• 19.08.2011 12:49

  • von Timo Glock

Glock-Kolumne: Karamba, Karacho und Kochkäs

Timo Glock berichtet in seiner neuesten Kolumne über die Quälereien im Sattel und den Genuss im Kreise seine Facebook-Freunde

Liebe Leserinnen und Leser,

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Ich versorge meine Fans bei Facebook und Twitter immer möglichst schnell

ich bin fit, satt und heiß auf weitere Rennen. Die Sommerpause kann meiner Meinung nach jetzt endlich enden, denn mein rechter Fuß fängt schon automatisch an zu zucken. Aber die kurze Pause hat gut getan. Ich konnte daheim etwas entspannen, hatte viel Spaß und ab und zu auch mal ein schmerzendes Hinterteil.

Ich hatte viel Zeit für ausgiebige Touren auf dem Fahrrad. Ich habe teilweise mehr als 100 Kilometer pro Tag gestrampelt. In meiner Wahlheimat Schweiz fahre ich manchmal mit Jan Ullrich, Andreas Klöden oder anderen Radspezialisten. Das macht viel Freude, ist aber auch etwas frustrierend. Wenn so ein Klöden am Berg antritt, dann sehe ich unglaublich alt aus, fühle mich irgendwie so unfit.

Manchmal treffe ich bei meinen Touren auch andere Rennfahrer, zum Beispiel Dirk Müller oder Mike Rockenfeller, die auch manchmal ein paar Kilometer treten. Timo Scheider wohnt in Lochau, den sehe ich häufiger mal. Gerade am Mittwoch noch, als ich eine lange Runde um den Obersee gefahren bin, kam er ausgerechnet mit dem Auto vorbei.

Wir haben spontan angehalten, uns auf einen Kaffee zusammengesetzt. Worüber reden die zwei Motorsportler namens Timo dann? Genau - nicht über Rennsport! Es ist wirklich so: Wenn Rennfahrer zusammensitzen, dann reden die relativ wenig über Motorsport. Vor allem nicht, wenn ich direkt vom Rad komme, denn dann ist mein Kopf total frei von solchen Sachen.

Bodenständig, gemütlich und unheimlich lecker: Essen im Blauen Aff Zoom

Ich liebe dieses Gefühl, sich bei Anstrengung wirklich von allen Gedanken zu befreien. Man kämpft, quält sich und trampelt, vergisst dabei alles um sich herum. Manchmal weiß ich wirklich nicht, an was ich stundenlang gedacht habe. Da ist einfach mal eine herrliche Leere, das tut gut und macht Spaß. Irgendwann nehme ich mir auch mal eine Etappe der Tour de France vor. Tourmalet oder Alpe d'Huez - das reizt!

Die allergrößten Freuden hatte ich am vergangenen Donnerstag. Zuerst stand eine harte Tour mit dem meinem Freund Lothar Leder auf dem Programm. Der hat mich im Eiltempo durch den Odenwald gejagt: rund 100 Kilometer, fast 1.000 Höhenmeter bei einem Schnitt von über 30 km/h. Für Lothar als erfolgreichen Triathleten ist das nicht so das Problem, für mich schon.

Das beste ist aber, dass er mit seiner spaßigen Art immer wieder für Lacher sorgt. Lothar lockt mich nicht mit der alten Radfahrerparole "Quäl dich, du Sau" den Berg hoch, sondern der macht das subtiler. Von ihm muss ich mir andere Sprüche anhören: "Na, schon weich im Kopf?" oder "Hey Timo, gibst du wirklich schon auf?" - das spornt mich richtig an.

Lothar ist in seiner direkten Art einfach super. Sein bestes Kompliment für mich war einmal: "Du hast doch nicht alle Tassen im Schrank!" Er war mir da an einem Berg abgehauen, ich habe mithalten wollen, habe dermaßen reingehauen, sodass mir schwarz vor Augen wurde. Das sind Highlights, ebenso wie die schönen kleinen Cafes mit dem leckeren Espresso, die er mir im Odenwald gezeigt hat.

Im Zentrum stand nicht ich, sondern das herrliche Kochkäs-Schnitzel Zoom

Nach dieser gewaltigen Tour am Donnerstag war die passende Grundlage für einen perfekten Abend bereitet. Ich hatte meine Familie (Danke, dass du auch dabei warst, liebe Oma!), die Familie meiner Freundin Isabell und 100 Facebook-Freunde zum ersten offiziellen "Kochkäsflashmob" eingeladen.

Im "Blauen Aff" von Familie Poth in Bensheim-Auerbach haben wir einen super Abend verbracht. Ich hatte endlich mal Zeit, mit den Fans ganz in Ruhe zu sprechen. Es hat allen richtig gut gefallen. Mir am allerbesten, denn ich habe mich pudelwohl gefühlt. Nettes Essen mit netten Leuten in meiner netten Heimat - was will man mehr?

Das größte Kompliment, das mir einige der Facebook-Freunde gemacht haben, war die Aussage, dass ich der einzige Sportler weltweit wäre, der so etwas veranstaltet. Ich bin nicht sicher, ob das so stimmt, aber mich freut es, dass die Fans Spaß an so etwas haben. Es ist wirklich keine Einbahnstraße. Ich interessiere mich für diese Menschen sehr, nicht nur umgekehrt.

Die Veranstaltung war eine Idee von meiner Freundin Isabell und mir. Wir hatten uns das schon Ende vergangenen Jahres überlegt, aber es ist bei meinem Terminkalender immer schwierig, dann endlich mal Zeit für so etwas zu finden. Ich war vorher richtig gespannt, denn man kennt die Facebook-Fans ja vorher nicht persönlich. Es war wie eine Wundertüte.

Das hat mir gefallen: Endlich mal Zeit für Gespräche mit Fans und Freunden Zoom

Und die war extrem interessant gefüllt. Es kamen die unterschiedlichsten Menschen: leidenschaftliche Motorsportfans ebenso wie Familien mit kleinen Kindern. Die weiteste Anreise hatte jemand aus Delmenhorst: 500 Kilometer nur für ein Kochkäs-Schnitzel! Genauso unfassbar: Einer hat sogar seinen Geburtstagsabend mit mir verbracht. Ein Video von der Veranstaltung folgt bald - ihr dürft gespannt sein.

Die häufigste Frage des Abends war natürlich: "Wann hast du endlich wieder ein Auto für die Top 10?" Ich kann dazu nur sagen, dass es in diesem Jahr wohl kaum noch klappen wird. Aber es besteht große Hoffnung für 2012, denn bei Marussia-Virgin ist richtig Dampf in der Bude. Es geht kräftig voran, das spürt man an allen Ecken und Enden. Das war auch Grundlage für meine Vertragsverlängerung dort.

Beim nächsten Rennen in Spa haben wir keine Updates. Die nächsten neuen Teile kommen in Monza und später in Singapur. Wegen der Werksschließungen, auf die sich die Formel-1-Teams geeinigt haben, war kaum Entwicklung möglich. Das ging bei uns im Team so weit, sodass ich in den Ferien nicht mal Autogrammkarten von mir ordern konnte. Da kam aus dem Marketing nur eine automatische Mailantwort: "Wir sind bald wieder für Sie da"! Diese Pause hatten sich alle wirklich verdient. Aber jetzt kann es auch wieder losgehen.

Viele Grüße,

Timo Glock

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