• 13.11.2010 20:23

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Ich habe nichts zu verlieren"

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton stürzt sich voller Elan in das letzte Formel-1-Rennen des Jahres: "Der Sieg liegt definitiv in unserer Reichweite"

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton ist der krasse Außenseiter in der Fahrer-WM 2010, sieht aber gerade darin seine große Chance: Der Weltmeister von 2008 nimmt von Startplatz zwei aus Kurs auf den letzten Rennsieg des Jahres und möchte seine Konkurrenten noch einmal geschlossen hinter sich lassen. Hamilton schöpft reichlich Zuversicht aus der Leistung seines McLaren-Rennwagens, der sich in der Qualifikation als nur minimal langsamer als der Red Bull erwies. Dies macht dem Briten viel Mut.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton liegt 24 Punkte zurück, doch geschlagen gibt er sich deswegen nicht

Frage: "Lewis, in Q2 gab es ein paar schwierige Momente für dich - besonders mit Felipe Massa. In Q3 kamst du schließlich nahe an die Topzeit ran, aber nicht nahe genug..."
Lewis Hamilton: "Dieses Wochenende begann viel besser für uns. Das Team hat große Arbeit darin geleistet, gewisse Teile des Autos zu verbessern. Das versetzte uns in die Lage, an diesem Wochenende deutlich konkurrenzfähiger zu sein."

"Das ist wieder ein gutes Gefühl für uns. Es ist toll, direkt hinter der Spitze und zwischen den Red Bulls zu liegen. Wir haben nichts zu verlieren und alles zu gewinnen. Falle ich aus, dann falle ich eben aus. Siege ich, dann siege ich. Die Ausgangslage der anderen ist nicht so einfach. Wir sind ziemlich ruhig und sehr zufrieden."

"Jenson hat ebenfalls klasse Arbeit geleistet. Das war ein guter Schritt, um am Sonntag hoffentlich mehr Punkte zu holen als Ferrari. Ich kann mich nicht über meine Ausgangsposition beklagen. An diesem Wochenende geben wir 120 Prozent, um den zweiten Platz in der Herstellerwertung einzufahren."

Frage: "Du meintest am Freitag, dass sich das Auto prima verhalten und dass speziell der neue Heckflügel sehr gut funktionieren würde. Das scheint nun also das Ergebnis davon zu sein..."
Hamilton: "Ja. Die Jungs haben schließlich noch großartige Arbeit geleistet. Wir haben den Heckflügel noch nicht ganz bei einhundert Prozent, doch immerhin in einem Arbeitsfenster, in dem wir ihn nutzen können."

"Wir haben wieder einen guten Topspeed auf den Geraden." Lewis Hamilton

"Das ist an diesem Wochenende durchaus ein Zugewinn. Generell haben wir wieder einen guten Topspeed auf den Geraden und dank einiger kleinerer Verbesserungen fühlt sich das Auto richtig gut an. Ich freue mich sehr, hier zu sein. So weit vorne stand ich schon lange nicht mehr. Ich habe alles aus dem Auto herausgeholt - und mehr. So viel steht fest. Das ist ein gutes Gefühl."

Frage: "Bei deinem letzten Anlauf schien sehr viel Verkehr um dich herum zu sein. Hat das deine letzte Runde ruiniert?"
Hamilton: "Nein, nicht bei mir. Ich hatte eine recht ordentliche Position. Manchmal will man eben einer der letzten Fahrer auf der Strecke sein, doch leider befand ich mich direkt vor den Ferraris und Nico, glaube ich."

"Rubens war noch auf seiner Runde, also zog er glücklicherweise davon und hielt mich nicht auf. Ich konnte eine Lücke zwischen ihm und mir halten und eine saubere Runde hinlegen. Mein Umlauf war klasse und damit war ich auch zufrieden."¿pbvin|512|3281|dhabi|0|1pb¿

Vorfahrt-Konflikt mit Felipe Massa

Frage: "Sprechen wir noch einmal über den Zwischenfall mit Felipe Massa vor der ersten Schikane..."
Hamilton: "Ja. Solche Dinge passieren. Zum Glück konnte ich meine Runde danach absolvieren. Das war gut so."

Frage: "Wurde das Auto bei dieser Aktion beschädigt?"
Hamilton: "Ja."

Frage: "Nur der Frontflügel oder mehr als das?"
Hamilton: "Ich glaube, es war nur der Frontflügel. Glücklicherweise rufen diese Poller keinen allzu großen Schaden hervor."

"Man sagte mir, jemand sei auf einer schnellen Runde." Lewis Hamilton

Frage: "Über Funk sagtest du, dass Felipe deine Bahn gekreuzt hatte. War das ein Unfall oder glaubst du, er wollte deine Runde ruinieren?"
Hamilton: "Ich war nicht auf meiner schnellen Runde. Ich kam ja gerade aus der Box. Er machte genau das Gleiche hinter mir. Man sagte mir, jemand sei auf einer schnellen Runde."

"Sie befinden sich in deinem toten Winkel und ich wollte eben nicht im Weg stehen. Als ich also an Kurve drei ankam, ging ich auf die sehr schmutzige Außenseite, um meinem Hintermann - wer auch immer - genug und klar Platz zu lassen."

"Als ich wieder zurück auf Kurs kam, bog ich in die Kurve ein und plötzlich war da Felipe auf der Außenseite. Keine Ahnung, was da genau passiert ist. Ich müsste mir das rückblickend noch einmal anschauen. Es war kein Rennen. Er kam herüber und ließ mir keinen Raum. Wir wären beinahe kollidiert, doch glücklicherweise ging es gut."

Kein Druck zu haben ist etwas Feines...

Frage: "Abseits der Linie ist diese Strecke ziemlich verdreckt. Wie schwierig wird dadurch das Überholen im Rennen?"
Hamilton: "Ich glaube nicht, dass das ein Problem darstellen wird. Und so schmutzig ist es abseits der Linie eigentlich gar nicht, um ehrlich zu sein."

"Es ist ein sehr sauberer Kurs. Auf unserer Seite gibt es reichlich Gummi, aber es ist kein Vergleich zu Orten wie Montréal. Es sollte uns keine Schwierigkeiten bereiten, am Ende der langen Geraden auf die Innenseite zu fahren und vor Kurve acht innen anzubremsen."

"An diesem Wochenende ist es ganz anders für mich." Lewis Hamilton

Frage: "Wie sehr ist es dir eine Hilfe, in einer Situation wie am Samstag nicht den Druck auf deinen Schultern zu spüren?"
Hamilton: "Das ist eine große Erleichterung. 2007 und 2008 stand ich bei den letzten Rennen jeweils ungeheuer unter Druck. An diesem Wochenende ist es ganz anders für mich. Ich habe Spaß und genieße es, das Auto zu fahren. Ich freue mich auf den Sonntag. Ich sehe das aber nicht als großen Vorteil."

Frage: "Du hast vor diesem Wochenende angekündigt, sehr aggressiv aufzutreten. Wie schwierig ist es, diese Emotionen unter Kontrolle zu halten, wo es doch am Sonntag erst darauf ankommt?"
Hamilton: "Ich habe ja nichts zu verlieren. Ich kann nur gewinnen. Es ist wie ein Einzelevent - wie die Weltmeisterschaft im Kartsport."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Abu Dhabi


"In gewisser Weise ist es das für uns. Wir wollen dieses Rennen gewinnen und möglichst viele Punkte für die Konstrukteurswertung sammeln, damit wir den zweiten Platz holen. Die anderen müssen sich Sorgen machen. Ich brauche am Sonntag nicht vorsichtig sein."

Hamilton peilt den Rennsieg an

Frage: "Du hast deinen Teil getan und dich in eine gute Ausgangslage manövriert. Damit du aber den Titel holst, müssen auch die anderen mithelfen..."
Hamilton: "Ja, aber wie ich schon die ganzen Tage über sagte: Das ist die unwahrscheinlichste Situation. Die Tatsache, dass es noch eine Chance gibt, treibt dich aber weiter an."

"Was hinter mir passiert, kann ich nicht beeinflussen." Lewis Hamilton

"Das Team, Jenson und ich wollen am Sonntag ein gutes Rennen zeigen und den Motorsport genießen. Wie auch immer dieser Grand Prix endet: Wir haben alles gegeben. Das wissen wir. Was hinter mir passiert, kann ich nicht beeinflussen. Nur meine eigene Position kann ich kontrollieren. Und ich will dieses Rennen gewinnen. Alles Weitere, werden wir sehen."

Frage: "Was glaubst du: Wie seid ihr für das Rennen aufgestellt?"
Hamilton: "Ziemlich gut, würde ich sagen. Am Freitag war unsere Geschwindigkeit auf den Longruns ziemlich gut. Das Auto fühlte sich schon am Samstag sehr gut an. Nicht im dritten Freien Training, aber rechtzeitig zur Qualifikation hat die Geschwindigkeit gestimmt. Das war eine Erleichterung."

"Es ist klasse, dass wir derart nahe an die Red Bulls herankommen. Wir haben eine gute Möglichkeit, denn unsere Starts sind gut. Vielleicht bietet sich uns schon in Kurve eins eine Gelegenheit, sonst möglicherweise später auf den langen Geraden. Der Sieg liegt definitiv in unserer Reichweite. Das perfekte Saisonende wäre natürlich ein Doppelsieg."