• 09.02.2002 17:27

  • von Fabian Hust

Haug: "Ferrari ist Favorit auf den Titel"

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug über Gerüchte um Motorenprobleme und die Testfahrten mit dem neuen MP4-17

(Motorsport-Total.com) - McLaren-Mercedes konnte in den letzten Tagen nur mit angeblichen Problemen mit dem neuen Mercedes-Motor und einem Überschlag von David Coulthard bei Testfahrten für Schlagzeilen sorgen. Stattdessen war es das Ferrari-Team, das mit dem neuen F2002 vermehrt das Interesse der Fans auf sich zog: "Ferrari ist der Favorit für die WM 2002 und vom Favorit wird erwartet, das er das beste, schnellste und zuverlässigste Auto baut", so Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in einem 'sport1'-Interview. Für die Silbernen ist es taktisch klug und auch verständlich, den Favoritenball zu den Roten zu werfen.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gibt die Favoritenrolle an Ferrari ab

Dennoch ist McLaren-Mercedes mit dem neuen MP4-17 nach Einschätzung von Haug in der Lage, um den ersten Platz mitzufahren. Allerdings ist der Schwabe mit dem neuen Paket, das in diesem Jahr von David Coulthard und Teamneuling Kimi Räikkönen bewegt werden wird, nicht restlos zufrieden, was aber völlig normal sei: "Wir haben sicher in die richtige Richtung gearbeitet und dennoch möchte ich den hören, der drei Wochen vor Saisonstart mit allen Ergebnissen zufrieden ist. Der wird jedenfalls nicht Weltmeister."

Seit vielen Jahren hat Mercedes zum ersten Mal weider von Ilmor einen komplett neuen Motor herstellen lassen. Dieser verfügt nicht mehr über einen Zylinderkopfwinkel von 72 Grad, sondern ist mit 90 Grad etwas flacher geworden. Doch vor allem in Sachen Gewicht ist das neue Aggregat noch nicht dort, wo man es haben möchte: "Wir sind sicherlich nicht zufrieden und deshalb arbeiten wir weiter mit allem Nachdruck auch am Motor. Es gibt immer Steigerungsmöglichkeiten und nur wer diese nutzt, von der Mannschaft und sich selbst fordert, kann Formel-1-Rennen aus eigener Kraft gewinnen", so Haug weiter.

Das Gerücht, den Mercedes-Motor müsse man gedrosselter Drehzahl fahren und bei Ilmor musste deshalb ein Ingenieur seinen Hut nehmen, weist Haug zurück: "Wir sind in unserer Testwoche rund 2.100 Kilometer mit einem Fahrzeug gefahren. Das ist im Schnitt also pro Tag eine Grand-Prix-Distanz. Dabei wurden gute Zeiten erzielt, und ob wir dabei schon unsere Leistungsgrenze aufgezeigt haben, werden wir erst in Melbourne sehen. Wir haben bei den Tests jedenfalls exakt so hoch gedreht wie wir wollen und wegen zu niedriger Drehzahlen ist bei Ilmor niemand entlassen worden."

Dass McLaren-Mercedes im Kampf um den WM-Titel gegen den Zweifels ohne starken Gegner Ferrari mit Michael Schumacher auf eine Stallorder setzt, um David Coulthard von Anfang an zu unterstützen, schließt Haug zumindest für den Saisonbeginn aus: "Dieses Denken haben wir seit unserem Engagement in der Formel 1 - beide Fahrer haben gleiche Voraussetzungen, wenn es später im Jahr dem Team hilft, kann es eine Stallorder geben. Wir sind meist ohne ausgekommen und trotzdem zweimal Weltmeister geworden."