• 08.05.2007 22:32

  • von Marco Helgert

Gilles Villeneuve: Ikone und unsterblicher Held

Heute vor 25 Jahren verunglückte Gilles Villeneuve in Zolder tödlich, doch die Erinnerungen an Kanadier sind lebendig wie eh und je

(Motorsport-Total.com) - Der 8. Mai 1982 wird vielen Motorsportsfans in trauriger Erinnerung sein. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie oftmals noch wissen, was genau sie in dem Moment machten, als sie die traurige Nachricht vom Tod Gilles Villeneuves in Zolder vernehmen mussten. Doch der Todessturz ist nicht das, was man nach 25 Jahren in Erinnerung behält.

Titel-Bild zur News: Gilles Villeneuve

Gilles Villeneuve wird für viele Fans der Inbegriff eines Vollblutrennfahrers bleiben

Der Draufgänger, der doch so weich fahren konnte, imponierte vielen Beobachtern. Der Kanadier war einer der Fahrer, die nie einen Hehl daraus machte, dass Geschwindigkeit eine Sucht ist. Keine Reden in PR-tauglicher Form, kein Verstecken hinter Betreuern, die für ihn Zitate in die Welt schickten.#w1#

Eine Kämpfernatur auf der Strecke, eine geradlinige Person daneben und ein Mensch, der Taten vollbrachte, die den Motorsport der vergangenen 30 Jahre nachhaltig prägten. Doch nicht alle schwärmten von und für Villeneuve. Für viele umgab ihn schon immer eine Aura eines künftigen Unfalls, der sein Leben beenden würde.

Kometenhafter Aufstieg

Letztlich können sich die Kritiker vielleicht im Recht fühlen, doch das Erreichte und Gezeigte hallt bis heute nach. Erst spät kam er zum Motorsport, wie er zumeist ausgetragen wird. Ganz am Anfang standen Rennen in Schneemobilen und auch Drag-Races. Doch Villeneuve lernte schnell. 1976 schlug er beim Formel-Atlantic-Rennen in Trois Rivières richtig ein. Zwei Gaststarter waren dabei: James Hunt und Alan Jones - doch es gewann Villeneuve.

Gruß an Gilles Villeneuve

Vor allem in seiner kanadischen Heimat wird Villeneuve unvergessen bleiben Zoom

Hunt ging mit seinen Eindrücken direkt zum McLaren-Team, seinem damaligen Arbeitgeber. Dort nahm man den jungen Kanadier unter die Fittiche und gab ihm ein Jahr später die Chance, sich in der Formel 1 zu beweisen. Was der damals 27-Jährige in Silverstone zeigte, lies einige Beobachter fragend zurück: zahlreiche Dreher, ständige Ausritte. Für viele war er im Kopf einfach nicht bereit für die Formel 1.

Nur Villeneuve wusste es besser, er hat es nie anders gemacht. Er versuchte einfach, die Grenzen eines Grand-Prix-Renners auszuloten. McLarens Teamchef Teddy Mayer war davon aber nicht beeindruckt, er ließ Villeneuve zu Ferrari ziehen. Dort hätte bereits im zweiten Rennen alles vorbei sein können: In Fuji fuhr er auf den Tyrrell von Ronnie Peterson auf, sein Ferrari überschlug sich daraufhin und landete in einem für Zuschauer gesperrten Bereich, in dem sich dennoch Fans aufhielten. Zwei von ihnen verloren ihr Leben.

Villeneuve kam noch einmal davon und seine Art, sich auf der Rennstrecke zu bewegen, änderte sich nicht. 1978 hatte er gegen den "Wunder-Lotus" keine Chance, auch wenn er es versuchte. 1979 hätte sein Jahr werden können, doch Jody Scheckter errang den Titel und Villeneuve half dabei, auch, weil er sich mit dem Südafrikaner gut verstand.

Prägende Szenen

Es bleiben dennoch Szenen aus diesem Jahr in fester Erinnerung: Sein Kampf mit René Arnoux in Dijon zum Beispiel. Der Zweikampf mit gleich mehrfacher gegenseitiger Berührung dürfte zu den bekanntesten Manövern der Formel 1 gehören. Auch an seine Qualirunde im Regen in Watkins Glen erinnern sich noch viele: Er nahm Teamkollege Scheckter mal eben lockere elf Sekunden ab.

Gilles Villeneuve, Alan Jones 1981

Monaco 1981: Alan Jones konnte Villeneuve nur noch als Zweiter folgen Zoom

1981 war ein verlorenes Jahr, der Ferrari war auch in den Händen von Villeneuve einfach nur ein fürchterliches Auto. Der 126CK ein Jahr später gab schon bessere Aussichten. Zwei Rennen konnte er gewinnen - und wie. In Monaco ließ er den zögernden Alan Jones im Williams in der Ste. Dévôte stehen, drei Wochen später in Jarama hatte er nicht das schnellste Auto, doch niemand kam an ihm vorbei.

Alle Chancen waren für 1982 gegeben, auch wenn das Jahr mit zwei Ausfällen und einer Disqualifikation begann. Die ersten Punkte und ein handfester Streit kamen dann in Imola. Die Geschichte landet alljährlich irgendwo auf dem Medientisch: Didier Pironi hielt sich nicht an die Stallorder in Imola, Villeneuve führte, in der letzten Runde ging Pironi dann doch vorbei.

Villeneuve sprach von "Krieg", er werde sich nun nicht mehr um den Franzosen bemühen und nicht mehr mit ihm reden - niemals. Zwei Wochen später stand Zolder auf dem Programm, das dort Geschehene ist bekannt. Doch es ist nicht der Tod, der Villeneuve unvergessen macht.

Balsam für die Seele

Die Familie des Kanadiers findet nach all den Jahren einen großen Trost darin, dass sich so viele Wegbegleiter Villeneuves noch immer freudestrahlend an ihn erinnern. Auch über den 8. Mai 1982 kann Witwe Joann mittlerweile ohne Aufregung sprechen. "Ich habe das damals nicht akzeptiert, ich wollte nur, dass der Arzt den Schaden wieder richtet", erklärte sie in der 'La Presse'.

"Es berührt mich sehr, dass man die Erinnerung so lange lebendig hält" Joann Villeneuve

Erst Jahre später konnte sie aus der Bewunderung der anderen für ihren Mann auch selbst Kraft ziehen. "Als Gilles noch unter uns war, haben wir die gesamte Größe gar nicht erkannt", fuhr sie fort. "Viele Leute kamen seither zu mir und alle sagten in etwa das Gleiche: 'Ich weiß noch genau, was ich trug und wo ich war, als ich es gehört habe.' Und das 25 Jahre später, das ist beeindruckend. Es berührt mich sehr, dass man die Erinnerung so lange lebendig hält. Sie erinnern sich nicht an die düstere Seite, sie erinnern sich an das, was er für sie repräsentiert hat."

Nun gibt Joann Villeneuve ein Buch über ihren Mann heraus. "Ich hatte das Gefühl, dass es nach 25 Jahren einfacher ist, dies zu teilen", erklärte sie. "Ich kam an den Punkt, an dem ich den Menschen, die ihn liebten, einfach etwas zurückgeben möchte." Dass auch der eigene Sohn in des Vaters Fußstapfen trat und Rennfahrer wurde, hat sie trotz ihrer Vergangenheit nie gestört.

"Ich habe es immer so gesehen, dass meine Kinder mir nur geliehen waren", erklärte sie. "Mit dem Tag, wenn sie erwachsen werden, gehen sie ihre eigenen Wege. Es war nicht meine Entscheidung, sondern seine. Es ist sein eigener Weg."

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