• 20.05.2010 09:28

  • von Roman Wittemeier

Mallya: Auch ohne Ecclestones Segen...

Vijay Mallya hat mit seinem Projekt Force India Erfolg und überrascht damit sogar Formel-1-Boss Bernie Ecclestone: Mit klarem Konzept zum Ziel

(Motorsport-Total.com) - Noch vor wenigen Monaten rieb man sich verwundert die Augen, wenn ein Force-India-Bolide mal auf den Punkte-Positionen auftauchte, doch mittlerweile ist dies zur Normalität geworden. Die Mannschaft von Vijay Mallya hat einen grandiosen Aufstieg hingelegt. Vom anscheinend hoffnungslosen Hinterbänkler zum soliden Punktekandidat - manchmal sogar mehr. Für den Aufschwung ist der Technikdeal mit McLaren und Mercedes ebenso verantwortlich wie die klare Vision von Milliardär Mallya.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya (Teameigentümer)

Entspannt: Vijay Mallya ankerte mit seiner Indian Empress im Hafen von Monaco

Der Inder machte aus den Spyker-Überresten innerhalb von drei Jahren ein konkurrenzfähiges Team. "Die Idee vom Kauf eines Teams habe ich Bernie Ecclestone erstmals 2007 vorgestellt als ich als Sponsor bei Toyota im Boot saß", erklärt Mallya in der 'Times of India'. Die Reaktion des Formel-1-Chefs war jedoch eindeutig: "Er sagte, ich solle bloß die Finger davon lassen. Das war sein spontaner Ratschlag für mich."#w1#

"Ich hatte aber ein klares Konzept", schildert der indische Geschäftsmann weiter. "Ich wollte nicht nur einfach Geld in die Mannschaft pumpen, sondern konsequent ein konkurrenzfähiges Team mit indischen Wurzeln aufbauen. Ich sagte Bernie, dass es für den Sport sehr wichtig sei, eine indische Mannschaft zu haben. Er hatte gerade zuvor den Deal über einen Grand Prix in Indien ab 2011 abgeschlossen. Meine Entscheidung war im Nachhinein völlig richtig."

"Ich wusste, dass er es wirklich will", so die Reaktion von Ecclestone auf die Hartnäckigkeit des Kingfischer-Chefs. "Mir war klar, dass wenn Vijay seine ganze Energie in ein solches Projekt steckt, dann wird es ein Erfolg." Mit einem Lachen fügt der Brite aber hinzu: "Auf der anderen Seite war es so, dass ich jederzeit eine andere Lösung für Spyker gefunden hätte, wenn er es nicht gemacht hätte." Dennoch kam dem Formel-1-Macher die "indische Note" gerade recht: "Go East! Das war damals meine Devise."

Vijay Mallya (Teameigentümer), Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Gute Bekannte: Vijay Mallya und Bernie Ecclestone sind oft im Dialog Zoom

So skeptisch Ecclestone zu Beginn auch war: Mallya galt nicht als Neuling in der Königsklasse. "Ich war seit 1995 Sponsor bei Benetton, hatte mit Michael Schumacher und Flavio Briatore zusammengearbeitet", erklärt der indische Teamchef seine Formel-1-Geschichte. "Ich habe die Entwicklungen verfolgt. Das war ein ganz wichtiger Faktor. Ich wusste genau, auf was ich mich da einlasse. Ein ebenso wichtiger Faktor war, dass der gesamte asiatische Raum in der Formel 1 auf dem Vormarsch war."

Nun ist Mallya auf der Suche nach weiterer indischer Würze für sein Formel-1-Gericht. Ein Pilot aus der Heimat soll dem Team zusätzlichen Schub verleihen. Kandidaten wie beispielsweise HRT-Mann Karun Chandhok wurden jedoch nicht für gut genug befunden. "Ich hätte gern einen Inder im Cockpit", sagt der Force-India-Boss. "Ich bin doch nicht blöd. Es ist mir völlig klar, welche Resonanz so etwas in Indien erzeugen könnte. Aber es gibt derzeit keinen indischen Fahrer, der mit den Besten mithalten könnte."

Ecclestone nickt zustimmend. Aus Sicht des Briten ist Geduld genau der richtige Weg bei der Suche nach dem passenden Kandidaten. "Wenn er einfach irgendeinen Inder nimmt, der schließlich nur hinterherfährt, dann ist niemandem geholfen. Das wäre sogar kontraproduktiv", meint der Brite, der sich schon auf den ersten Indien-Grand-Prix freut. "Ich habe bei meinen Besuchen festgestellt, dass selbst die ärmsten Inder keinen Neid kennen", beschreibt Ecclestone die Mentalität.

"Ich wünsche mir, dass wir dort mehr Zuschauer erleben werden als überall sonst auf der Welt", zeichnet Mallya seine Vision vom Heimrennen seiner Mannschaft. Die neue Rennstrecke nahe der Hauptstadt Delhi soll zum Motorsport-Mekka der Region werden. "Wundervolle Fans sollen ihre Leidenschaft und ihre Liebe für die Formel 1 dort offen ausleben", so der Wunsch des Milliardärs, dessen Team in der Gesamtwertung derzeit vor Williams, Toro Rosso und Sauber rangiert.