• 14.11.2004 19:19

  • von Fabian Hust

Lauda: Erfolg für 'Red Bull' über Nacht unmöglich

Niki Lauda und Gerhard Berger analysierten am Sonntag den Formel-1-Einstieg von 'Red Bull' mit einem eigenen Rennstall

(Motorsport-Total.com) - Nach der Übernahme des Jaguar-Formel-1-Rennstalls durch den Energie-Getränke-Hersteller 'Red Bull' wartet die Formel 1 auf die offizielle Bekanntgabe durch das Unternehmen, welche für den (morgigen) Montag erwartet wird. In der 'ORF 1'-Sendung 'Sport am Sonntag' äußerten sich die beiden österreichischen Ex-Formel-1-Piloten Gerhard Berger und Niki Lauda zur Übernahme des 300 Mann starken Rennstalls, dem nach dem Formel-1-Rückzug von Mutterfirma Ford das Aus drohte.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda verfällt beim Thema 'Red Bull' nicht in Euphorie

Für lediglich 1 Million Dollar soll Mateschitz am Wochenende den Rennstall aus Milton Keynes gekauft haben, dafür garantiert er Ford jedoch, dass alle Mitarbeiter für mindestens drei Jahre an Bord bleiben - kein anderer Bieter wollte diese Garantie scheinbar abgeben. Für das US-amerikanische Unternehmen bedeutet dies, dass man viele Millionen spart, die man normalerweise den Angestellten als Entschädigung hätte zahlen müssen, was den niedrigen Kaufpreis erklärt.#w1#

Im Sommer hatte es schon einmal eine Anfrage gegeben, doch damals lehnte Ford das Kaufangebot von 'Red Bull' ab. Für viele Experten überraschend kam dann die 180-Grad-Wende des Unternehmens. Statt wie geplant noch mehr Geld in das Formel-1-Projekt zu pumpen, um endlich die geforderten Erfolge zu feiern, entschloss man sich, das Motorsportprogramm umfangreich zusammenzustreichen. Der Projektstopp in der Formel 1 war als teuerster Posten der logische Schritt, um das finanziell angeknackste Unternehmen zu stabilisieren. Das wiederum sorgte dafür, dass man in Detroit umdenken musste und das Team verkaufen wollte.

"Natürlich habe ich immer wieder meine Meinung zu diesem Thema abgegeben", so Berger, der schon als Teamchef des Rennstalls gehandelt wird. "Ich war aber nie ein Berater von Didi, wir sind lediglich seit vielen Jahren gute Freunde. Klar, ich habe zu diesem Thema die eine oder andere Meinung geäußert und ich nehme auch an, dass sie Didi ernst genommen hat. Aber es sind alles lockere Gespräche, die wir führen."

"Ich finde es super, jetzt haben wir endlich nach Walter Wolfs Team wieder einen österreichischen Rennstall", so Niki Lauda. "Ich kann Didi verstehen, er ist ein Vermarktungsprofi für sein Getränk. Das Formel-1-Team passt zu seinen verschiedenen Projekten, die er im Moment am Laufen hat. Ich weiß, dass ihn dieses Thema seit langem beschäftigt, es gab bei den Verhandlungen immer wieder Up und Downs. Vor einem halben Jahr war das Thema ja schon einmal gestorben."

Für Berger kommt der Einstieg von 'Red Bull' in die Formel 1 mit einem komplett eigenen Team zum richtigen Zeitpunkt: "Es ist der nächste Schritt in einem langjährigen Konzept, das in den 80er Jahren mit mir in der Formel 1 begonnen hat und das über die Junior-Förderung ging. Dies ist jetzt der Schritt in die Königsklasse und das ist nun einmal die wichtigste Motorsportserie. Ich bin überzeugt, dass Mateschitz auch hier seinen Weg machen und erfolgreich sein wird."

Gleichzeitig warnt der 45-Jährige jedoch davor, das Thema "Österreichisches Nationalteam" zu überbewerten: "Ich glaube, man muss aufpassen, dass man nicht in das nationale Denken gerät und so versucht, etwas zusammenzustellen, was schlussendlich nicht das Ideale sein könnte. Es geht jetzt darum, sich in den kommenden Monaten aufzustellen und es ist dabei eigentlich völlig egal, welche Nationalität in das Team reinkommt. Es geht einfach darum, die besten Leute zu finden und mit diesen so schnell wie möglich Erfolg zu haben."

Dieser Weg könnte jedoch lang und steinig werden, wie Lauda anmerkt: "Man kann eines überhaupt nicht erwarten, nämlich, dass das Team vom einen auf den anderen Tag Rennen gewinnt. Ein Formel-1-Team ist etwas sehr Kompliziertes, es braucht meiner Meinung nach drei bis fünf Jahre, während denen man das Puzzle zusammenfügen muss, um überhaupt Erfolg zu haben."

Zu dem heißen Thema "Berger als Teamchef?" äußerte sich der Familienvater wie folgt: "Ich habe mich vor einem Jahr entschlossen, einen Richtungswechsel einzuschlagen und Prioritäten anders zu setzen. Jetzt dort eine Aufgabe zu übernehmen würde für mich schon bedeuten, herumzurudern und umzudenken. Ich muss mal schauen. Es ist jetzt zu früh, diese Frage zu beantworten. Aber man soll nie nie sagen. Jetzt hat 'Red Bull' das Team erst einmal gekauft, in den kommenden Wochen werden einige Diskussionen stattfinden und dann werden wir schauen."

Nach Ansicht von Niki Lauda müsse man zunächst einmal abwarten, was Mateschitz mit dem Team vorhat, was zwei bis drei Monate dauern könnte. Er selbst schließt eine Rolle als Teamchef aus und geht davon aus, dass der Rennstall zunächst mit dem bisherigen Management weitergeführt werden wird, zumal bereits in Kürze die Wintertestfahrten beginnen, bevor es dann in die Weihnachtspause geht. Dieser Zeitdruck erhöht laut Lauda auch die Chancen von Christian Klien, für kommendes Jahr im Team zu bleiben. Ein Wechsel an der Spitze, so der Österreicher, könnte zu diesem Zeitpunkt im Ernstfall ein Schuss sein, der nach hinten losgeht.