McLaren-Gruppe machte 2012 Verluste

Die nun veröffentlichten Bilanzen offenbaren, dass McLaren 2012 in die roten Zahlen schlitterte - Warum man sich in Woking dennoch keine Sorgen macht

(Motorsport-Total.com) - Das erfolgsverwöhnte McLaren-Team erlebt derzeit nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftliche magere Jahre. Das beweisen die Bilanzdokumente der britischen Handelskammer Companies House. Nachdem die McLaren-Gruppe im Kalenderjahr 2011 noch einen Profit von 19,7 Millionen Pfund (umgerechnet 23,3 Millionen Euro) vor Steuer eingefahren hatte, stieg man 2012 mit einem Verlust von 2,5 Millionen Pfund (drei Millionen Euro) vor Steuer aus. Das Formel-1-Team machte sogar Verluste von sechs Millionen Pfund (7,1 Millionen Euro), aber Gewinne in anderen Bereichen der McLaren-Gruppe kaschieren dies - dennoch schrieb man in Woking 2012 rote Zahlen.

Titel-Bild zur News: McLaren MTC Woking

McLaren erlebt derzeit nicht nur sportlich magere Jahre Zoom

Bei McLaren relativiert man nun dieses Ergebnis und will nicht in Panik verfallen, schließlich kennt man die Gründe und hat bereits Schritte eingeleitet, um das Team wieder wirtschaftliche auf Kurs zu bringen. "Der Grund, warum wir nicht weniger profitabel waren, ist die sich verändernde Beziehung zu unserem ehemaligen Anteilseigner Daimler sowie gestiegene Ausgaben bei unseren Formel-1-Aktivitäten. Dazu gehören gestiegene Fahrergehälter, eine größere Anzahl an Rennen und Kosten, die mit Windkanal-Tests außerhalb unseres Hauptquartiers in Zusammenhang stehen", stellt das Team gegenüber dem 'Guardian' klar.

McLaren erlebt Übergangsphase

Es ist anzunehmen, dass sich die Lage des Teams in den kommenden Jahren tatsächlich stabilisieren wird: 2012 griff neben Jenson Button noch Lewis Hamilton ins Lenkrad, der deutlich mehr verdient als Neuzugang Sergio Perez. Zudem musste man im Vorjahr erstmals für die Mercedes-Motoren bezahlen, was ein tiefes Loch in der McLaren-Kriegskasse verursachte. Ab 2015 wird dieser unangenehme Status-quo aber Vergangenheit sein, denn mit Honda-Unterstützung wird die Truppe aus Woking wieder in die Riege der Werksteams aufsteigen und über Gratis-Motoren verfügen.

Die Verpflichtung von Perez könnte sich für McLaren gleich doppelt auszahlen. Der Mexikaner verdient nicht nur deutlich weniger als sein Vorgänger, er hat mit Carlos Slim auch einen der reichsten Unternehmer der Welt an der Angel. Slim unterstützt den Youngster - es darf davon ausgegangen werden, dass die Telmex-Logos, die derzeit noch auf dem Sauber-Boliden angebracht sind, in der kommenden Saison vom McLaren prangen.

Noch ist allerdings unklar, in welchem Umfang Slims Unternehmen McLaren unterstützen werden. Während es bislang als wahrscheinlich galt, dass Telmex neuer Hauptsponsor wird und man dadurch das Loch stopfen kann, das durch den scheidenden aktuellen Hauptsponsor Vodafone entsteht, gab es zuletzt Spekulationen, dass Gillette diese Rolle einnehmen könnte. Man darf also gespannt sein, wie der kommende McLaren-Bolide aussehen wird.

McLaren: Verluste waren eingeplant

"Wir bei McLaren haben das Glück, dass wir vor einer neuen Motorenpartnerschaft stehen, sonst wäre es viel härter. Wir haben also ein paar Sicherheiten", erklärte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh kürzlich, dass man mit Honda gerade noch die Kurve gekratzt hat. Der Finanzchef der McLaren-Gruppe, Andy Myers, sieht gegenüber dem 'Guardian' auch die breite Aufstellung McLarens als Grund zur Zuversicht.

Carlos Slim

Die Gelder von Carlos Slim sollen McLaren wieder nach vorne bringen Zoom

"Unsere Strategie, uns in ein breitgestreutes Technologieunternehmen zu entwickeln, ist der Schlüssel", erklärt Myers. "In gewissen Jahren entscheiden wir, zu investieren - mit der Erkenntnis, dass wir dann keinen Profit machen -, aber wir denken nachhaltig. 2012 war eines dieser Jahre."

Mit Luxus-Sportwagen bald in der Gewinnzone?

Dass die sportlichen Erfolge 2013 ausbleiben, sieht er ebenfalls nicht als großes Problem: "Wir haben dieses Jahr nicht so gut abgeschnitten wie erhofft, aber mittel- und langfristig passt die Performance und wir werden diese auch in Zukunft aufrecht erhalten." Mit 182 Siegen ist McLaren in der ewigen Bestenliste der Formel 1 nach Ferrari nach wie vor das zweiterfolgreichste Team - nur Ferrari war mit 220 Siege besser, allerdings sind die Italiener auch seit Gründung der Formel 1 1950 am Start.

Die "Scuderia" gilt seit jeher als großer Rivale des McLaren-Teams - vor allen in den Zeiten, als Ron Dennis noch McLaren-Teamchef war, prägte der an eine Feindschaft grenzende Zweikampf auf und neben der Strecke die Formel 1. Mit der Luxus-Sportwagen-Sparte wollte der Brite übrigens dem legendären Enzo Ferrari nacheifern und sich ein Denkmal setzen, was schließlich zum Bruch mit Mercedes führte. Die Verkaufszahlen halten sich bislang in Grenzen. Im Jahr 2011 fuhr man Verluste in Höhe von 59 Millionen Pfund (70 Millionen Euro) ein - im Vorjahr verringerte man die Verluste auf elf Millionen Pfund (13 Millionen Euro). Bei McLaren rechnet man damit, dieses Jahr die Gewinnzone zu erreichen.