Lopez hatte sich von Russland mehr erhofft

Genii-Chef Gerard Lopez erklärt, warum der russische Traum für ihn geplatzt ist, sieht Witali Petrow aber auch weiterhin in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Als bis dahin vielleicht bestunterstützter Paydriver der Formel-1-Geschichte kam Witali Petrow (inzwischen von Pastor Maldonado abgelöst) 2010 in die Formel 1. Doch Ende 2011 wurde er von Genii Capital trotz eines bestehenden Vertrags gefeuert, weil sein russisches Umfeld die abgegebenen Versprechen offenbar nicht halten konnte.

Titel-Bild zur News: Gerard López

Gerard Lopez hatte sich viel mehr Unterstützung aus Russland erhofft

So wird in Insiderkreisen gemunkelt, dass Petrow-Sponsor Lada seine Raten mehrfach zu spät überwiesen hat und generell nicht zuverlässig gewesen sein soll - übrigens ein Grund, warum Caterham schriftliche Garantien für jene zwölf Millionen Euro sehen will, die es Petrow kosten würde, das Cockpit von Jarno Trulli zu übernehmen. Seine Managerin Oksana Kossatschenko hat nur noch diese Woche Zeit, um die erforderlichen Zusagen aufzutreiben.

Millionenschwere Hoffnungen geplatzt

Beim Genii-Team Lotus hat man den Abgang des russischen Piloten und seiner Sponsoren jedenfalls gut verkraftet: "Wir spüren kaum negative Auswirkungen", sagt Teameigentümer Gerard Lopez und kritisiert: "Ehrlich gesagt hatten wir gehofft, mehr positive Effekte zu spüren." Denn spätestens als Kossatschenko einen von Genii organisierten Formel-1-Test für Ministerpräsident Wladimir Putin möglich machte, hoffte Lopez, dass der Rubel rollen würde.

Das schien auch durchaus realistisch zu sein, schließlich wird 2014 in der Olympiastadt Sotschi erstmals ein Grand Prix von Russland stattfinden. Mit mehreren Roadshows in Moskau trug das damalige Renault-Team tatkräftig dazu bei, bei zehntausenden Russen die Vorfreude auf die Königsklasse des Motorsports zu wecken. Zudem war die Euphorie groß, als Petrow beim Saisonauftakt 2011 erstmals auf das Podium fuhr.

Aber Lopez ist skeptisch, ob der Grand Prix von Russland zum durchschlagenden Erfolg wird: "Das ist die große Herausforderung, wie wir zum Beispiel in China gesehen haben. Dort gibt es noch viel Arbeit zu erledigen", stellt er nüchtern fest, erwähnt aber auch: "Indien ist das genaue Gegenteil: Das war ein toller erster Grand Prix mit regem Interesse. Das ist das richtige Beispiel und ich hoffe, dass Russland eher wie Indien ist als wie China."

Petrow als Zugpferd notwendig

Aus diesem Grund hofft er, dass Petrow 2014 noch in der Formel 1 am Start sein wird, denn ohne nationales Zugpferd ist eine Sportveranstaltung immer um eine Attraktion ärmer. Lopez zweifelt auch nicht daran, dass sein Ex-Schützling das Zeug dazu hat, seine Landsleute zu begeistern: "Ein Fahrer wie Witali kann viel bewirken", meint er. "Ich glaube nicht, dass seine Formel-1-Karriere vorbei ist. Jemand wie er wird wieder einen Job finden."

"Ich glaube nicht, dass Witalis Formel-1-Karriere vorbei ist." Gerard Lopez

"Wir hatten 2011 einen russischen und einen brasilianischen Fahrer, also waren wir natürlich auf der Suche nach russischen und brasilianischen Sponsoren", erinnert sich Lopez an die vergangene Saison. "Das sind immer noch zwei sehr wichtige Länder für uns, in die wir gute Kontakte unterhalten, und wir reden immer noch mit diesen Sponsoren. Wir haben aber keinen Fahrer mehr aus ihren Ländern. Wir sind jetzt geografisch weniger festgelegt als vorher."