• 05.04.2011 09:31

  • von Roman Wittemeier

Head und die erste Williams-Sternstunde: Der FW07

Bei Williams wünscht man sich seit vielen Jahren die Rückkehr an die Formel-1-Spitze - Patrick Head erinnert an den ersten genialen Wurf des Teams

(Motorsport-Total.com) - Seit 1997 wartet Williams auf eine weitere Formel-1-Krone. Seit dem damaligen Titelgewinn von Jacques Villeneuve fuhr man zwar Einzelerfolge ein, aber zum großen Coup reichte es nicht mehr. Die Pole-Position von Nico Hülkenberg 2010 in Brasilien war ein Glanzlicht, aber im Gesamtbild nur ein kleiner heller Punkt in der grauen Williams-Tristesse.

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Williams' erstes Siegerauto: Der FW07 aus der Saison 1979

Die britische Traditionsmannschaft will wieder zurück auf die Sonnenseite der Formel 1. Man beschreitet auf dem Weg dorthin endlich wieder neue Wege. Das Unternehmen ist neuerdings an der Börse notiert, beim Bau des aktuellen FW33 ging man durchaus Risiken ein. Das Heck des Boliden brachte die Konkurrenz zum Staunen.

Ob es aber für den Durchbruch reicht, darf bislang bezweifelt werden. Dabei wäre es den Briten durchaus zu gönnen. Immerhin hat kaum ein anderes Privatteam eine solche Tradition wie die Mannschaft von Frank Williams. Man manövrierte sich nach neun Titeln zwischen 1980 und 1997 durch finanzielle Untiefen und will nun wieder angreifen.

Urgestein Patrick Head hat all die Glanzzeiten von Williams miterlebt. Der 64-Jährige erinnert sich an die ersten großen Erfolge. 1979 platzte der Knoten, denn man beschritt mit dem FW07 ganz neue Wege. Williams wurde zum Trendsetter, zum Rennsieger, ein Jahr später schließlich zum Weltmeister.

"Für 1978 hatten wir den FW06 gebaut. Ein einfaches Auto, das nicht einmal ansatzweise mit dem Lotus 79 mithalten konnte", blickt Head in einer Kolumne auf 'Motor Sport' zurück. "Alan Jones holte am Jahresende zwar Platz zwei in Watkins Glen, aber er sagte auch, dass Andretti und Peterson im Lotus 79 regelrecht mit ihm spielen konnten."

Aus Enttäuschung über den FW06 machte sich eine erheblich verstärkte Mannschaft an den Bau eines Nachfolgers. Neil Oatley stieß zum Team und brachte das Aluminiumchassis in Form. "Wir hatten eine Woche im Windkanal, haben das komplette Design auf die Ergebnisse dieser einen Woche aufgebaut", sagt Head.

"Das Ergebnis waren ein speziell geformter Unterboden und neue Schürzen. Die Daten waren im Vergleich zum FW06 erstaunlich. Frank Dernie heuerte dann auch bei uns an und verfeinerte die Schürze weiter. Es war eine unserer Stärken beim FW07", berichtet der Brite. Das Konzept zog sofort das Interesse der Konkurrenz auf sich.

In den ersten vier Rennen des Jahres 1979 setzte man noch auf den FW06, aber in Long Beach sollte man - auch auf Druck des saudischen Sponsors - endlich den Nachfolger bringen. "Der Wagen stand abgedeckt in der Cobo-Hall, wo alle Fahrzeuge zwischen den Sessions geparkt wurden", erinnert sich Head und muss prompt lächeln.

"Wir hatten damals einen Chefmechaniker namens Ian Anderson, ein Mann von furchteinflößender Statur", lacht der Williams-Teilhaber. "Irgendwann entdeckte er ein paar Füße, die unter der Abdeckplane hervorschauten. Er zog kräftig daran, an den Füßen hing Maurice Nunn, der damalige Teamchef von Ensign."

"Mo" Nunn hatte unter der Williams-Plane intensive Spionage betrieben. "Er sagte später: 'Ich habe nur mal geschaut, da hat mich dieser Mann angegriffen'. Ian hatte ihn wohl ausreichend erschrocken, ich habe dann von weiteren Konsequenzen abgesehen", erklärt Head den Zwischenfall von Long Beach 1979.

Der Wagen blieb unter der Plane, denn man setzte noch ein letztes Mal auf den FW06. Mit dem Neuwagen ging man zum Testen auf den Ontario-Motor-Speedway. "Alan kam nach ein paar Testrunden zurück zur Box und jubelte über den Abtrieb. 'Ich kann den Wagen nicht einmal in einen Drift zwingen', meinte er damals. Danach fuhr er unglaublich starke Runden."

Wenige Wochen später brachte man den FW07 endlich ins Rennen. In der Startaufstellung im spanischen Jarama erfolgte der Ritterschlag für Head und Co. "Colin Chapman und der Ground-Effect-Erfinder Peter Wright schlichen um unser Auto herum. Chapman ignorierte uns einfach und hob mit seinen Fuß die Schürze an."


Fotos: Großer Preis von Australien


"Ich war entsetzt, sagte aber nichts. Ich habe Champman über viele Jahre bewundert. Es war also eine Ehre, dass er solches Interesse an unserem Auto zeigte. Aber ganz ehrlich: Es war nicht die feine Art", erinnert sich Head an die Zeiten, als Williams die Formel 1 mit viel Abtrieb in den Griff bekam.

Das Team hatte mit dem FW07 zwar ein schnelles, aber anfangs auch sehr unzuverlässiges Auto. "Dann kam Silverstone 1979", sagt Head mit viel Stolz. "Wir hatten damals einige Verbesserungen am Wagen. Alan war auf der Pole-Position, hatte die Renault-Turbos locker im Griff. Nach einem halben Rennen in Führung schied er aber aus."

"Clay hat dann unseren ersten Sieg eingefahren", sagt Head über die große Williams-Befreiung am 14. Juli 1979. "Frank war aus dem Häuschen. Mir tat Alan etwas leid, aber er war mit Clay gut befreundet und hatte kein großes Problem damit. Alan gewann danach noch vier Grands Prix. Wir hätten schon 1979 den Titel gewinnen sollen, aber ein Jahr später klappte es dann endlich."