McLaren-Mercedes jubelt über Räikkönens Meisterstück

Der Montoya-Unfall kratzte kaum jemanden, sondern bei Silber drehte sich heute in Suzuka alles um Überflieger Kimi Räikkönen

(Motorsport-Total.com) - Kimi Räikkönen wäre wohl der WM-Titel lieber gewesen als der Sieg heute in Suzuka, doch die Art und Weise seines Triumphs dürfte über einige der Pleiten, Pech und Pannen in dieser Saison hinwegtrösten: Der "Iceman", der nun durchaus in "Superman" umgetauft werden könnte, fuhr über weite Strecken ein diszipliniertes Rennen, drehte aber in der Schlussphase ganz groß auf - und ließ in der allerletzten Runde Giancarlo Fisichella mit dem Überholmanöver des Jahres vor der ersten Kurve stehen!

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Kimi Räikkönen bescherte der Formel 1 heute ein grandioses Überholmanöver

"Ich denke, das war eines meiner besten Rennen überhaupt. Ich musste hart arbeiten, hatte aber viel Spaß", strahlte Räikkönen. "Nach all den Problemen trotzdem zu gewinnen, ist einfach fantastisch. In der ersten Runde war viel los, und Juan-Pablo (Montoya; Anm. d. Red.) und ich wurden in ein Gerangel verwickelt, was sich manchmal nicht vermeiden lässt, wenn man so weit hinten startet. Danach pushte ich so hart es ging, und es wurde immer besser und besser."#w1#

Im Windschatten stieß Räikkönen an den Drehzahlbegrenzer

"Mein siebenter Gang war ein bisschen zu kurz übersetzt, wodurch manchmal der Drehzahlbegrenzer eingesetzt hat. Dadurch war das Überholen gar nicht so einfach. Ich wusste aber, dass Webber und Button vor mir an die Box kommen würden, und nach dem zweiten Stopp hatte ich genug Zeit auf Fisichella gutgemacht, um es einfach noch einmal zu probieren. Ich überholte ihn in der letzten Runde. Es war eine jener Gelegenheiten, die man sich nicht entgehen lassen darf", sagte er cool.

Der "Iceman" wäre aber nicht der "Iceman", wenn er nicht in Gedanken schon beim nächsten Rennen wäre: "Das heutige Resultat bedeutet, dass ich für das Qualifying in China die bestmögliche Ausgangsposition habe, aber dieses Wochenende hat gezeigt, dass das keine Garantie darstellen muss. Ich freue mich aber auf Shanghai, wo wir alles unternehmen werden, um die Konstrukteurs-WM noch zu gewinnen - und dann auf meinen Urlaub", gab er zu Protokoll.

Dennis und Haug schwärmen von Räikkönens Leistung

Auch Teamchef Ron Dennis lobte "das beste Rennen in Kimis Karriere", aber in erster Linie freute er sich über die Leistung der gesamten Crew: "Die Strategie wurde diszipliniert ausgeführt, und Michelin stellte einen konkurrenzfähigen Reifen auf gewohnt hohem Niveau", sagte er. Und Mercedes-Sportchef Norbert Haug fügte an: "Eine außergewöhnliche Performance von Kimi und dem Team! Das Überholmanöver von Kimi war vielleicht das beste in der Formel 1 seit Mikas (Häkkinen; Anm. d. Red.) gegen Schumacher in Spa 2000!"

"Unsere beiden Fahrer", fuhr der Deutsche fort, "mussten heute nach dem verregneten Qualifying mit einem großen Handicap ins Rennen gehen. Dadurch fiel Juan-Pablo in der ersten Kurve einem Gerangel zum Opfer. Kimi konnte sich indes dank der Strategie nach vorne arbeiten. Michelin möchte ich zum ersten Sieg in Japan gratulieren, aber wir als Team freuen uns jetzt schon auf das letzte Saisonrennen in Shanghai."

Getrübt wurde die silberne Freude nur durch Montoyas Ausfall in der ersten Runde: Der Kolumbianer wollte an Jacques Villeneuve vorbeigehen, der ins Trudeln geratene Sauber-Petronas-Pilot sah den "Silberpfeil" jedoch nicht und drängte ihn nach außen ab. Dennis: "Juan-Pablo war das Opfer eines Unfalls mit Villeneuve, der gegenwärtig von der Rennleitung untersucht wird. Ich gehe davon aus, dass die Rennleitung unsere Sicht der Dinge teilt."

Montoya nach neuerlichen Ausfall sehr enttäuscht

Und was hatte Montoya selbst zu sagen? "Was für eine Enttäuschung für mich und mein Team! Ich wäre gerne Teil dieses aufregenden Rennens gewesen, welches ich von der Boxenmauer aus verfolgt habe. Heute wäre vielleicht ein Doppelsieg drin gewesen, was dem Team sehr geholfen hätte. Insgesamt war es ein schwieriges Wochenende, aber jetzt bereiten wir uns auf Shanghai vor, wo wir die Konstrukteurs-WM gewinnen wollen", gab er zu Protokoll.

Zur Kollision mit Villeneuve wollte er sich nicht direkt äußern: "Ich kam am Start sehr gut weg, aber in den ersten beiden Kurven war es ziemlich voll von Autos. Ich denke, dass sich Kimi und ich dabei sanft berührt haben, aber es ist ja zum Glück nichts passiert. Dann schnitt Villeneuve allerdings die Schikane ab - und er drängte mich von der Strecke! Das war für mich das Ende des Rennens", seufzte der WM-Vierte, der nun zwei Punkte Rückstand auf Michael Schumacher hat.