• 21.05.2011 23:18

  • von Gerald Dirnbeck & Dieter Rencken

Glock: "Aufgeben gibt es nicht"

Timo Glock musste auch in Barcelona am Ende des Felde kämpfen - Lotus ist entschwunden, aber der Deutsche wird trotzdem nicht die Flinte in das Korn werfen

(Motorsport-Total.com) - Auch in Barcelona kämpfte Timo Glock mit dem Marussia-Virgin am Ende des Feldes. Der Deutsche qualifizierte sich zwar locker für das Rennen, doch Lotus ist dem britisch-russischen Team davongezogen. In Q1 hatte der Odenwälder 1,4 Sekunden Rückstand auf Heikki Kovalainen im grünen Boliden. Trotz Platz 20 gibt Glock nicht auf. Das neue Paket hatte nicht perfekt funktioniert, weshalb wieder auf die alte Aerodynamik zurückgerüstet wurde. Den Zeitgewinn durch die Verbesserungen schätzt der 29-Jährige auf eine Sekunde ein.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock wird von Startplatz 20 das Rennen in Barcelona in Angriff nehmen

"Unser Auto ist etwas knifflig zu fahren. Ich hätte in Kurve sieben noch eine Zehntelsekunde finden können, aber ich bin es dort vorsichtiger angegangen, weil speziell an dieser Stelle unser Auto sehr schwierig zu fahren ist. Der Rest der Runde war in Ordnung", sagt Glock zu seiner Qualifikation. Lotus hat vor einem Jahr genau wie Virgin bei null angefangen. Mittlerweile ist das britische Team klar schneller als der MVR-02.

"Die Zahlen sprechen für sich. Wir müssen versuchen, dass wir über das Jahr hinweg zwei Sekunden finden. Lotus hat einen guten Job gemacht und den Sprung geschafft, der uns noch nicht gelungen ist." Was ist für Glock im Rennen möglich? "Es wird schwierig, weil die Hinterreifen ziemlich schnell abbauen. Jerome ist gute Longruns am Freitag gefahren."

Balance mit Sprit besser

"Das Auto funktioniert mit viel Sprit anscheinend etwas besser. Wir müssen das Beste aus den ersten 18 Runden machen, bevor uns die blauen Flaggen einholen und man nur noch Passagier ist. Dann musst du schauen, dass du auf der Strecke bleibst und keinem im Weg stehst." Am Freitag wurde wieder das neue Updatepaket getestet. Für die Qualifikation wurde auf das bewährte Material zurückgebaut.


Fotos: Marussia-Virgin, Großer Preis von Spanien


"Die Balancewechsel, die wie gestern hatten, waren auf das neue Paket zurückzuführen. Mit dem alten Paket wechselt die Balance nicht ganz so extrem, aber es hat auch seine Nachteile, weil es weniger Potenzial hat als das neue", beschreibt Glock. Das Testverbot trifft einen kleinen Rennstall auch, denn in der begrenzten Zeit eines Rennwochenendes muss sich ein junges Team nach vorne entwickeln.

Updates haben Potenzial

"Wenn du am Freitag drei Stunden an einem neuen Paket arbeitest, dann fehlt dir die Abstimmungsarbeit für das Qualifying", sagt Glock klipp und klar. Bringend die Updates den erhofften Sprung? "Man hätte das am Freitag gut sehen können, aber ich bin fünf Runden lang mit dem weichen Reifen hinter anderen Autos hergefahren, die immer ihre Runden abgebrochen haben."

"Ich habe deshalb keine Rundenzeit zustande gebracht. Ich glaube, da hätte man eine Verbesserung von einer halben bis einer Sekunde sehen können. Wenn wir nicht daran glauben, dann sollten wir die Taschen packen und heimgehen." Im Gegensatz zu Marussia-Virgin robbt sich Lotus langsam aber sicher an das Mittelfeld heran.

"Wenn wir nicht daran glauben, dann sollten wir die Taschen packen und heimgehen." Timo Glock

Das Team rund um Tony Fernandes und Mike Gascoyne hat in dieser Saison nicht mehr den Cosworth-Motor im Heck, sondern das Renault-Triebwerk, mit dem Red Bull an der Spitze des Feldes fährt. Ist das ein Grund, warum Lotus schneller als Marussia-Virgin ist? "Dazu kann ich mich im Moment nicht äußern, denn ich bin den Renault-Motor nicht gefahren. Ich weiß nicht wie gut der ist", nimmt Glock zu diesem Thema ausweichend Stellung.

"Ich kann das nicht vergleichen. Ich weiß nicht wer in welcher Position bei Lotus ist. Es bringt auch nichts, wenn wir uns mit anderen vergleichen. Wir können ja nicht einfach sagen, dass wir die Leute von einem anderen Team nehmen und sie bei uns hinsetzen. Wir müssen aus unseren Möglichkeiten das Beste machen. Das müssen wir schaffen. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir uns in Zukunft besser darstellen."

Das Maximum herausgeholt

"Mit dem was uns zur Verfügung steht, machen wir das Beste ", sagt der GP2-Meister des Jahres 2007. "Ich muss sagen, dass meine Mechaniker und Ingenieure immer das Maximum aus dem Auto herausholen. Es ist natürlich schwer, das Optimum herauszuholen, wenn die Testfahrten limitiert sind. Wenn das Auto schon wenig Abtrieb hat, muss man das Auto mechanisch gut abstimmen. Die Mechanik spielt dann eine große Rolle. Man muss versuchen, das Auto so hinzubekommen, dass es besser funktioniert. Man braucht jeden Meter dafür."

Im Rennen muss Glock wieder mit dem alten Material antreten. "Wir wären gerne auf dem neuen Paket geblieben, um einfach Daten und Erfahrung zu sammeln. Das ist schade, aber ich bin jetzt auch nicht frustriert. Wir müssen analysieren, die Fehler finden und es für das nächste Rennen besser machen. Das frustriert mich nicht. Ich bin nicht jemand, der aus dem Auto aussteigt, sagt, dass der Auspuff nicht funktioniert hat und deshalb das Wochenende gelaufen ist. Wir müssen weiterarbeiten, es hilft nichts."

Qualifikation könnte eng werden

In den Freien Trainings sah es danach aus, dass Marussia-Virgin an der 107 Prozentmarke scheitern könnte. Schlussendlich sind alle Piloten darunter geblieben und für das Rennen qualifiziert. Vor einigen Jahren wollte Glock mit Toyota um Siege kämpfen, jetzt muss er an die Qualifikation denken. "Das ist eine Herausforderung. Das gefällt mir ganz gut. Auch wenn es knapp für uns war, dass wir ins Rennen gekommen sind."

Timo Glock

Timo Glock und seine Ingenieure holen das Maximum aus dem Auto heraus Zoom

"Wenn Red Bull in Q1 mit einem weichen Reifen gefahren wäre, dann wäre es eng geworden. Dann hätte ich eine Zauberrunde hinlegen müssen. Das ist natürlich ein Ansporn. Obwohl es kein schöner Ansporn ist, ist es eine Herausforderung. Auf der einen Seite macht es Spaß. Wenn es wie in der Türkei nicht funktioniert, dann macht es natürlich nicht soviel Spaß. So ist es eben. Das kann passieren."

Frustration hilft nicht

"Es gibt Fahrer, die in dieser Saison frustriert wären, und Fahrer die selbstlos sind. Vielleicht hilft einem auch ein bisschen, wie die Karriere gelaufen ist. Bei mir ist auch nicht alles rund gelaufen und ich bin nicht auf dem obersten Podest in die Formel 1 geflogen. Ich habe meine Schwierigkeiten gehabt. Ich glaube, das hilft dir in solchen Situationen. Wer mich genau kennt - und das sind wahrscheinlich wenige - der weiß, dass ich niemals aufgebe. Ob ich jetzt fünf Sekunden hinterherfahre oder nur eine halbe, für mich gibt es kein Aufgeben. Wir müssen weitermachen."

"Frustriert kann man mal sein, aber das bringt dich nicht weiter", ist Glock Realist. "Wenn ich jetzt frustriert hier herumsitze und mir in meinem Kopf alles negativ rede, dann habe ich keinen Platz für Verbesserungen, die ich meinem Team vorschlagen kann. Wir müssen positiv weiterarbeiten. Es hilft alles nichts."

Zuletzt in der Türkei konnte der Deutsche gar nicht am Rennen teilnehmen. "So etwas ist nicht nur für mich, sondern für das ganze Team frustrierend, wenn du so eine Situation wie in der Türkei hast. Du fährst hinaus, der fünfte Gang bricht und du kannst das Rennen nicht fahren. Egal ob wir jetzt auf Platz 20 oder fünf fahren würden, das Team arbeitet von Mittwoch bis Sonntagfrüh. Jeder arbeitet für das Rennen und dann realisierst du, dass du nicht starten kannst. Das ist für das Team frustrierend. In dieser Situation muss du drüber schlafen oder ein Bier auf dem Heimflug trinken. Dann hast du es vergessen."