Haug: "Ich glaube, wir können mehr"

(Motorsport-Total.com/Sky) - Die Titel gingen in diesem Jahr an Red Bull und Sebastian Vettel, doch Mercedes-Sportchef Norbert Haug ist trotzdem zufrieden. Sein Silberpfeil-Duo um Michael Schumacher und Nico Rosberg holte in der Endabrechnung den vierten Platz bei den Konstrukteuren und konnte in der ersten Saison als Mercedes-Werksteam eine ordentliche Leistung abrufen. Im Interview spricht Haug über seine Eindrücke aus Abu Dhabi, gratuliert den neuen Weltmeistern und kündigt neue Erfolge an.

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Norbert Haug ist zufrieden mit den Leistungen des Mercedes-Werksteams

Frage: "Norbert, Nico Rosberg beschloss das letzte Saisonrennen auf Platz vier, Michael Schumacher schied vorzeitig aus. In der Konstrukteurs-WM belegt Ihr Team ebenfalls den vierten Rang..."
Norbert Haug: "Ja. Zum Glück ist weder Michael noch Tonio (Vitantonio Liuzzi, Schumachers Unfallgegner; Anm. d. Red.) nichts passiert."

"Michael drehte sich, es gab keine Berührung. Tonio konnte nicht vorbeifahren. Glücklicherweise ging der Unfall glimpflich aus. Zum Glück brach der linke Teil des Flügels schon beim ersten Aufprall ab. Sonst hätte das ein bisschen anders ausgehen können. Seien wir froh, dass es so war."

Die Tendenz zeigt nach oben

Frage: "Wie lautet Ihr Jahresfazit?"
Haug: "Das erste Fazit ist: Glückwunsch an Sebastian Vettel für einen solchen Megajob. Er hat sich nicht beirren lassen. Ich hatte letzte Woche schon gesagt, er schafft es. Ich war überzeugt davon und drückte ihm auch die Daumen. Er hatte einmal einen Motorschaden, sonst hätte er vier Rennen in Folge gewonnen, er hat zehn Pole-Positions."

"Das ist vom Speed her sehr, sehr eindrucksvoll. Das ist das Wichtigste. Red Bull hat die Konstrukteurs-WM gewonnen. Dietrich Mateschitz, Christian Horner, Helmut Marko und die ganze Mannschaft haben es nach fünf Jahren geschafft. Kompliment. Das muss man sagen: Das ist ganz, ganz groß. Sie haben es verdient und Sebastian hat es ganz besonders verdient."

"Dass wir ein bisschen mithelfen konnten, ist auch okay. Ohne Safety-Car hätte das Rennen vielleicht einen anderen Verlauf genommen. So waren letztendlich einige vor Fernando Alonso. Jeder ist sein Rennen gefahren. Petrov hat das sehr gut gemacht. Nico war sensationell und fuhr die drittschnellste Rennrunde."

"In Runde eins hatte er eine ganz clevere Strategie und fuhr das Rennen zu Ende mit nur einem Satz Reifen. Das war großartig. Wir haben einen Aufstieg nach oben gemacht. Seit Silverstone, seit Hockenheim haben wir an dem Auto nicht mehr entwickelt. Das Team hat das Auto immer besser verstanden. Ich glaube, Nico war in diesem Jahr auf jeden Fall einer der Top-3-Fahrer. So schätze ich das ein."

Frage: "Wie traf das Team die Entscheidung, Nico schon in Runde eins hereinzuholen? Hätte Ferrari ebenso gehandelt, wäre nun Fernando Alonso Weltmeister..."
Haug: "Das stimmt schon. Ich habe das aber auch schon erlebt, dass man hinterher gescheiter ist. Vielleicht ist man auf Platz acht oder neun einfach etwas mutiger oder entschiedener als auf Rang vier."

"Vielleicht wäre das der Schlüssel gewesen. Wir waren absolut podiumsfähig, hingen aber lange im Verkehr fest. Wir konnten einen ähnlichen Speed gehen, wie die Spitze. Es hat sich also nicht so sehr auseinander gezogen. Diese Geschwindigkeit war letztendlich entscheidend. Nico hat ein paar Autos überholt und ist ziemlich zügig vorangekommen."

"Von den 55 Runden hat er heute schätzungsweise 35 Qualifikations-Runden hingelegt. Der Rest ergab sich während der Boxenstopps der Konkurrenz, die recht spät hereinkam. Ich kann verstehen, dass die das versuchen. Es wäre vielleicht mehr als ein vierter Platz drin gewesen. Es war aber okay so. Man konnte sehen, dass wir in die richtige Richtung arbeiten."¿pbvin|512|3271|dhabi|0|1pb¿

Mercedes will sich deutlich steigern

Frage: "Wie geht es nun weiter bei Mercedes?"
Haug: "Zunächst muss man meiner Meinung nach sagen, dass wir hier auf den harten Reifen wirklich stark waren. Wenn wir einen Reifen haben, der wirklich passt, dann geht das schon gut. Nico war Zweiter in Q1, Dritter in Q2 und hatte nun die drittschnellste Rennrunde. Das zeichnet schon ein gut aussehendes Gesamtbild. In unserem ersten gemeinsamen Jahr sind wir nun Vierter in der Konstrukteurs-WM."

"Nach und nach wollen wir nun drei Plätze aufholen. Das geht sicherlich nicht über Nacht und nicht auf einen Schritt. Alle unsere Vorstände, die relevant sind für dieses Thema, waren hier. Wir haben hier wunderbares Teambuilding betrieben und der Mannschaft den Rückhalt gegeben. Angefangen von Herrn Zetsche waren alle wichtigen Entscheider in dieser Richtung mit uns unterwegs."

"Wir haben im Hinblick auf das Budget ein günstiges Motorsport-Engagement. Ich glaube, wir können mehr. Wir können im kommenden Jahr in die Top 3 fahren, aber jetzt atmen wir einmal durch. Das hat man sich nach der langen Saison verdient. Wir freuen uns erst einmal mit den deutschen Fans und Sebastian Vettel. Das ist eine großartige Leistung."

"Er kommt aus dem Umfeld der DTM. ADAC-BMW-Juniorserie, Formel 3 - dort ist er auch mit unserem Motor gefahren. Die konsequente Nachwuchsförderung in Deutschland zahlt sich aus. Red Bull hat ihn gefördert und jetzt den ersten Preis eingefahren. Das war keine Lotterie, sondern ein verdienter erster Preis. Das geht so in Ordnung. Aber wir greifen an."