• 09.07.2010 00:34

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Hamilton: "Fühle mich nicht als Favorit"

Lewis Hamilton über eine Woche voller ungewöhnlicher PR-Termine und seine Chancen, den Heim-Grand-Prix in Silverstone zu gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Zum ersten Mal seit 2007 kommt Lewis Hamilton als WM-Führender zu seinem Heimrennen in Silverstone. Doch obwohl er zuletzt in Istanbul und Montréal gewonnen hat und sich in Valencia nur Sebastian Vettel geschlagen geben musste, war sein Stress vor dem Grand Prix von Großbritannien nicht so schlimm wie befürchtet.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hofft, dass er bei seinem Heimrennen Red Bull attackieren kann

"Das war die einfachste Pre-Silverstone-Woche seit 2007, denn 2008 und 2009 musste ich als britischer Topfahrer fast alle McLaren-PR-Termine alleine machen. Jetzt kann ich mir das mit Jenson teilen, was großartig ist, auch wenn wir vieles gemeinsam gemacht haben", berichtet der 25-Jährige, der heute übrigens gemeinsam mit Jenson Button in einem mit Werbeaufklebern übersäten VW-Bus von London nach Silverstone gefahren ist.#w1#

Viel Spaß bei den PR-Terminen

In den vergangenen Tagen hatte er mehrere Termine zu absolvieren, darunter auch ein Paintballspiel mit britischen Journalisten. "Auf meiner linken Hinternhälfte habe ich immer noch einen blauen Fleck", grinst der Formel-1-Star augenzwinkernd. Gestern sah er sich dann das Fußball-WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Spanien an - ausgerechnet mit Santander-Chef Emilio Botín, der über das 1:0 seiner "Furja Roja" natürlich überglücklich war.

Hamilton selbst war vom aggressiven Spiel der Spanier ebenfalls beeindruckt, hatte heute aber angesichts des immensen Medieninteresses ganz andere Sorgen: "Du gehst ins letzte Interview des Tages und musst doch wieder das Gleiche sagen wie in all den Interviews davor. Ich versuche immer, es ein bisschen anders zu formulieren, aber irgendwann gehen dir einfach die Worte aus", bittet er um Verständnis für so manche sich wiederholende Floskel.


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Großbritannien


Auf die Stimmung in Silverstone, die "wie für Fernando in Spanien" sei, freut sich Hamilton, von einem Sieg wie im Jahr 2008 geht er aber nicht automatisch aus: "Ich fühle mich nicht als Favorit", meint er bescheiden, "aber ich freue mich auf meinen Heim-Grand-Prix. Meine Familie wird hier sein und die Unterstützung, die mir hier entgegengebracht wird, ist jedes Jahr unglaublich. Ich liebe die Strecke und freue mich sowieso auf jedes Rennen, weil ich das Rennfahren einfach genieße."

Rein technisch gesehen debütiert bei McLaren an diesem Wochenende der auspuffangeströmte Diffusor: "Wir hoffen, dass das gut genug ist, um unseren Rückstand von ein paar Zehnteln auf Red Bull aufzuholen", so Hamilton. "Die werden auch ein paar Zehntel gefunden haben, also muss unser Schritt doppelt so groß sein. Ich hoffe, dass wir ein bisschen früher aufs Gas steigen können, aber sonst sollte das Fahrverhalten genau gleich sein."

Hoffnung auf neuen Diffusor

Was der neue Diffusor auf der Strecke bringen wird, darüber kann er noch keine genaue Auskunft erteilen: "Windkanal und CFD sind sehr positiv, aber wir hatten auch einen Geradeaustest auf der Strecke und dabei blieb keine Zeit, eine Spezifikation mit der anderen zu vergleichen. Insofern ist es schwierig, die Daten zu vergleichen. Wir glauben, dass das Paket funktioniert, aber wirklich herausfinden werden wir es morgen."

Lewis Hamiltons Silverstone-Spezialhelm

Lewis Hamilton startet in Silvertone mit einer speziellen Helmlackierung Zoom

Unabhängig davon befindet er sich in der angenehmen Situation, mit sechs Punkten Vorsprung ins britische Prestigeduell mit seinem Teamkollegen Button zu gehen. Zwei britische Weltmeister in einem britischen Weltmeisterteam beim britischen Grand Prix, das verspricht Zündstoff. Derzeit hat Hamilton seine Nase knapp vorne, aber das bedeutet ihm nur bedingt etwas. Wichtiger ist ihm, am Ende der Saison in der WM-Tabelle zu führen.

"Es ist immer positiv, vor dem Teamkollegen zu sein, denn dann weißt du, dass du das Maximum aus deinen Möglichkeiten gemacht hast. Ich kenne Jenson und weiß, dass er immer einen soliden Job macht. Wenn ich besser bin als er, heißt das, dass ich verdammt gute Arbeit geleistet habe - und umgekehrt genauso", sagt Hamilton. Aber: "Es sind noch so viele Rennen zu fahren. Abgerechnet wird am Ende. Wenn ich dann noch vor ihm bin, dann ist es in Ordnung."