• 17.03.2012 11:52

  • von Dieter Rencken & Fabian Hust

Hülkenberg: "Morgen kann es ganz anders aussehen"

Von seinem guten Qualifying in Melbourne ist der Force-India-Pilot positiv überrascht, bleibt aber nur vorsichtig optimistisch gestimmt

(Motorsport-Total.com) - Mit dem neunten Rang und 1,529 Sekunden Rückstand auf die Konkurrenz packte es Nico Hülkenberg in seinem ersten Qualifying nach einem Jahr Pause gleich in die Top 10: "Ich habe es geschafft, in den dritten Qualifying-Durchgang zu kommen. Aus diesem Grund bin ich auch zufrieden."

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Rein, wieder raus - Hülkenberg muss sich an den Qualifying-Stress gewöhnen

Am Vormittag beendete der Deutsche das letzte Freie Training mit 1,348 Sekunden Rückstand auf Platz 14: "Es sah nach dem 3. Freien Training natürlich nicht allzu gut aus. Da sahen die Dinge eher etwas schwieriger aus. Wir haben danach noch einmal am Auto gearbeitet und ein paar Sachen verbessert. Meine Runde auf neuen Reifen im zweiten Qualifying-Durchgang war ebenfalls ziemlich gut. Es hat alles gepasst, darüber bin ich natürlich sehr glücklich."

Zu viel an der Elektronik gespielt

Im letzten Qualifying-Durchgang fehlten dem 24-Jährigen knapp anderthalb Zehntelsekunden auf seine Zeit des zweiten Durchgangs: "Ich habe im letzten Sektor noch etwas mit der Elektronik probiert, was nicht ganz so gut funktioniert hat, aber mehr als eine 1:26.3 wäre auch gar nicht möglich gewesen. Von daher hätte ich Maldonado nicht packen können. Man muss auch sagen, dass meine Runde im zweiten Qualifying-Durchgang eine richtig gute war und es ist immer schwierig, so etwas noch einmal zu wiederholen."

Alarmstimmung habe danach keine geherrscht: "Aber man schaut es sich natürlich schon genau an, wo man sich verbessern kann", blickt Hülkenberg auf die Zeit nach dem letzten Freien Training bis zum Qualifying zurück. "Vielleicht waren im 3. Freien Training auch ein paar schon mit weniger Benzin unterwegs als wir, und deshalb schneller."

Hülkenberg hat Respekt vor der geschlagenen Konkurrenz

"Wie gesagt, eine Platzierung in den Top 10 ist schön, aber Kobayashi und auch Perez werden uns noch zur Seite stehen. Auch im Vergleich zu Toro Rosso und Williams sieht es im Mittelfeld ehr eng aus. Heute war für uns ein guter Tag, das kann kommende Woche viel enger werden und anders aussehen."

Überhaupt ist das Ergebnis des Qualifyings für den Rennfahrer eine Überraschung: "Dass Sauber hinter uns steht, damit hatte ich ehrlich gesagt vor dem Qualifying nicht gerechnet. Aber ich hatte damals auch nicht damit gerechnet, dass wir es in den dritten Qualifying-Durchgang schaffen, um ehrlich zu sein. Das ist auch eine Überraschung."

"Ich weiß, dass Sauber mehr kann. Kobayashi konnte seine Runde aus dem ersten Qualifying-Teil nicht mehr wiederholen. Mit denen haben wir auch noch schwer zu kämpfen. Auch Williams sieht sehr stark aus. Ich weiß nicht, was Maldonado im ersten Sektor macht, aber dort fliegt er. Ich würde gern wissen, wo er die Zeit herholt."

McLaren-Vorstellung für "Hulk" keine Überraschung

Keine Überraschung stellt die Leistung von McLaren-Mercedes für Hülkenberg dar: "McLaren war schon immer mein Favorit. Ich habe das Auto beim letzten Test in Barcelona gesehen, da sah er einfach sehr kompakt und gut aus. Im Eins-Zwei-Drei-Komplex konnte es keiner so stehen lassen und sah so gut aus wie McLaren."


Fotos: Nico Hülkenberg, Großer Preis von Australien


Teamkollege Paul di Resta musste sich übrigens mit Position 15 zufrieden geben, war um rund 0,6 Sekunden langsamer: "Ich habe Pauls Runde gesehen. Er war auf einer besseren Runde, hatte dann aber auch in den letzten beiden Kurven zu kämpfen gehabt. Dort hat er einiges an Zeit verloren, ansonsten wäre es deutlich enger geworden."

Der Rost muss noch abfallen

Nach einem Jahr als Zuschauer wieder im Zeitenfahren am Steuer zu sitzen, erforderte etwas Eingewöhnung: "Man musste sich schon wieder an dieses Intensive gewöhnen, dass man auf die Strecke fährt, gleich wieder an die Box kommt, um sich neue Reifen zu holen, und wieder fährt. Es hat etwas gedauert, gute Leistung zu zeigen. Im ersten Qualifying-Durchgang war ich noch nicht in einem guten Rhythmus. Im zweiten Qualifying-Durchgang hat es schon viel besser funktioniert."

Und welches Ziel hat sich Hülkenberg für das Rennen im Albert Park vorgenommen? "Ich wäre morgen definitiv mit einem neunten Rang zufrieden. Ich möchte im Rennen definitiv dort bleiben, wo wir sind. Mehr wäre super, ein Traum. Es ist wieder mein erstes Rennen. Ich will die Erfahrung sammeln, die 300 Kilometer mitnehmen und dann für die Zukunft lernen, darauf aufbauen. Wichtig ist es, das Rennen zu Ende zu fahren, und nicht wie 2010 nach nur einer Runde wieder draußen zu sein."

Alles ist möglich...

"Morgen ist alles möglich. Im ersten Rennen der Saison kann immer alles passieren. Die Startaufstellung bedeutet nicht, dass wir auch alle so ins Ziel einlaufen. Das wird für mich ein intensives Rennen, denn es ist für mich das erste seit 16 Monaten. Ich muss wieder eine Menge lernen, für mich ist es erneut eine neue Situation."

Vor allem auf die Reifen müsse man ein wachsames Auge richten: "Die Abnutzung der Reifen ist ja nicht allzu hoch. Aber das muss morgen nicht unbedingt wieder so sein. Der Longrun war auch nur ein paar Runden lang, es ist schwierig zu sagen, wie viel man daraus wirklich lernen kann. Morgen muss man wohl spontan sein und richtig reagieren können. Man muss schauen, was passiert, und dann darauf reagieren. Da die Bedingungen nicht mehr zugelassen haben, sind wir alle gleich wenig vorbereitet."