Gribkowsky-Affäre: Verlässt Daimler die Formel 1?

Die eigenen Statuten zwingen den Daimler-Konzern aufgrund der Vorwürfe gegen Bernie Ecclestone in der Gribkowsky-Affäre möglicherweise zum Formel-1-Ausstieg

(Motorsport-Total.com) - Die Schmiergeldaffäre rund um BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone könnte für die Formel 1 ungeahnte Folgen haben: Möglicherweise sieht sich Mercedes dazu gezwungen, sein Engagement in der Königsklasse des Motorsports zu beenden. Grund dafür sind die eigenen Statuten des Daimler-Konzerns. Dort heißt es: "Daimler duldet keine unmoralischen oder korrupten Praktiken durch Mitarbeiter oder seitens der Geschäftspartner." Genau das wäre aber der Fall, würde Ecclestone Bestechung nachgewiesen werden.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef), Norbert Haug (Mercedes-Motorsportchef)

Gespannte Lage: Muss Daimler-Boss Dieter Zetsche (m.) den Stecker ziehen?

Während Gribkowsky vor Gericht behauptete, von Ecclestone bestochen worden zu sein, will dieser davon nichts wissen. Doch auch seine Version der Ereignisse bringt Daimler in die Bredouille: Der 81-Jährige behauptet, er wollte Gribkowsky mit den 45 Millionen Dollar ruhigstellen, damit dieser keine Details über sein Finanzimperium an die britischen Steuerbehörden verrät, denn diese hätten zu Steuernachzahlungen in Milliardenhöhe führen können - ein Fall von Schweigegeld.

Der Schatten der Korruptionsaffäre 2010

Die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International Deutschland hatte erst kürzlich die in der Formel 1 tätigen Unternehmen aufgefordert, ihr Engagement zu überdenken. Schließlich stehe man "in der Verantwortung, wenn Transparenz und die Einhaltung rechtlicher und ethischer Standards nicht gewährleistet sind", meinte Vorstandsmitglied Sylvia Schenk.

Laut eines Berichts des 'Handelsblatts' prüft die hauseigene Daimler-Compliance-Abteilung derzeit das Engagement in der Formel 1. Man gehe "Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten in unserem Verantwortungsbereich umgehend nach", teilte eine Sprecherin am Dienstag mit. Die eigene Vergangenheit des Konzerns macht die Lage noch prekärer: 2010 erschütterte eine Korruptionsaffäre den Weltkonzern, seitdem hat die US-Börsenaufsicht SEC ein Auge auf Daimler.

Der Zwischenbericht erhöhte den Druck auf Daimler-Boss Dieter Zetsche: Darin hieß es, dass interne Untersuchungen von Verdachtsfällen zu langsam über die Bühne gingen und interne Methoden zur Korruptionsbekämpfung nicht überprüft werden würden. Weitere Fehltritte kann sich der Konzern also nicht leisten.

Was für den Ausstieg spricht

Ein Formel-1-Verbleib wäre daher eine Gratwanderung. Der Grund: "Wenn Sie jemandem Geld zahlen, ist das strafrechtlich zunächst eine neutrale Handlung", zitiert das 'Handelsblatt' Compliance-Experte Laurenz Schmitt von der Kanzlei Linklaters. "Wenn Sie aber nicht wissen, was mit dem Geld passiert, und mit überwiegender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen müssen, dass damit Straftaten finanziert werden könnten, dann sind Sie nach Rechtsauffassung des Bundesgerichtshofes Teilnehmer der Straftat, mit allen Folgen."

Das heißt: Daimler würde sich möglicherweise mit dem Formel-1-Engagement im Fall einer Überführung Ecclestones selbst strafbar machen. Für einen eventuellen Ausstieg würden noch weitere Gründe sprechen: Die Formel 1 ist im Daimler-Konzern seit Jahren umstritten, bei Vorstandssitzungen konnte das Aus einige Male knapp verhindert werden. Zudem hat sich der Mercedes-Rennstall als einziges Topteam noch nicht mit Ecclestone auf das neue Concorde-Agreement geeinigt, das die Zukunft des Sports organisiert. Noch könnte man also den Stecker ziehen.

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