Manor-Marussia: Fabrik im September - Updates in Singapur

Manor-Marussia-Teamchef Booth und Renndirektor Lowdon sprechen über den harten Winter für das Team und die derzeitige Lage - Neue Fabrik im September

(Motorsport-Total.com) - Es war ein harter Winter für die Mannschaft von Manor-Marussia. Begonnen hat die Talfahrt mit dem schicksalshaften Unfall von Jules Bianchi beim Grand Prix von Japan im Oktober 2014. Danach schien man in einer Abwärtsspirale dem Untergang entgegenzusteuern. Zu den letzten drei Rennen der Saison trat man nicht mehr an. Doch wie Phönix aus der Asche war das nun genannte Manor-Marussia-Team beim Saisonauftakt 2015 in Australien aufgetaucht. Zwar fuhr man nicht, aber zumindest zeigte man Präsenz. Das Team versucht den Neuanfang mit dem überarbeiteten Auto des Vorjahres.

Titel-Bild zur News: John Booth

Zwei Männer, ein Ziel: Booth und Lowdon wollen Manor-Marussia erfolgreich machen Zoom

Renndirektor Graeme Lowdon erklärt bei 'Formula1.com', was im Winter passiert ist: "Wir hatten finanzielle Probleme im Vorjahr, aber auch einen schlimmen Unfall mit Jules (Bianchi; Anm. d. Red.). Das war ein echter Tiefpunkt. Wir haben das bereits mehrmals gesagt, aber wenn man Rennen fährt und ein Teamkollege im Krankenhaus liegt, ist das wirklich kein schönes Gefühl. Zu allem Überfluss hatten wir auch noch finanzielle Probleme am Ende des Jahres, welche das Team in eine sehr heikle Situation gebracht haben. Es war ein Rennen gegen die Zeit, um sicherzugehen, dass wir in diesem Jahr noch in der Startaufstellung stehen."

Am Ende gewann man das Rennen knapp. Lowdon ergänzt, dass sich die Leute im Team der Formel 1 verbunden fühlen und viel Respekt vor der Meisterschaft haben. Man habe alles Mögliche unternommen, um weiterhin Teil der Königsklasse sein zu können. "Das war sehr wichtig, weil wir so hart gekämpft haben, um Neunter in der Konstrukteurs-WM zu werden. Wir hatten ein sehr gutes Ergebnis in Monaco, eine tolle Leistung von jedem, besonders aber von Jules, also wollten wir nicht, dass die ganze Arbeit umsonst ist." Tatsächlich erhielt das Team so auch mehr Geld von Bernie Ecclestone.

Namen der Mitarbeiter auf den Boliden

Den Aufschwung nach der Insolvenz verdankt man auch dem nordirischen Selfmademan Stephen Fitzpatrick, der die Mannschaft aus dem mittelenglischen Dinnington (früher Banbury) finanziell unterstützt. Interimsteamchef ist Supermarkt-Boss Justin King.

Roberto Merhi, Will Stevens

Die Manor-Boliden sind deutlich bunter und haben nun auch einen Hauptsponsor Zoom

Lowdon erzählt, warum 2015 eine besondere Herausforderung war: "Wir mussten alles wieder aufbauen - die Mitarbeiter im Team und so viel mehr. Was wirklich toll war: In Silverstone hatten wir die Namen aller Mitarbeiter auf dem Auto. Im Vorjahr taten wir das Gleiche und viele dieser Namen waren auch damals oben. Viele kamen zurück, als sie gesehen haben, dass wir wieder Rennen fahren. Ohne diese Bereitschaft wäre es noch schwieriger geworden." Das Wichtigste sei für ihn, dass man wieder im Spiel ist. Außerdem versichert der Brite, dass man auf viel stabileren finanziellen Beinen stehen würde, als noch im Vorjahr.

Teamchef John Booth erklärt, was sich im Vergleich zum Vorjahr im Team verändert hat: "Die Struktur und die Abläufe sind sehr ähnlich zu vergangenem Jahr. Es gab Änderungen im Team der Ingenieure, die an der Strecke sind. Ein paar Abläufe haben sich dort geändert. Aber grundsätzlich ist die Struktur dieselbe." Mit Roberto Merhi und Will Stevens hat man zwei neue Piloten.

2015 fast wieder bei Null gestartet

Booth merkt an, dass man zwar nicht bei Null beginnen musst, aber doch sehr weit unten: "Wir haben viel von unserer Infrastruktur verloren über den Winter, vor allem in der Fabrik. Wir müssen zum Beispiel eine neue Fabrik bauen." Lowdon betont, dass er daran glaubt "ein erfolgreiches und nachhaltiges Team in der Formel 1 aufbauen" zu können.

Zwar fährt man dem Feld auch nach der ersten Halbzeit 2015 noch hinterher, der Renndirektor betont aber auch, dass man die Hürden bedenken muss, die das Team überstehen musste. "Wir schließen immer noch die Lücke auf die Autos vor uns. Wir sind Letzte bei den Rundenzeiten, dessen sind wir uns bewusst, aber wenn man die Hürden bedenkt, die wir überstehen mussten und die Einschnitte, die wir hinnehmen mussten, dann ist der Rückstand nicht so groß."


Fotos: Manor-Marussia, Großer Preis von Großbritannien


Booth merkt an, dass man in Australien 2014 erstmals ein Auto mit Hilfe eines umfangreichen Entwicklungsprogramms gebaut hat. Er meint, dass man konkurrenzfähiger als Sauber oder Caterham war, allerdings verlor man den Vorsprung wieder: "Das ging nach fünf oder sechs Rennen verloren, weil wir kein Geld hatten um neue Teile auf das Auto zu bringen. Das ist nun unser Ziel: Wir wollen dorthin zurück. Mit einer voll funktionierenden Fabrik, Rennteam und einem Produkt, auf dem wir aufbauen können."

Nächste Updates in Singapur

Er weiß auch, dass Erfolge viel positive Energie in einem Team freisetzen können: "Ich erinnere mich daran, als ich zum Test nach Barcelona kam vergangenes Jahr und nur einige wenige Teams haben die Supersofts verwendet, und wir waren auf dem ersten Platz mit Max. Wir sind dann nach Monaco und haben ein Ergebnis geliefert. Das hat einen Aufschwung ausgelöst, aber wir konnten nicht darauf aufbauen. Also war es am Ende eine Enttäuschung", resümiert er.

Derzeit arbeitet man bei Manor-Marussia an neuen Updates. Zuletzt wurden in Silverstone neue Teile auf die Autos geschraubt - auch ein neuer Sponsor ziert die Rennwagen. Bei den Testfahrten in Österreich nahm man nicht teil. Booth erläutert die Gründe: "Die Updates für Silverstone mit unseren Ressourcen zu produzieren war unglaublich. Wenn die neuen Teile bereits in Österreich fertig gewesen wären, dann okay. So gab es aber keinen Anlass in Österreich ohne die neuen Teile zu testen."


Großer Preis von Großbritannien

Wie sehen nun die weiteren Ziele des Teams aus? "Es ist schwierig konkrete Ziele für dieses Jahr festzumachen", erklärt Lowdon bei 'Formula1.com'. "An jedem Rennwochenende schauen wir uns an, was das beste Ergebnis wäre, das wir erreichen können mit dem aktuellen Paket." Die Leistung des Teams habe sich im Laufe der Saison verbessert, gibt er an. Dies könne man aber nicht in der Zeitentabelle sehen. "Viele unserer Ziele bedeuten uns etwas, aber nicht unbedingt der Außenwelt." Wann die nächsten Updates nach dem Paket von Silverstone kommen werden, steht aber bereits fest, wie Booth erklärt: "Wir haben einen ziemlich großen Schritt für Singapur geplant."

Booth ergänzt: "Wichtig war wieder in den Windtunnel zu kommen, was wir jetzt geschafft haben. Das nächste wird sein, in die neue Fabrik umzuziehen. Das wird im September passieren. Im Moment operieren wir von drei verschiedenen Standpunkten aus, was nicht ideal ist. Wenn wir alle wieder unter einem Dach agieren, ist das schon ein großer Schritt vorwärts für uns."