• 26.03.2009 14:42

Kafitz: Nürburgring kein Ersatz für Hockenheim

Sollten die Bemühungen in Hockenheim scheitern, dann wird es 2010 keinen Grand Prix in Deutschland geben - Nürburgring hat kein Interesse

(Motorsport-Total.com/sid) - Hockenheim hängt weiter in der Luft und der Nürburgring könnte nicht einspringen: Den deutschen Formel-1-Fans droht 2010 weiter die erste Saison ohne deutschen Grand Prix seit 50 Jahren. Nach der am Ende ergebnislosen Gemeinderatssitzung der Stadt Hockenheim am Mittwochabend hängt jetzt alles an einem geplanten "Elefantentreffen" der Ministerpräsidenten Günther Oettinger (Baden-Württemberg) und Kurt Beck (Rheinland-Pfalz) mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone am 20. Mai. Offenbar kann nur finanzielle Unterstützung aus Oettingers Landeskasse das Aus verhindern.

Titel-Bild zur News: Start in Hockenheim 2008

Die Zukunft der Formel 1 hängt in der Luft, was den Standort Hockenheim angeht

Darauf will sich die Stadt Hockenheim allerdings nicht verlassen, und vor dem von Oettinger angeregten Spitzengespräch, an dem auch Vertreter der in der Formel 1 engagierten Autohersteller BMW und Mercedes teilnehmen sollen, selbst aktiv werden. "Wir werden schon in den nächsten Tagen wieder das Gespräch mit Ecclestone suchen und weiter verhandeln", erklärte Oberbürgermeister Dieter Gummer, der einen Ausstieg bei entsprechenden Konditionen "weiter nicht ausschließen" will.#w1#

Immerhin sind die Chancen auf Landesmittel nicht mehr ganz so schlecht wie noch vor einigen Wochen. Denn für die Landesregierung ist Hockenheim ein Prestigeobjekt: "Das Land hat die Zielsetzung, die Formel 1 auch nach 2010 am Hockenheimring zu halten", erklärte Gummer. "Das ist zwar nicht unser derzeitiges Thema - für die Stadt geht es nur um 2010. Es ist aber auch klar, dass die Formel 1 wohl nicht zurückkommen wird, wenn 2010 nicht gefahren wird."

Bei der von Gummer geleiteten Sitzung im überfüllten Bürgersaal des Rathauses wurde allerdings klar, dass die 20.000-Einwohner-Stadt die Last eines Formel-1-Rennens, das 2010 voraussichtlich sechs Millionen Euro Verluste einfährt, zukünftig nicht mehr alleine tragen. "Hockenheim will und kann das drohende Defizit nicht auf sich nehmen", sagte Ring-Geschäftsführer Karl-Josef Schmidt.

Derzeit wechselt sich Hockenheimring mit dem Nürburgring als Veranstalter des deutschen Laufs ab. Der Nürburgring steht aber nicht als Ersatz zur Verfügung, falls Hockenheim das Rennen 2010 nicht ausrichten kann. "Definitiv nicht, das wäre nicht finanzierbar", sagt Nürburgring-Geschäftsführer Walter Kafitz, würde sich aber freuen, wenn Hockenheim im Rennen bliebe: "Denn eine negative Entscheidung würde den Standort Deutschland schwächen - und damit auch den Nürburgring. Ich würde es begrüßen, wenn die Formel 1 in Hockenheim bleibt, damit wir uns weiter abwechseln können."

¿pbvin|512|1393||1pb¿Ohne Landeshilfe bleibt Hockenheim wohl nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder richtet die Stadt, die 94 Prozent der Anteile an der Hockenheim-Ring GmbH hält, den Lauf 2010 aus und akzeptiert den Millionenverlust, oder die Kommune steigt vorzeitig aus dem Vertrag mit Ecclestone aus und muss eine Konventionalstrafe in ähnlicher Höhe befürchten. "Wir haben kein Druckmittel", meinte Schmidt hinsichtlich der beiden Optionen.

Doch egal, ob die Stadt aussteigt oder das Land seine in Aussicht gestellte Unterstützung konkretisiert und nach der Treffen im Mai in Stuttgart endlich Zahlen nennt, am Ende wird es zunächst das Geld des Steuerzahlers sein, mit dem das Loch gestopft wird. Dem gegenüber stehen aber auch rund acht bis neun Millionen Euro Steuereinnahmen, die ein Rennwochenende in die Kasse des Fiskus spülen würde. Aus diesen Rechenspielen will sich Hockenheim heraushalten. "Wir wollen mit einem wirtschaftlich neutralen Ergebnis aus den Verhandlungen rauskommen", meinte Gummer.