• 31.08.2004 08:47

  • von Fabian Hust

Hat Ferrari den Sieg in Spa absichtlich geopfert?

Ferrari-Rennleiter Jean Todt verrät, dass man in Spa nichts riskieren wollte und lieber auf Nummer sicher gegangen ist

(Motorsport-Total.com) - Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn sprach nach dem Großen Preis von Belgien von einem "konservativen" Rennen, das man fuhr und an dieser Aussage scheint wirklich etwas dran zu sein. Es ist schon auffällig, dass Ferrari mit der Ausnahme von Monaco die Konkurrenz bei bisher allen Rennen der Saison im Griff hatte. Ausgerechnet in Spa, wo es im Rennen relativ kühl war - was Michelin nicht entgegenkommt - und die Streckencharakteristik zum Ferrari F2004 passen sollte, mussten sich die Roten Kimi Räikkönen im McLaren-Mercedes geschlagen geben.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt wollte in Belgien lieber auf Nummer sicher gehen

"Ferrari hatte eine Vereinbarung mit Bridgestone, einen konservativen Reifen mitzubringen, der eher auf die Zuverlässigkeit als auf die Leistung abzielte", erklärt Ferrari-Rennleiter Jean Todt, warum der Michelin-Reifen eine bessere Leistung gezeigt hat. "Leistung bringt ein gewisses Risiko mit sich, was wir auf einem Kurs wie Spa nicht eingehen wollten. Es war eine Wahl, bei der wir uns sicher waren, dass wir zuverlässig sein würden. Wir hätten uns dafür entscheiden können, mehr Risiko einzugehen und damit schneller zu sein, aber..."#w1#

Ferrari hatte Angst vor Reifenschäden

Fakt ist, dass Bridgestone am vergangenen Wochenende keinerlei Probleme mit den Reifen hatte, wohingegen Michelin gleich mehrere kapitale Reifenschäden zu beklagen hatte. Dafür hatten die Franzosen jedoch zumindest im Trockenen den eindeutig besseren Reifen, was nicht nur Ferrari zu spüren bekam. Doch der Franzose bereut nichts: "Spa ist ein sehr schneller Kurs und wir gehen nie einen Kompromiss bei der Zuverlässigkeit ein, nur um schneller zu sein. Es war aus diesem Grund unsere eigene Entscheidung, mit diesen Reifen zu fahren. Wir haben bewiesen, dass wir unter diesen Umständen zuverlässig genug sind."

In der aktuellen Situation, in der sowieso feststand, dass einer der beiden Fahrer nach dem Gewinn des Konstrukteurstitels auch den Fahrertitel für Ferrari gewinnen würde, gab es für die Italiener eigentlich auch keinen Grund, ein erhöhtes Risiko einzugehen. Die Konsequenz dieser konservativen Haltung ließ allerdings nicht lange auf sich warten: "Es gab einen Fahrer vorne, der besser war, der ein Paket hatte, das besser war als das unsrige, aus diesem Grund sind wir Zweiter und Dritter geworden."

Schumacher fuhr wie immer auf Angriff

Dass Michael Schumacher selbst nicht wie üblich auf Angriff gefahren ist sondern ebenfalls zurückhaltend gefahren ist, davon will der 58-Jährige jedoch nichts wissen: "Er hat einfach versucht, das Beste aus dem zu machen, das ihm zur Verfügung stand. Wir wissen nicht, was ohne dem Safety Car und all diesen Dingen passiert wäre. Wenn die Situation vielleicht anders herum gewesen wäre, dann wäre es vielleicht anders ausgegangen, aber ich weiß nicht, ob dies etwas geändert hätte."

Ohne Worte...

Und was waren die ersten Worte zu Michael Schumacher nach dem Rennen, das er trotz des verlorenen Duells gegen Kimi Räikkönen als neuer und alter Weltmeister beendete? "Wir müssen nicht miteinander sprechen", so Todt. "Wir müssen uns nur ansehen. Das ist besser als Worte. Wir haben eine solch einzigartige Beziehung. Da gibt es nichts Besonderes, es ist einfach so, dass wir nach dem selben Ziel streben und wir verspüren so viel Glück und Belohnung, wenn wir es dann schaffen."

Und wie geht es mit der Saison für Ferrari weiter, jetzt wo beide Titel bereits gewonnen sind? "Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, was die anderen Teams tun werden. Ich denke nicht, dass es viele Dinge gibt, die man für die letzten vier Rennen tun kann. Was uns angeht, so werden wir vielleicht mit Leuten ein paar Tests durchführen, aber nichts besonders Spezifisches. Wir wollen, dass Rubens Zweiter in der Fahrerweltmeisterschaft wird und wir haben das Gefühl, dass er in einer komfortablen Ausgangslage ist. Die anderen kämpfen noch um die Position in der Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft, für alle unserer Gegner sind die Rennen also noch sehr wichtig."