• 30.07.2010 20:04

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Jedes Team hat seine Höhen und Tiefen"

Renault-Fahrer Robert Kubica über die Neuerungen seines Teams in Ungarn, die Entwicklungsrate während der Saison und die jüngsten Erkenntnisse

(Motorsport-Total.com) - In Monaco kamen Robert Kubica und das Renault-Team sehr gut zurecht, doch daraus will der polnische Rennfahrer nicht automatisch schließen, dass sein R30 auch in Ungarn perfekt funktioniert. Im Freien Training konnte sich Kubica jedenfalls auf dem aussichtsreichen siebten Platz klassieren, was er vor allem auf die jüngsten Updates an seinem Auto zurückführt. Wie der 25-Jährige in seiner Medienrunde erläutert, konnte Renault vor allem beim angeströmten Diffusor Fortschritte erzielen.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica gibt sich entspannt: Die Neuerungen bei Renault funktionieren

Frage: "Robert, vor dem Wochenende sagtest du, dass du Ungarn nicht für eine Wiederholung von Monaco hältst. Warum rechnest du damit, keine so gute Leistung zeigen zu können, wie in Monte Carlo?"
Robert Kubica: "Schlicht und ergreifend deswegen, weil das schon so lange zurückliegt. In der Formel 1 ändern sich die Dinge recht schnell. Das vergangene Wochenende war dafür doch ein wirklich gutes Beispiel."#w1#

"Ferrari war konkurrenzfähig - überraschend konkurrenzfähig, muss man sagen. Das Timing war für uns in Monaco etwas besser. Dort waren wir im Vergleich zu unseren Konkurrenten in einer guten Verfassung. Jetzt hat es den Anschein, dass viele Teams aufholen konnten. Viele konnten sich steigern. Außerdem ist der Hungaroring als Rennstrecke nur bedingt mit Monaco vergleichbar."

Frage: "Würdest du sagen, dass die Entwicklungsrate bei Renault nach dem aggressiven Start etwas nachgelassen hat?"
Kubica: "Nein. Uns war natürlich schon klar, dass es sehr schwierig werden würde, eine solche Entwicklungsrate aufrecht zu erhalten. Jedes Team hat im Jahresverlauf nun eben seine Höhen und Tiefen, um es einmal so zu formulieren."

"Wichtig ist nur die langfristige Entwicklung." Robert Kubica

"Manchmal machst du vielleicht mehr Potenzial oder Zugewinn aus, als du eigentlich erwartet hattest, manchmal fällt die Steigerung vielleicht geringer aus. Wichtig ist nur die langfristige Entwicklung. Ich sage immer: Auch wenn du ein neues Paket oder so etwas an den Start bringst, dann musst du drei bis vier Rennen warten, bis du sehen kannst, wo du damit im Vergleich zur Konkurrenz stehst."


Fotos: Robert Kubica, Großer Preis von Ungarn


"Man könnte sich ja in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung befinden. Aus diesem Grund rechne ich damit, dass es deswegen etwas schwieriger für uns wird als in Monaco. Vielleicht ist es fast unmöglich. Diese Strecke sollte aber besser für uns sein als zum Beispiel Silverstone. Wir werden sehen."

Wie gut ist Renault in Ungarn?

Frage: "Ungarn schein McLaren nicht gerade entgegen zu kommen. Könnt ihr dieses Team auf dem Hungaroring hinter euch lassen?"
Kubica: "Das hoffen wir. Wir wünschen uns natürlich, auch alle anderen zu schlagen. Realistisch betrachtet wird das allerdings ein sehr schwieriges Unterfangen. Wir müssen einfach einmal abwarten. Das kann man nur schwer einschätzen, wenn man nur die Trainingsergebnisse des Freitags als Grundlage hat."

"Die Geschwindigkeit von Red Bull war unglaublich." Robert Kubica

"Unser Auto hat sich am Morgen jedenfalls recht ordentlich angefühlt. Die Geschwindigkeit von Red Bull war aber unglaublich. Obwohl man ein ziemlich gutes Gefühl für das Auto hat, fehlt einem mindestens eine Sekunde auf die Spitze. Die Lücke ist also gewaltig. Wir hoffen einfach darauf, dass die anderen weniger konkurrenzfähig sind als wir."

Frage: "Renault setzt schon seit geraumer Zeit auf den angeströmten Diffusor. Hattet ihr dabei ähnliche Probleme wie McLaren? Zweite Frage: Musstest du deinen Fahrstil umstellen, um am besten damit klarzukommen?"
Kubica: "Wir hatten keine größeren Schwierigkeiten damit. Das Team hatte sehr viel Zeit damit verbracht, dieses Element zu entwickeln. Es sind viele Anstrengungen in dieses Projekt geflossen, sodass wir es bestmöglich zum Funktionieren bringen konnten."

"Als wir es schließlich einführten, fühlten wir uns ziemlich bereit. Wir waren zuversichtlich, dass uns das neue Teil einen Vorteil bescheren würde. Natürlich handelt es sich dabei um eine sehr komplexe Geschichte - vor allem, wenn man es während der Saison einführt. Dadurch können sich einige Nachteile ergeben, wie wir sie anfangs verspürt haben. Wir haben dann versucht, eben diese nach und nach zu eliminieren."

"Wir wollten das Teil zu einhundert Prozent zum Arbeiten bringen. Hier in Ungarn haben wir einen weiteren Fortschritt in dieser Sache am Start. Ein großer Nachteil, den wir im Zusammenhang mit dem angeströmten Diffusor seit Valencia hatten, hat sich nun erledigt. Das sollte uns eine bessere Leistung als in den vergangenen Rennen bescheren."¿pbvin|512|2968|inside|0|1pb¿

Ist der F-Schacht das Allheilmittel?

Frage: "Was war der große Nachteil, den ihr beim angeströmten Diffusor aussortiert habt?"
Kubica: "Sagen wir es so: Jetzt haben wir mehr Motorleistung. Es war nicht so, dass die frühere Ausbaustufe überhitzte. Der alte Auspuff hat uns einfach nicht die Ergebnisse eingebracht, die wir uns davon versprochen hatten. Im Vergleich zu unserer normalen Auspuffanlage haben wir einfach an Leistung verloren. Die jetzige Lösung scheint richtig gut zu funktionieren."

Frage: "In diesem Jahr gab es bislang drei große technische Themen: den F-Schacht, den angeströmten Diffusor und nun die niedrigen Frontflügel. In welchem dieser drei Bereiche ist deiner Meinung nach die meiste Leistung zu holen?"
Kubica: "Wenn es ordentlich funktioniert, dann der F-Schacht."

"Am Hungaroring hat der F-Schacht keine allzu große Auswirkung." Robert Kubica

Frage: "Auch in Ungarn? Was denkst du darüber?"
Kubica: "Am Hungaroring hat der F-Schacht keine allzu große Auswirkung. Das ist ja vollkommen klar. Je länger die Gerade ist, umso größer ist der Vorteil. Das ist das alte Lied, das wir auch schon bei KERS hatten: Damals sagte auch jeder, dass es in Monaco keinen Zugewinn darstellen würde."

"Und wenn ich mich recht erinnere, fuhr wenig später in Ungarn erstmals ein KERS-Auto zum Sieg. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen: Der F-Schacht oder auch der angeströmte Diffusor sind komplexe Systeme, die nicht nur Vorteile mit sich bringen. Es gibt auch einige Nachteile und diese gilt es abzuwägen. Du musst halt möglichst viel Profit aus dem Ganzen schlagen."