• 01.02.2010 20:56

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Es hat einwandfrei funktioniert"

Robert Kubica misst der Testzeit am ersten Tag in Valencia keinerlei Bedeutung bei: "Müssen dann schnell sein, wenn es wirklich darauf ankommt"

(Motorsport-Total.com) - Aus Renault-Sicht war der Testauftakt der neuen Saison ein Abziehbild des Vorjahres. Auch 2009 kam man mit hohen Erwartungen zu den Probefahrten, stellte dann nach eher ernüchternden Testzeiten fest, dass im Fahrzeug der Wurm steckt. Mit Neuzugang Robert Kubica lief es am Montag in Valencia kaum anders. Der Pole war in der Zeitenliste ganz unten, sogar Sébastien Buemi war mit wenigen Runden im neuen Toro Rosso schneller. Dennoch blieb Kubica in der anschließenden Fragestunde der Journalisten gelassen.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica wird an den ersten beiden Tagen in Valencia mit dem R30 fahren

Frage: "Robert, welches Gefühl hast du nach deiner ersten Fahrt mit dem Renault R30?"
Kubica: "Endlich konnte ich wieder ins Auto steigen, alle Piloten haben sich nach dieser langen Pause auf diesen Tag gefreut. Wenn man dann mit einem neuen Auto auf die Strecke geht, ist das immer ein besonderes, immer ein gutes Gefühl. Alle haben über den Winter unglaublich hart gearbeitet. Auch für die Ingenieure ist es ganz besonders, wenn das Rollout mit dem neuen Auto stattfindet. Es ist immerhin so etwas wie ihr Baby, dann freuen sie sich natürlich entsprechend."#w1#

"Es war für uns ein guter Tag. Wir wollten zunächst einfach Kilometer abspulen, die Zuverlässigkeit überprüfen und alle Komponenten auf Funktion checken. Alles hat bei uns einwandfrei funktioniert, ohne Probleme. Von daher sind wir wirklich zufrieden."

Frage: "Fühlst du dich im Auto wohl?"
Kubica: "Ja, das passt schon ganz gut. Man kann viele Tage mit dem Feintuning in der Fabrik verbringen, aber auf der Strecke entdeckst du immer wieder neue Sachen. Es geht um viele, viele Kleinigkeiten. Da gilt es einige Dinge zu ändern. Man muss dann immer den besten Kompromiss finden zwischen den Dingen, wie ich sie bisher gewohnt war und den Dingen, wie sie das Team gewöhnlich tut. Alle geben ihr Bestes, damit ich mich im Auto wohlfühle. Das ist toll, ich bin wirklich glücklich."

Frage: "Spürt man die anderen Reifen und die neue Länge des Fahrzeugs auf der Strecke?"
Kubica: "Dieser heutige Testtag mit den schmaleren Vorderreifen hat das bestätigt, was ich schon beim Jerez-Test im vergangenen Jahr gespürt hatte. Wir sind auch dort schon mal die schmaleren Reifen gefahren. Mir fehlt jetzt aber etwas die Vergleichsmöglichskeit, weil ich nun in einem völlig anderen Auto sitze. Man kann dann den Unterschied nicht wirklich erklären."

"In schnellen Kurven gibt es einer stärkere Tendenz zum Untersteuern." Robert Kubica

"Mein Eindruck ist, dass es viel leichter ist, diese Reifen zu stark zu strapazieren, weil es weniger Auflagefläche auf dem Asphalt gibt. In schnellen Kurven gibt es einer stärkere Tendenz zum Untersteuern. Die Haftung reißt mit den neuen Reifen etwas schneller ab als in der Vergangenheit."

Frage: "Kannst du nach diesem Tag schon die Performance einschätzen?"
Kubica: "Nein, es war sicherlich nicht der Tag, um das Leistungspotenzial einschätzen zu können. Aber das Auto lässt sich recht gut fahren, es ist ziemlich einfach. Das Gefühl für das Auto ist zu Beginn sehr wichtig. Aber wir müssen bestimmt noch einige Dinge anpassen, um es für meinen Fahrstil zu optimieren. Dieses Paket vermittelt mir aber viel Zuversicht, das grundsätzliche Gefühl ist gut. Wenn wir nun ein paar Dinge anpassen, sind wir auf einem guten Weg."

Frage: "Wie warst du denn unterwegs?"
Kubica: "Ich glaube, ich hatte selten so viel Gewicht wie heute (lacht)."

Frage: "Einige werden aber auf die Zeitenlisten schauen und nur erkennen, dass du Letzter warst..."
Kubica: "Das ist mir egal. Wie ich schon sagte: Die Priorität lag heute in einem ganz anderen Bereich. Beim Testen geht es nicht darum, am Ende des Tages in der Zeitenliste ganz oben zu sein. Natürlich ist es immer besser, wenn du oben stehst, weil du dann sicher sein kannst, dass die Performance stimmt."


Fotos: Renault, Testfahrten in Valencia


"Aber in diesem Jahr werden die Abstände bei den Tests viel größer sein. Wenn du im vergangenen Jahr vollgetankt gefahren bist, dann hattest du 60 oder 70 Kilogramm an Bord, ein leichtes Auto war mit 30 Kilogramm unterwegs. Das war nur wenig Unterschied. Heute kannst du aber Autos mit 30 Kilogramm und welche mit 150 Kilogramm auf der Strecke haben. Der Unterschied ist viel größer. Mir ist nur wichtig, dass wir dann vorne dabei sind, wenn es wirklich zählt. Und das ist erst in Bahrain."

"Ich bin sehr glücklich in meiner derzeitigen Situation." Robert Kubica

Frage: "Du hast gesagt, dass du nun endlich in einem Team bist, welches deiner Mentalität entgegenkommt. Bist du nun zufrieden?"
Kubica: "Ich bin sehr glücklich in meiner derzeitigen Situation. Sie geben mir wirklich das Gefühl, dass alle daran arbeiten, damit ich mich im Auto gut fühlen kann. Sie geben ihr Maximum, suchen mit aller Macht nach dem besten Weg. Ich hoffe, dass es die gesamte Saison so weitergeht. Einem Fahrer vermittelt das immer ein gutes Gefühl, wenn du siehst, dass die Leute alles geben, sie alles tun, um dir zu helfen. So sollte es aus meiner Sicht sein."

Frage: "Michael Schumacher war sofort wieder vorne dabei. Rechnest du damit, dass er auf Anhieb wieder mithalten kann?"
Kubica: "Ja. Warum auch nicht? Er ist siebenfacher Champion, einer der besten Fahrer aller Zeiten. Er ist mit Sicherheit der beste der vergangenen zehn oder 15 Jahre. Es ist also normal, dass er vorne mitfährt. Er ist außerdem GP2 gefahren. Er kommt ja nicht aus dem Nichts. Er hat immer etwas gemacht, wir haben uns auch mehrfach bei Kartevents getroffen. Er fühlt sich anscheinend sofort wieder im Auto heimisch."