FOTA: Weiter können wir nicht gehen

Die FOTA sieht unter den aktuellen Bedingungen keine Chance auf einen Kompromiss - Ross Brawn: "Die Formel 1 gehört den Menschen"

(Motorsport-Total.com) - Nach den Annäherungsversuchen der vergangenen Tage kam es heute in Silverstone zu einem "schwarzen Freitag" für die Formel 1: Erst erklärten die acht verbliebenen FOTA-Teams um 1:00 Uhr morgens, dass sie 2010 ihre eigene Piratenserie gründen werden, einige Stunden später gab die FIA bekannt, dass sie gegen die FOTA und insbesondere Ferrari rechtliche Schritte einleiten wird. Von einem Kompromiss sind die Streitparteien also weiter entfernt als je zuvor.

Titel-Bild zur News: FIA-Pressekonferenz in Silverstone 2009

Pattsituation: Die Teamchefs wollen nicht mehr weiter auf die FIA zugehen

Und obwohl allen klar ist, dass eine Spaltung der Formel 1 in zwei Lager dem Sport nur schaden kann - man denke an den Split der nordamerikanischen Formelserien -, will keine der beiden Seiten ihr Gesicht verlieren und von ihren Standpunkten abweichen. Nach ihrem Kompromissangebot von Mittwoch hat auch die FOTA die Lust an weiteren Zugeständnissen an FIA-Präsident Max Mosley verloren.#w1#

"Wir hatten in der Nacht das Gefühl, signifikante Kompromisse angeboten zu haben. Jetzt haben wir aber eine Pattsituation erreicht, in der die Teams das Gefühl haben, dass sie nicht mehr weiter gehen können", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner im Rahmen der FIA-Pressekonferenz in Silverstone. Und McLaren-Kollege Martin Whitmarsh fügte an: "Die Leute, die in der Nacht anwesend waren, sind sich darüber bewusst, welche Entscheidung sie getroffen haben. Wir glauben, dass wir den Sport großartiger gestalten können als je zuvor."

Nur eben ohne FIA, auch wenn Horner als "ewiger Optimist" einen Kompromiss unter anderen Umständen nicht komplett ausschließen will: "Situationen können sich ändern, aber im Moment ist es eben so." Dass die FIA nun Klage einreichen will, hilft nicht, auch wenn heute niemand dazu Stellung beziehen wollte: "Es ist schwierig für mich, das zu kommentieren. Wir haben die Details noch nicht gesehen", erklärte Ross Brawn in Bezug auf die noch ausstehende Klageschrift.

Whitmarsh empfand es im Pressesaal der FIA auch als unangemessen, gegen die FIA zu wettern: "Wir sollten respektieren, dass wir hier bei einem FIA-Grand-Prix sind. Das ist nicht das angemessenste Forum, um sich dazu zu äußern." Und: "Wir schulden es den Fans, an diesem Wochenende eine gute Show abzuliefern. Darauf werden wir uns konzentrieren." Übrigens zum voraussichtlich letzten Mal in Silverstone, was im politischen Tohuwabohu völlig untergeht...

Sich wie von Mosley gefordert bedingungslos unter den aktuell beschlossenen Regeln für 2010 einzuschreiben, kam für die FOTA-Teams nicht in Frage: "Max verspricht zwar, dass wir die Regeln dann noch ändern können, aber wir müssten uns basierend auf der Annahme einschreiben, dass das passieren wird. Manche Teams sehen das entspannter als andere, aber als Gruppe war es für die FOTA schwierig, das zu akzeptieren", so Brawn.

¿pbvin|512|1635||1pb¿Gleichzeitig lieferte der Erfolgsteamchef ein Plädoyer für die FOTA-Sparmaßnahmen ab: "Die Hersteller haben den Acht-Millionen-Euro-Motor für dieses Jahr eingeführt, fünf Millionen für nächstes. Für mein Team ist das ein Segen! Vor ein paar Jahren hat es noch 25 Millionen gekostet, einen Ferrari-Motor zu leasen. Wir unabhängigen Teams überleben dank des Engagements der Hersteller!"

"Die Teams haben massiv in die Formel 1 investiert und wollen ihr Investment respektiert wissen", fuhr er fort. "Die Formel 1 gehört nicht den Teams. Sie gehört auch nicht der Formel 1, sondern den Menschen. Sie ist nicht irgendjemandes Eigentum. Sie ist wie die Olympischen Spiele, wie die Fußball-WM. Sie ist eine Entität für sich. Die muss man respektieren und pflegen und weiterentwickeln."

Auch für Horner steht die Öffentlichkeit im Vordergrund: "Die Fans müssen verwirrt darüber sein, was im Moment passiert. Wir haben dieses Jahr eine wunderbare Weltmeisterschaft. Wir fahren zum letzten Mal in Silverstone, aber alle reden nur über Politik, die schwierig zu verstehen ist. Dabei sollte sich die Formel 1 eigentlich auf der Strecke abspielen." Doch davon kann im Moment keine Rede sein. Der Leidtragende ist der Fan...