• 21.06.2014 12:01

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Kleine Schritte, große Ziele: Das plant die Formel 1

Die geplanten Regeländerungen ab 2015 beschränken sich auf reduzierte Tests und kleinere Technik-Anpassungen - Revolutionen sind Fehlanzeige

(Motorsport-Total.com) - Kostengünstiger, spannender, spektakulärer und sicherer: Die Formel 1 hat sich wie so oft für die Zukunft viel vorgenommen. Der Weg zu einer Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner ist jedoch gewohnt mühsam und von politischem Kalkül geprägt. Immerhin hat es in dieser Woche eine ganze Reihe von Vorschlägen durch die mit Teams, FIA, Sponsoren, Streckenbetreibern, Zulieferern sowie Bernie Ecclestone besetzte Königsklassen-Kommission geschafft.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo, Fernando Alonso, Start, Malaysia, 2014

Die Formel 1 kann sich nur auf eine Politik der kleinen Schritte verständigen Zoom

Was vorbehaltlich der Zustimmung durch den Motorsport-Weltrat des Automobil-Weltverbandes FIA alles Neues kommt, was es bringen soll und welche Vorschläge keine Mehrheit gefunden haben, zeigt 'Motorsport-Total.com' in einer detaillierten Übersicht.

Weniger Tests auf der Strecke und im Windkanal

Die Obergrenze für Tests im Windkanal wird ab der kommenden Saison von 80 auf 65 pro Jahr herabgesetzt. Dazu dürfen die Anlagen nur noch 25 statt 30 Stunden laufen. Computational Fluid Dynamics (CFD), die virtuelle Berechnung von Strömungsverhalten und eines der wichtigsten Simulationswerkzeuge der Formel 1, dürfen nur noch mit 25 statt 30 Gleichkommaoperationen pro Sekunde verlaufen. 2015 wird es wie gewohnt drei viertägige Tests vor der Saison geben, allerdings nur in Europa und nicht mehr in Bahrain. Ab 2016 wird das Programm auf zwei Tests reduziert.

Unter der Saison wird es nur noch zwei zweitägige Tests geben, insgesamt also vier Tage. Zwei davon müssen so genannte Young-Driver-Tests sein, bei denen Neulinge zum Einsatz kommen. "Ich würde ja sagen: 'Lasst uns aufhören, zu testen.' Dabei geht es nicht darum, für uns einen Vorteil zu bewahren. Für die Formel 1 in der Breite ist das nicht wichtig und auch nicht für die Zuschauer", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, verweist aber auf Honda als neuen Motorenhersteller, der auf Testkilometer angewiesen ist. Er hätte sich die Abschaffung von In-Season-Tests gewünscht.

Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' ist das in einem weiteren Verhandlungsschritt durchaus noch möglich, Wolff aber skeptisch: "Es würde Sie überraschen, wer tatsächlich dafür war, die Tests unter der Saison beizubehalten", erklärt der Österreicher. Fix ist hingegen, dass die Deadline für Reglement-Änderungen vom 30. Juni eines jeden Jahres auf den 1. März vorgezogen wird. So sollen die Teams mehr Zeit haben, sich darauf einzustellen - und der Vorteil für die "Großen" der Branche, die mit mehr Geld entwickeln, minimiert werden.

"Ich würde sagen: 'Lasst uns aufhören, zu testen.'." Toto Wolff

Keine Testteile und größere Räder

Künftig findet außerdem eine genaue Überprüfung des Autos am Freitag eines Rennwochenendes statt, anschließend wird die Konfiguration eingefroren. Das betrifft nicht das Setup, an dem weiter getüftelt werden darf. Allerdings dürfen keine Testteile mehr in Qualifying und Rennen genutzt werden. Was im 3. Freien Training am Samstagvormittag eingesetzt wird, bleibt weiter den Teams überlassen. Bei Antriebsstrang, Getriebe und Aufhängung muss ab 2015 am gesamten Wochenende die gleiche Einheit genutzt werden. Außerdem muss das Getriebe fünf Rennen lang halten.

In Sachen Technik gibt es dezente Veränderungen am Benzintank und dem Kabelbaum. Die Titanplatten am Unterboden, die für künstlichen Funkenflug sorgen sollen, bleiben. In dieser Regelfrage muss über Details allerdings noch diskutiert werden, schließlich wollen die Teams verhindern, dass die neuen Teile sowie möglicher Ballast als bewegliche Komponenten eingesetzt werden. Vor dem Hintergrund der Brake-by-Wire-Technologie wird die Gestaltung der hinteren Bremse überdacht, wobei Optik und Sicherheit besondere Beachtung geschenkt wird.


Fotos: Großer Preis von Österreich


19-Zoll-Räder sollen ab 2017 auf die Autos geschnallt werden. Außerdem legt das Reglement künftig fest, dass die Räder und die Bremsen mit der identischen Geschwindigkeit rotieren. Das soll verhindern, dass raffinierte Getriebe mit verschiedenen Gängen zur gleichen Zeit arbeiten. Auch müssen Kameras äußerlich sichtbar sein und dürfen nicht mehr - so wie zu Beginn der Saison bei Red Bull - versteckt in das Chassis eingearbeitet werden. Angedacht ist weiterhin eine zusätzliche Radsicherung, um sich verselbstständige Reifen in der Boxengasse zu vermeiden.

Nächtliche Sperrstunde wird verlängert

Die nächtliche Sperrstunde von Freitag auf Samstag, in der die Mechaniker keine Erlaubnis haben, am Auto zu arbeiten, wächst 2015 von sechs auf sieben Stunden, im Jahr darauf nochmals auf acht. Keine Mehrheit hat gefunden haben dagegen Vorschläge, Heizdecken für die Reifen abzuschaffen, in der Boxengasse nur mit Elektroantrieb zu fahren, die Anlieferung neuer Teile an die Strecke zu untersagen, Fahrernamen sowie Startnummern größer zu gestalten, die Rennlänge zu verändern und eine Verbindung der Vorder- mit der Hinterachsaufhängung zu verbieten.

Caterham, Mechaniker

Die Mechaniker dürfen künftig länger schlafen - die Sperrstunde wächst Zoom

Über die Rückkehr der aktiven Radaufhängung muss noch verhandelt werden. Schließlich haben machen Experten Zweifel, ob die Maßnahme wirklich so kosteneffizient ist, wie ihre Befürworter sich das vorstellen. Ferrari-Teamchef Marco Mattiaci ist nur bedingt zufrieden und bewertet den beschlossenen Maßnahmenkatalog kritisch: "Alle anderen Initiativen klingen für mich okay, aber sie erscheinen mir sehr taktisch motiviert und blenden das große Ganze aus, das große Potenzial, das die Formel 1 hat."

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