Keine Deadline für das McLaren-Honda-Projekt

Wie lange wird McLaren-Honda hinterherfahren und wie viel Zeit gibt man dem Projekt? - Eric Boullier und Yasuhisa Arai verteidigen die langfristige Kooperation

(Motorsport-Total.com) - Das Desaster von McLaren-Honda war für den Saisonauftakt in Melbourne absehbar. Immerhin schaffte es Jenson Button ins Ziel. Nach den Zuverlässigkeitsproblemen bei den Wintertests war alleine das ein kleines Wunder. Der Speed war dafür ernüchternd, denn der MP4-30 wurde zweimal vom Mercedes-Express überrundet. McLaren-Teamchef Eric Boullier will sich aber nicht auf einen Zeitplan, oder besser gesagt eine Deadline, festlegen, wann Honda die Probleme in den Griff bekommen muss.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button fuhr in der letzten Runde noch seine persönlich schnellste Zeit Zoom

"Es gibt keinen Zeitplan", bestätigt der Franzose. "Die Basis ist vorhanden, es ist aber ein Kreislauf. Wie bei der Frage nach der Henne und dem Ei. Wir können das Auto entwickeln, aber wenn man nicht schnell genug ist, kennt man die Performance-Parameter des Autos nicht." Honda musste im Albert Park die Leistung zurücknehmen, da die MGU-K überhitzte. Deswegen ist derzeit noch komplett unklar, ob McLaren ein gutes Chassis gebaut hat.

Da die Fahrer das Auto bisher nicht am Limit bewegen und an der Abstimmung arbeiten konnten, ist auch für die Weiterentwicklung nicht förderlich. Experten im Fahrerlager erkennen beim MP4-30 interessante Ansätze, vor allem beim Packaging, da die Kühler sehr eng gestaltet wurden. "Je mehr wir die Leistung erhöhen, desto mehr werden wir das Potenzial des Autos sehen", sagt Boullier. "Zu Beginn sollten wir auf einen Schlag massiv an Performance gewinnen."

"Wann wir aus eigener Kraft ein gutes Ergebnis erzielen werden, kann ich im Moment nicht sagen." Offen ist auch weiterhin die Frage, ob Honda in absehbarer Zeit Mercedes angreifen kann, wenn die Zuverlässigkeit im Griff ist. "Wir wissen, was passiert ist und werden vorsichtig die nächsten Schritte machen", sagt Honda-Motorenchef Yasuhisa Arai. "Nachdem wir ein Problem gefunden haben, gibt es beim nächsten Rennen eine Lösung. Es geht Schritt für Schritt voran. Ein genaues Datum kann ich aber nicht nennen."

Viele Fans sind von den bisher enttäuschenden Auftritten des Teams enttäuscht. Das Erbe der erfolgreichen Vergangenheit ist groß. Als Honda 1983 mit dem Spirit-Projekt den ersten Turbo-Motor für die Formel 1 baute, waren die Resultate ähnlich schlecht. Nur drei Jahre später war der Williams-Honda das dominierende Auto, obwohl Alain Prost mit dem McLaren-Porsche 1986 Weltmeister wurde.

"Wir wissen von den Simulationen, dass das Auto im Vergleich zum Vorjahresmodell sehr gut ist." Eric Boullier

Die aktuellen Herausforderungen mit dem Hybrid-Antrieb sind deutlich komplexer als in den 1980er-Jahren. Liegen die momentanen Schwierigkeiten tatsächlich nur an Honda? "Ich glaube nicht, dass wir ein Siegerauto haben und nur der Motor schlecht ist", meint Boullier. "Das Auto ist ein neues Konzept. Selbst wenn die Basis gut ist, das Auto fahrbar ist und die Performance vorhanden ist, müssen wir das Konzept immer noch weiterentwickeln."

"Wir wissen von den Simulationen, dass das Auto im Vergleich zum Vorjahresmodell sehr gut ist. Wir wissen auch, dass die Entwicklung der Aerodynamik und des Fahrwerks in den kommenden Monaten massiv sein wird." Mercedes hat nicht nur beim Motor und der Zuverlässigkeit, sondern auch beim Design des Fahrzeugs und der Aerodynamik die Latte für McLaren-Honda sehr hoch gelegt.