rosberg, der lange hinter Heidfeld feststeckte und keinen Weg vorbei fand, die Serie der ersten Boxenstopps. In Runde 26 kam der führende Alonso, ebenso wie Massa, der weiche Pneus aufziehen ließ - und Hamilton lag auf einmal in Führung. Der Brite pushte wie verrückt, machte tatsächlich Boden wett, für die Führung reichte es aber nicht, obwohl er erst im 29. Umlauf nachtanken musste.

Start in Monaco 2007

Schon am Start fiel die Vorentscheidung beim Grand Prix von Monaco Zoom

Rosberg nach erstem Boxenstopp zu langsam

Für Rosberg lief es in jener Phase denkbar schlecht, denn der Deutsche hatte mit dem zweiten Reifensatz Handlingprobleme, fiel immer weiter zurück, war in der Hafenschikane auch einmal neben der Strecke und kam schlussendlich nur als Zwölfter ins Ziel. Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Wurz, der stark unterwegs war, setzte der Deutsche auf eine Zweistoppstrategie - genau wie die vier erstplatzierten Fahrer im Schlussklassement.

Eine Einstoppstrategie machte sich unter anderem für Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team) bezahlt, der einen extrem langen ersten Stint fuhr und mit einer beeindruckenden Serie an schnellen Rundenzeiten gegen Rennmitte an Heidfeld vorbeiging - was Platz fünf und vier Punkte für den Polen bedeutete. "Quick Nick" wurde Sechster, witterte am Ende sogar noch einmal eine Verbesserung, als Kubica erst stark nachließ, dann aber doch wieder zulegen konnte.

Bis zur Serie der zweiten Boxenstopps tat sich relativ wenig, sieht man einmal von einem Ausrutscher von Massa ab. Der Ferrari-Pilot fand sich früh mit dem dritten Platz ab, weil er gegen die Übermacht von McLaren-Mercedes sowieso keine Chance gehabt hätte. Auch der vom 16. Platz gestartete Räikkönen konnte keine Bäume ausreißen, wurde aber durch seine Einstoppstrategie immerhin um ein paar Positionen nach vorne gespült.

Fragwürdige Strategie bei Honda

Weil die Hondas mit einer etwas fragwürdigen Strategie und einem späten zweiten Boxenstopp zwischen Wurz und Räikkönen verschwanden, gab es für die letzten Runden zwischen dem Williams-Toyota- und dem Ferrari-Piloten ein Duell um den siebenten Platz. Wurz beging dabei keinen Fehler, obwohl er das klar langsamere Auto hatte, und wurde für eine fehlerfreie und routinierte Vorstellung mit seinen ersten beiden WM-Punkten des Jahres belohnt.

An der Spitze wurde es nur noch einmal eng, als Alonso hinter einem Toyota aufgehalten wurde und plötzlich Hamilton formatfüllend im Rückspiegel hatte, doch offenbar gab es einen gegenseitigen Nichtangriffspakt, so dass die Silberpfeile ohne Risiko den Doppelsieg vor Massa nach Hause fuhren. Fisichella wurde solider Vierter vor dem BMW Sauber F1 Team Duo, Wurz und Räikkönen, der am Ende nichts mehr riskieren wollte.

Erwähnen muss man auch die starke Vorstellung von Scott Speed (Toro-Rosso-Ferrari), der bester Vertreter der enttäuschenden Red-Bull-Flotte war - David Coulthard (Red-Bull-Renault) kam nach einem verkorksten Rennen als 14. ins Ziel. Rubens Barrichello und Jenson Button (beide Honda) landeten wegen ihrer Strategie nur auf den Plätzen zehn und elf, waren aber auf der Ziellinie lediglich durch 0,9 Sekunden getrennt.

Fernando Alonso vor Lewis Hamilton

Kurz vor Schluss wurde es zwischen Alonso und Hamilton noch einmal eng Zoom

Nächste Schlappe für Schumacher

Schumacher, der angesichts der aussichtslosen Situation phasenweise ein wenig lustlos wirkte, hatte zum Schluss wenigstens seinen Teamkollegen unmittelbar vor sich, doch wenn man 16. mit zwei Runden Rückstand wird, ist dies ein schwacher Trost. Insgesamt kamen 18 von 22 gestarteten Autos ins Ziel, Christijan Albers (Spyker-Ferrari) wurde aber als 19. noch gewertet, obwohl er am Ende mit technischen Problemen an der Box aufgeben musste.

Allzu aufregend war der Monaco-Grand-Prix 2007 also nicht, wenn man das Rennen nach spektakulärer Racingaction bewertet, doch gerade die McLaren-Mercedes-Fans dürften voll auf ihre Kosten gekommen sein. Ob die Silberpfeile nun Ferrari überholt haben, ist aber schwer zu beurteilen, denn aufgrund der speziellen Charakteristik des 3,340 Kilometer langen Stadtkurses gelten in Monaco ganz andere Gesetze als etwa in zwei Wochen in Kanada.

Übrigens gab es auch einen Führungswechsel in der Weltmeisterschaft: Titelverteidiger Alonso hat nun genau wie Hamilton 38 Punkte auf seinem Konto, führt aber wegen des Verhältnisses von 2:0 an Saisonsiegen. Massa (33) ist Dritter, Räikkönen (23) und Heidfeld (18) verlieren bereits den Anschluss. Bei den Konstrukteuren hat McLaren-Mercedes den Vorsprung auf Ferrari auf 76:56 ausgebaut. Das BMW Sauber F1 Team (30) liegt weiter auf Platz drei.