Formel 1 2017: Evolution statt angedachter Revolution

Die Strategiegruppe hat sich auf einen neuen Formel-1-Look ab 2017 geeinigt: Von einer nicht mehr wiederzuerkennenden Formel 1 kann aber nicht die Rede sein

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 erhält ab 2017 ein neues Erscheinungsbild. Das ist bereits fix. Aggressiver sollen die Autos aussehen, breiter und wuchtiger. Inzwischen sind auch Details des Konzepts nach außen gedrungen, wie sich die Königsklasse des Motorsports in Zukunft präsentieren könnte, denn noch sind nicht alle Details festgelegt. Als Basis dient der Red-Bull-Entwurf in der Strategiegruppe.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Von hinten werden die neuen Autos an die Ära bis 2008 erinnern Zoom

Alles deutet darauf hin, dass es sich keineswegs um die erwartete Revolution handeln wird, sondern um einen Soft-Relaunch der aktuellen Formel 1. Die Boliden werden statt den aktuellen 1,8 Metern zwei Meter breit sein - so breit waren sie schon bis zur Revolution im Jahr 1998, als auch die Rillenreifen eingeführt wurden.

Breitere Boliden, breitere Reifen

Ein Großteil der Verbreiterung wird auf die neuen Reifenmaße zurückzuführen sein: Die hinteren Pneus sollen in der Breite auf 45 Zentimeter anwachsen - derzeit sind es 32,5 Zentimeter. Eine Maßnahme, die nicht nur einen optischen Grund hat, denn so schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Autos werden erstens durch den zusätzlichen Grip in den Kurven schneller, was eines der Hauptziele des neuen Reglements ist.

Zweitens werden sie weniger anfällig, was die Luftverwirbelungen des Vordermannes angeht, da mehr Grip über die Reifen generiert wird. So sollen die Überholmanöver erleichtert werden, was ebenfalls ein entscheidender Punkt ist.

Um Zweikämpfe zu erleichtern, will man aber vor allem den Frontflügel beschneiden. Er soll zwar von derzeit 1,65 auf 1,85 Zentimeter Breite anwachsen, aber sonst deutlich vereinfacht werden. Der für Verwirbelungen anfällige Flügelchensalat, der derzeit für den perfekten Strömungsverlauf zum Unterboden sorgt, wird dann Geschichte sein. Bis zum Vorjahr betrug die Frontflügelbreite übrigens 1,80 Zentimeter.

Heckflügel à la 2008

Der Heckflügel wird für einen der offensichtlichsten optischen Unterschiede sorgen: Nachdem er seit 2009 schmal und hoch ist, orientiert man sich in Zukunft wieder am alten Look der Generation bis 2008, wodurch die Boliden ästhetisch ansprechender werden. Kein Wunder, dass die Maße an die Vergangenheit erinnern, denn der Flügel soll wie damals einen Meter breit und 80 Zentimeter hoch sein.

Die größte Neuerung soll die Unterboden betreffen. Dabei handelt es sich aber um einen Bereich, bei dem das Reglement noch am wenigsten ausgefeilt ist. Der Diffusor soll eine größere Rolle spielen als zuletzt, was ebenfalls Überholmanöver erleichtern soll.

Die Idee dahinter: Während die Wirkung des Frontflügels von Verwirbelungen durch den Vordermann stark beeinträchtigt wird und das Auto aus der Balance bringt, ist der durch den Unterboden entstehende Abtrieb großteils immun gegen derartige Einflüsse. Er soll daher mehr zum gesamten Abtrieb beitragen.

Unterboden sorgt noch für Diskussionen

Der Unterboden ist aber auch einer der Bereiche, bei dem eine Öffnung des Reglement am unberechenbarsten ist, wie sich bereits vor Jahren beim Doppeldiffusor herausstellte. Und auch Anfang der 1980er-Jahre, als über Schürzen der Ground-Effect aufgebaut wurde, entwickelten sich die Boliden zu gefährlichen Geschoßen, die Piloten wie Gilles Villeneuve das Leben kosteten.

Formel 1 Konzept Studie 2017

Rast die Formel 1 bald so oder so ähnlich um die Rennstrecken dieser Welt? Zoom

Tatsächlich liebäugelt man damit, wie derzeit in der GP2 für einen Ground-Effect zu sorgen und die Bedeutung des Unterbodens damit zu vergrößern - dafür muss man aber entweder ein besonders engmaschiges, restriktives Regelwerk erstellen oder überhaupt einen Einheitsunterboden vorschreiben.