• 19.06.2008 22:00

Kubica: "Manchmal gewinnt der Konstanteste"

Robert Kubica sieht sich selbst nicht als WM-Anwärter, freut sich aber auch Magny-Cours und sieht den hohen Preis für die Superlizenz nicht ein

(Motorsport-Total.com) - Seit seinem ersten Grand-Prix-Sieg in Kanada ist Robert Kubica auch WM-Führender. Der BMW Sauber F1 Team Pilot kommt mit großem Selbstvertrauen zum achten Saisonrennen nach Magny-Cours, weiß aber, dass sein F1.08 immer noch nicht das schnellste Auto im Feld ist, wie er heute im Rahmen der FIA-Pressekonferenz erklärte.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Kubica kommt mit dem Selbstbewusstsein des WM-Leaders nach Magny-Cours

Frage: "Wenn wir zurückblicken auf Kanada - was denkst du über das Rennen, was hast du gelernt und was waren deine Gefühle nach dem Rennen?"
Robert Kubica: "Es war ein großartiges Wochenende: der erste Sieg meiner Formel-1-Karriere und der erste Sieg des BMW Sauber F1 Teams mit Nick (Heidfeld; Anm. d. Red.) auf Platz zwei. Wir hatten ein bisschen Glück mit dem Zwischenfall in der Boxengasse, aber das ist der Rennsport. Wir hatten in Monaco ein bisschen Pech, Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) dafür ein bisschen Glück. In Kanada war es umgekehrt. Ein gutes Wochenende."#w1#

Tests in Barcelona

Frage: "Wie waren die Reaktionen nach deinem ersten Sieg und wie war es bei deinem Besuch in Polen?"
Kubica: "Ich denke, jeder kennt die Reaktionen - das konnte ja jeder sehen. Wir sind dann nach Europa geflogen, um in Barcelona zu testen. Ich habe zwei Tage lang getestet, Nick hat am letzten Tag getestet. Wir haben versucht, das Auto zu verbessern und auf die nächsten Rennen abzustimmen. Es war ein gutes Wochenende in Kanada, aber wir dürfen nicht abheben und müssen weiter hart arbeiten, denn wir liegen noch hinter Ferrari und McLaren und müssen unser Defizit in schnelleren Schritten wettmachen. Da werden wir unser Bestes geben."

"Ich kam zurück nach dem Kanada-Unfall, daher war Platz vier das Maximum." Robert Kubica

Frage: "Hier in Magny-Cours warst du im Vorjahr sowohl im Qualifying wie auch im Rennen Vierter."
Kubica: "Das war ein gutes Wochenende für uns. Ich kam zurück nach dem Kanada-Unfall, daher war Platz vier das Maximum. Ich mag es, hier zu fahren. Auf dieser Strecke gibt es alle Kurventypen: Hochgeschwindigkeitsschikanen, langsame Schikanen, Haarnadeln und schnelle Kurven. Es ist eine gute Strecke - ich genieße es, hier Rennen zu fahren."

Frage: "Glaubst du, dass ihr Ferrari und McLaren-Mercedes hier herausfordern könnt?"
Kubica: "In letzter Zeit war das schwierig. In Kanada haben uns im Qualifying die Streckenverhältnisse geholfen, denn der Asphalt ist aufgebrochen und die Bedingungen waren ganz anders als im Freien Training. Ich habe eine schnelle und saubere Runde hinbekommen und landete in der ersten Reihe, aber wenn ich mir das Freie Training, Monaco, die Türkei anschaue, dann ist unser Rückstand recht groß. Wir müssen unser Bestes geben. Lewis muss um zehn Plätze weiter hinten starten. Das werden wir versuchen auszunutzen."

Frage: "Kimi Räikkönen hat sich nach Kanada über deinen Sieg gefreut, weil er Lewis Hamilton als seinen Hauptgegner um den WM-Titel sieht. Fühlst du dich unterschätzt?"
Kubica: "Ich denke nicht. Wenn man meine Situation und die meines Teams sieht, dann sind wir keine WM-Anwärter. Normalerweise gewinnt das schnellste Auto mit dem besten Fahrer den Titel, aber manchmal gewinnt auch der Konstanteste. Nur dadurch führen wir momentan in der Weltmeisterschaft - weil wir keine Fehler gemacht haben."

Zufrieden mit der Zuverlässigkeit

"Unsere Strategien waren ziemlich gut, unsere Zuverlässigkeit war ziemlich gut. Wir haben unser Auto stark verbessert, die Zuverlässigkeit ist perfekt und die Jungs in der Fabrik haben massive Fortschritte erzielt, denn im Vorjahr haben wir viele Punkte verloren, indem wir nicht ins Ziel gekommen sind. Das ist jetzt anders. Aber wenn ich an Kimis Stelle wäre, dann würde ich mir auch wegen Lewis mehr Sorgen machen als wegen mir."

"Die Superlizenz ist seit dem Vorjahr immens teurer geworden." Robert Kubica

Frage: "Fernando Alonso hat heute bestätigt, dass die GPDA nun die Kosten für die Superlizenz analysiert - wie viel die 1.000-prozentige Erhöhung die Fahrer kostet und wie viel mehr man pro WM-Punkt bezahlen muss. Er hat auch angedeutet, dass die Fahrer im schlimmsten Fall streiken könnten. Würdest du die anderen Fahrer dabei unterstützen?"
Kubica: "Ich stimme dem zu, was Fernando gesagt hat, denn die Superlizenz ist seit dem Vorjahr immens teurer geworden - verachtfacht oder so. Das ist viel Geld, vor allem wenn einer wie Lewis in seinem ersten Jahr so viele Punkte geholt hat."

"Andererseits gibt es erfahrene Piloten in langsamen Autos, die keine Punkte holen und denen das alles egal ist, weil sie weniger betroffen sind. Es wird schwierig, alle Fahrer auf einen gemeinsamen Nenner zu polen, aber wir werden versuchen, die FIA davon zu überzeugen, dass sie die Kosten reduzieren soll."

Frage: "Eine Fachzeitschrift hat berichtet, dass nur zehn Formel-1-Piloten mehr als zehn Millionen US-Dollar verdienen. Seid ihr im Vergleich zu anderen Sportlern unterbezahlt?"
Kubica: "Ich fahre nicht des Geldes wegen. Natürlich muss ich mir Essen kaufen und irgendwo wohnen, aber im Endeffekt fahre ich immer noch mit der gleichen Einstellung wie früher im Kart. Da bekam ich gar kein Geld. Das macht für mich keinen Unterschied."

Superlizenz: Argument Sicherheit

Frage: "Glaubst du, dass die Öffentlichkeit hinsichtlich der Superlizenz euren Standpunkt teilt, wenn man bedenkt, wie viel Geld ihr Formel-1-Fahrer verdient?"
Kubica: "Das Thema ist nicht neu, also sehe ich keinen Grund, warum wir es jetzt diskutieren sollten. Als Fahrer und als GPDA-Mitglied finde ich, dass die Kosten zu hoch sind. Die FIA sagt, dass das Geld für die Sicherheit verwendet wird. Sicherheit ist sehr wichtig, also sollten wir auch bezahlen, denn das Risiko eines schweren Unfalls ist ziemlich hoch."

"Ich sehe nicht ein, warum manche Fahrer mehr bezahlen müssen als andere." Robert Kubica

"Mein Unfall im Vorjahr und Heikkis (Kovalainen; Anm. d. Red.) in Barcelona zeigen, dass die FIA in dieser Hinsicht einen sehr guten Job macht. Ich sehe aber nicht ein, warum manche Fahrer mehr bezahlen müssen als andere. Unterm Strich fahren wir alle auf den gleichen Strecken."

Frage: "Das Gewicht des Fahrers ist sehr wichtig, aber nächstes Jahr wird es wegen der technischen Neuerungen noch wichtiger. Machst du dir Sorgen darüber und macht die GPDA Druck, dass das vorgeschriebene Minimalgewicht angehoben werden sollte?"
Kubica: "Das stimmt. Durch KERS werden die Autos viel schwerer. Schon jetzt war es in unserem Fall ein klarer Vorteil, weniger zu wiegen, also haben wir in der Fabrik hart daran gearbeitet, das Gewicht des Autos zu reduzieren. Auch ich habe abgenommen, sodass wir jetzt gute Resultate erzielen."

"KERS wird ungefähr 35 Kilogramm wiegen - da wird es sehr wichtig sein, leicht zu sein oder ein leichtes Auto zu haben. Die Teams werden da viel Geld investieren. Vielleicht wird die Formel 1 sogar gefährlicher, denn die Teile werden dadurch fragiler und ich mache mir Sorgen, dass sich einige Teams für leichte Fahrer entscheiden könnten, weil das Vorteile mit sich bringt. Ich finde nicht, dass das der richtige Weg wäre. Ich habe der FIA meine Meinung mitgeteilt, auch der GPDA. Die Antworten waren bisher negativ, aber wir werden sehen."

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