Kritik an Ferrari-Kopie prallt von Haas-Technikchef ab

Haas-Technikchef Günther Steiner versteht die zunehmende Kritik an der engen Kooperation mit Ferrari nicht: "Wir alle haben das gleiche Reglement"

(Motorsport-Total.com) - Mit einem fünften und einem sechsten Platz in den ersten beiden Saisonrennen ist das neue Haas-Team bisher die positive Überraschung des Jahres. Aber es gibt auch Kritiker: "Was Haas gelungen ist, ist ja schön für ihn. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich der Weg ist, den die Formel 1 einschlagen sollte", meint beispielsweise Williams-Technikchef Pat Symonds.

Titel-Bild zur News: Günther Steiner

Günther Steiner lässt sich nicht auf die Kritik von Pat Symonds und anderen ein Zoom

Symonds bezieht sich damit auf die enge Kooperation zwischen Haas und Ferrari. Von der Scuderia aus Maranello beziehen die US-Amerikaner nicht nur den kompletten Antriebsstrang, sondern auch im Chassisbereich wird eng zusammengearbeitet. Kritiker meinen, der VF-16 sehe dem 2015er-Ferrari aerodynamisch verblüffend ähnlich, sei effektiv ein Kundenauto - was für sie die Berechtigung, als echter Konstrukteur zu gelten, in Frage stellt.

Kritik, die von Haas-Technikchef Günther Steiner abprallt: "Jeder darf seine Meinung haben und sollte diese auch äußern dürfen. Wir sind mit unseren Erfolgen ziemlich glücklich. Wir haben all das unter Berücksichtigung des Reglements geschafft. Ich höre nicht wirklich auf die Kritiker, sondern wir konzentrieren uns darauf, mehr Punkte zu holen", erklärt der Südtiroler vor dem Grand Prix von China in Schanghai (Formel 1 2016 live im Ticker).

Seiner Meinung nach sei Neid das Motiv, warum Haas kritisiert wird, schließlich stehen die Newcomer als WM-Fünfter derzeit vor Teams wie Force India, McLaren, Renault und Sauber. "Kann sein, dass manche sagen, dass das so nicht geht, wie wir das gemacht haben. Aber warum haben sie es nicht selbst gemacht?", fragt Steiner. "Ich will mich da aber nicht verstricken, sonst geht die Diskussion ewig weiter. Es gibt dafür keinen Grund. Wir sind mit unserer Position glücklich."

"Wir alle haben das gleiche Reglement. Jeder kann es lesen und daraus für sich die richtigen Schlüsse ziehen. Wir haben das gemacht, nehmen das Risiko in Kauf, denn niemand hat das vor uns gemacht. Wir haben daran geglaubt", sagt der Haas-Technikchef. Und: "Wenn es so einfach ist, warum macht es dann kein anderer?" Zumal es auch zwischen anderen Teams ähnliche, wenn auch weniger stark ausgeprägte Kooperationen gibt.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Schanghai

Auch Toro Rosso profitiert beispielsweise von Red-Bull-Know-how. Steiner sieht die Kritik daher gelassen: "Jeder weiß, dass die mechanischen Teile, die Aufhängungen, der Motor, das Getriebe und die Hydraulik von Ferrari stammen. Aerodynamik und Chassis wurden von uns selbst entwickelt. Wir haben immer klar gesagt, was wir machen. Es ist aber nicht so einfach. Unsere Leute haben sehr hart gearbeitet, um es dorthin zu schaffen."

Illegal sei das, was Haas mit Ferrari macht, jedenfalls nicht: "Wir dürfen keine Ferrari-Daten nutzen, sondern müssen alles selbst lernen oder die Erfahrungswerte unserer Leute nutzen. Wir sind nicht komplett blind, denn wir haben erfahrene Leute, aber wir haben keine Basisdaten. Jedes Mal, wenn wir an eine Strecke kommen, sammeln wir also mehr Daten. Und das wird von Rennen zu Rennen besser", erklärt er.