• 08.10.2011 15:06

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Hembery zum Q3-Problem: "Es besteht Handlungsbedarf"

Reifen sparen statt schnelle Runden drehen: Pirelli möchte mit den Teams über mögliche Lösungen für das "Q3-Problem" der Formel 1 nachdenken

(Motorsport-Total.com) - Wie wichtig den Formel-1-Teams frische Reifensätze sind, wurde in der Qualifikation zum Großen Preis von Japan einmal mehr sehr deutlich: Statt ernsthaft in den Kampf um die Top-10-Startplätze einzugreifen, beschränkten sich gleich vier Piloten darauf, lediglich Einrollrunden ohne Zeitwertung zu absolvieren, um ihre Reifen nicht über Gebühr zu belasten. Vielen Fans ist dies ein Dorn im Auge.

Titel-Bild zur News: Paul Hembery

Paul Hembery macht sich für ein Umdenken im dritten Quali-Abschnitt stark

Unterm Strich fahren nämlich nur die Fahrer voll, die sich in Q3 noch eine Chance auf die Pole-Position oder die Startplätze in den vorderen Reihen ausrechnen. In Suzuka waren dies die Piloten von Red Bull, McLaren und Ferrari. Kamui Kobayashi (Sauber), Witali Petrow (Renault), Michael Schumacher (Mercedes) und Bruno Senna (Renault) verzichteten indes auf schnelle Runden.

Pirelli bemüht sich um die Show in Q3

Neu ist diese Problematik aber nicht, wie Pirelli-Motorsport-Direktor Paul Hembery im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' erläutert. "Das wurde schon beim jüngsten Treffen der Formel-1-Kommission angesprochen. Wir haben auch der Sportlichen Arbeitsgruppe bereits einige Vorschläge an die Hand gegeben", sagt der Brite. Alles bislang ohne Erfolg, denn die Situation in Q3 ist weiterhin unverändert.

"Ich denke, gemeinsam mit den Teams müssen wir an einer Lösung arbeiten." Paul Hembery

"Vielleicht waren es nicht die richtigen Ansätze, vielleicht wurde es abgetan oder vielleicht wurde es auch einfach nur nicht verstanden. Ich denke, gemeinsam mit den Teams müssen wir an einer Lösung arbeiten. Wir sollten den Fans eine gute Show bieten. Sie bezahlten gutes Geld, um heute dabei zu sein", meint Hembery. "Ich übe aber keine Kritik an den Teams, denn ich weiß, weshalb sie das tun."

"Sie nutzen die Regeln aus, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wir sollten jedoch das große Gesamtbild im Auge behalten und gemeinsam nach einer guten Lösung streben. In den vergangenen Tagen - vor dem heutigen Samstag - sprach ich mit einigen Rennställen darüber. Hoffentlich können wir schon in Südkorea ein Meeting ansetzen und damit beginnen, Vorschläge auszuarbeiten."¿pbvin|512|4139||0|1pb¿

Möglichkeiten gäbe es wie Sand am Meer...

"Wir sind offen für jeden Vorschlag", betont der Motorsport-Direktor von Pirelli und wünscht sich ein baldiges Einschreiten der Verantwortlichen. "Hoffentlich gibt es einige Ideen, wie man dieser Situation begegnen kann. Es betrifft eigentlich hauptsächlich die Teams, die gerade so den Sprung in Q3 schaffen. Diese Rennställe nutzen diese Möglichkeit, um Reifen zugunsten ihrer Strategie zu sparen."

"Es gibt viele Ideen, die man diesbezüglich diskutieren könnte." Paul Hembery

"Ich denke, unterm Strich erkennt jeder, dass hier Handlungsbedarf besteht", meint Hembery. "Dabei geht es meiner Meinung nach generell um das Aufsparen der Reifen. Entweder müssen wir mehr Pneus bereitstellen, eine andere Lösung finden oder Qualifikations-Reifen ausgeben. Wir könnten die Teams auch dazu zwingen, ihre Reifen aus Q2 in Q3 noch einmal zu verwenden oder dergleichen."


Fotos: Großer Preis von Japan


"Es gibt viele Ideen, die man diesbezüglich diskutieren könnte. Jeder dieser Ansätze hat wohl seine guten und seine schlechten Seiten. Eine perfekte Lösung gibt es sicher niemals", stellt der Brite heraus. Hembery plädiert trotzdem für einen konstruktiven Gedankenaustausch innerhalb des Formel-1-Fahrerlagers. Man müsse sich nur "hinsetzen und nachdenken", was fair für alle Beteiligten sei.

Kommt eine Neuregelung erst 2012?

"Ich denke, das sollte man für 2012 ins Auge fassen. Es ist nicht so einfach, weil es in die technischen und sportlichen Bereiche fällt. Es muss natürlich der Formel-1-Kommission vorgelegt werden, die es in einem weiteren Schritt dem Automobil-Weltrat vorschlagen würde. Da verhält es sich wie die Motoren-Einstellungen und dergleichen. Wir sollten einfach überlegen, was das beste Format sein könnte."

"Wir sollten einfach überlegen, was das beste Format sein könnte." Paul Hembery

Möglicherweise müsse man auch alte Wege neu beschreiten, fährt der Pirelli-Sprecher fort und merkt an: "Im vergangenen Jahr gab es eine Reifen-Arbeitsgruppe, um uns den Wiedereinstieg zu erleichtern. Diese Gruppierung wurde wieder aufgelöst, als wir in Fahrt kamen, denn sie war nicht sehr sinnvoll." Mit einer neuen Zielsetzung könnte sich ein solcher Zusammenschluss aber durchaus lohnen.

"Vielleicht wäre es gar nicht so verkehrt, zwei- bis dreimal pro Jahr ein Meeting mit den Reifenspezialisten der Teams abzuhalten. So könnten diese Personen ihren Teams einige Ansätze vorstellen, was die Pneus betrifft. Ich bin mir sicher: Wir werden uns damit beschäftigen und die richtige Lösung finden. Unterm Strich sind wir ja alle nur dazu da, um den Sport für die Fans noch attraktiver zu machen."