• 06.09.2014 09:44

  • von Norman Fischer & Dominik Sharaf

Juncadella & Astana: 2015 ein letzter Angriff auf die Formel 1

Daniel Juncadella hofft mit Sponsor Astana auf einen Sprung in die Königsklasse, doch sollte dieser 2015 nicht zustandekommen, dann sei das auch kein Beinbruch

(Motorsport-Total.com) - Force India überraschte am Freitag mit dem Einsatz von drei Fahrern im ersten Freien Training. Neben Nico Hülkenberg und Sergio Perez durfte auch Reservepilot Daniel Juncadella für die ersten Minuten hinters Steuer. Für den Spanier war es nach Großbritannien der etwas überraschende zweite Einsatz im Rahmen eines Grand-Prix-Wochenendes - doch es könnte auch das letzte Mal gewesen sein, dass der 23-Jährige in einem Formel-1-Auto gesehen wurde, denn eine Doppelrolle will Juncadella ab der kommenden Saison nicht mehr ausfüllen.

Titel-Bild zur News: Daniel Juncadella

Die Kappe verrät's: Daniel Juncadella hat einen kuriosen Sponsor Zoom

Neben seinen Einsätzen für Force India fährt der Spanier nämlich hauptberuflich DTM und könnte sich vollständig dorthin orientieren. Doch zuvor will Juncadella noch einen letzten Angriff auf ein Stammcockpit in der Formel 1 wagen: "Ich bin glücklich in der DTM, aber wenn sich eine Chance in der Formel 1 ergibt, werde ich sie im kommenden Jahr ergreifen", sagt er, betont aber: "Aber ich werde nicht noch länger warten. Die Chance muss kommen, und wenn nicht, dann werde ich mich auf die DTM konzentrieren."

"Ich bin jetzt am Scheideweg meiner Karriere angelangt, wo ich mich im kommenden Jahr für einen Weg entscheiden werde. Ein Doppelprogramm werde ich nicht mehr tun, weil es nicht zur Maximierung der Performance beiträgt", so Juncadella. Ermöglichen könnte ihm den Einsatz sein langjähriger Sponsor Astana, seines Zeichens Hauptstadt der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan. "Ich habe Astana, die gewillt sind, mir zu helfen. Wenn sie die Unterstützung dafür haben und es einen freien Platz für mich gibt, dann werde ich ihn vermutlich nehmen", sagt der Spanier.

Spanisch-kasachische Verbindung

Doch warum unterstützt die kasachische Hauptstadt eigentlich einen spanischen Piloten? "Es ist lustig", fängt Juncadella an zu erzählen. "In Spanien ist es schwierig, Unterstützung zu finden, weil die wirtschaftliche Situation seit 2007 nicht großartig war. Niemand war gewillt, junge Fahrer zu unterstützen, weil man sich zu Beginn auf Alonso konzentriert hat." Und als der Spanier ab 2007 keinen WM-Titel mehr einfahren konnte, sei auch der Boom auf der iberischen Halbinsel abgeflacht.

Daniel Juncadella

Bekommt der Spanier im kommenden Jahr seine Chance in der Formel 1? Zoom

In der Formel 3 habe dann Juncadellas Bruder einen ersten Deal mit Astana einfädeln können, "aber sie haben nicht wirklich Geld investiert. Wir haben das Auto dann einfach lackiert - und sie mochten, wie wir es getan haben. Sie haben mir weiter geholfen." Doch warum nun gerade Juncadella? "Sie sind auch halb spanisch, weil sie im Urlaub gerne an die spanische Küste fahren. Sie mögen Spanien sehr", lacht er.

In Kasachstan war der Force-India-Pilot übrigens selbst noch gar nicht: "Das musste jemand anderes für mich erledigen - in dem Fall mein Bruder", sagt er und hat dafür eine einfache Begründung: "Ich muss über das Fahren nachdenken und mich nicht mit den Sponsoren beschäftigen. Mein Bruder hat mir geholfen, und jetzt bin ich näher an mein Ziel gekommen" - die Formel 1. Doch sollte sich das letzte Ziel eines Stammplatzes nicht für die kommende Saison erfüllen, dann wäre das auch kein Beinbruch, meint er.

Keine Unterstützung in der DTM

"Wenn ich keine Chance habe, beunruhigt mich das auch nicht, weil die DTM ebenfalls eine großartige Serie ist. In der DTM wollen sie auch, dass ich mich auf das eine oder das andere konzentriere. Sie wollen mich langfristig und nicht, dass sie nur zweite Wahl nebenbei sind", so Juncadella.


Fotos: Force India, Großer Preis von Italien, Freitag


Übrigens: In der Tourenwagenserie ist sein Sponsor Astana nicht vertreten. "Wir haben vorgeschlagen, dass sie mir dort helfen, und haben das auch Mercedes vorgeschlagen. Aber in der DTM bezahlt man nicht für einen Sitz. Mercedes hat gesagt, es sei nicht nötig, weil sie mich als Fahrer für die Marke verpflichten." Doch die Formel-1-Welt ist eben ein anderes Pflaster. Und Kasachstan wird schon bald den Weg in die Formel 1 finden. Wenn nicht mit Juncadella, dann mit einem eigenen Grand Prix.