• 24.06.2008 09:49

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

FIA bittet die Teams kräftig zur Kasse

Die FIA bittet die Teams und Fahrer immer stärker zur Kasse und plant für 2009 die nächste signifikante Erhöhung diverser Gebühren

(Motorsport-Total.com) - Der Streit um die erhöhten Gebühren für die Fahrersuperlizenzen sorgte am vergangenen Wochenende in Magny-Cours für einiges an Aufregung, weil die Fahrergewerkschaft GPDA nicht nachvollziehen kann, was mit dem Geld geschieht und warum so drastisch erhöht wurde. Nun droht wie von uns bereits am Sonntag angekündigt eine weitere Diskussion um andere FIA-Gebühren.

Titel-Bild zur News: FIA-Truck

Die FIA will den Teams 2009 wesentlich mehr Geld als bisher abknöpfen

Diesmal sollen allerdings nicht die Fahrer, sondern die Teams zur Kasse gebeten werden. Davon betroffen ist zum Beispiel das jährliche Nenngeld, das von umgerechnet 225.000 (2007) über derzeit 300.000 im nächsten Jahr auf 740.000 Euro erhöht werden soll. Die FIA nimmt damit alleine durch diese Maßnahme statt 3,6 Millionen Euro mit zwölf Teams in diesem Jahr ab 2009 7,4 Millionen Euro ein. Für jedes einzelne Team bedeutet dies einen Kostenanstieg um knapp 150 Prozent.#w1#

Super Aguri und Prodrive haben auch bezahlt

Zwölf Teams? Genau richtig: Zwar nehmen derzeit nur noch zehn Rennställe an der Formel-1-Weltmeisterschaft teil, aber Super Aguri musste aus Kostengründen die Rollbalken herunterlassen und das geplante Prodrive-Projekt musste eingestampft werden, bevor es überhaupt an einem Rennen teilnehmen konnte. Alleine mit diesen beiden Teams nahm die FIA 2008 nicht weniger als 600.000 Euro ein.

Gerechtfertigt wird die drastische Erhöhung des jährlichen Nenngelds mit der Einführung von sechs neuen Gebühren, die sich auf jedes einzelne Teambudget mit 430.000 Euro auswirken werden. Darin beinhaltet sind zum Beispiel Unkostenbeiträge für Flaggensignale, Datenaufzeichnung, den Wetterbericht oder auch das FIA-Computer- und -Kommunikationsnetzwerk innerhalb der Boxengasse.

Abgesegnet werden sollen all diese Veränderungen am Mittwoch vom FIA-World-Council in Paris. Am Wochenende sickerte in Magny-Cours außerdem durch, dass Mosley das von Bernie Ecclestone gewünschte neue Concorde-Agreement nur zu seinen eigenen Bedingungen unterschreiben wird. Diese sehen vor allem in einem Punkt eine gravierende Veränderung vor: Die Teams sollen mehr Geld bekommen!

Mehr Geld aus dem Einnahmentopf für die Teams?

Statt wie bisher 50 Prozent der Veranstaltungsgebühren und TV-Einnahmen sollen künftig 92 beziehungsweise 67 Prozent auf die zehn Formel-1-Teams aufgeteilt werden, wenn es nach Mosley geht. Allerdings stößt dies bei Ecclestone und der Holdinggesellschaft CVC auf Widerstand, denn jeder Euro, der vom großen Kuchen für die Teams abgezweigt wird, ist ein Euro weniger in der Ecclestone/CVC-Kasse.

Die FIA wiederum könnte natürlich argumentieren, dass sie den Teams einerseits gebührenseitig etwas mehr Geld abknöpft, andererseits aber für eine viel höhere Einnahmenbeteiligung plädiert. Praktisch: Die FIA ist von der Einnahmenverteilung als Sporthoheit nicht im Geringsten betroffen. Ob der Vorschlag durchgehen wird, ist freilich eine andere Frage, denn während die kleinen Teams natürlich positiv reagieren, herrscht bei den großen Werken Skepsis.

Werksteams wollen Einfluss auf die Regeln

Die Werke sind nämlich mit der kommerziellen Vereinbarung, die bereits im Mai 2006 in Barcelona unterzeichnet wurde, durchaus zufrieden: "Wir haben die Einnahmenverteilung schon vor einiger Zeit verhandelt. Unser jetziges Einkommen ist wesentlich größer als davor. Wir beschweren uns nicht. Unser großes Anliegen ist die Gestaltung des Sports, nicht das Geld", stellte Toyota-Teampräsident John Howett gegenüber 'Motorsport-Total.com' klar.

"Ich höre zum ersten Mal davon", meinte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen, als er von 'autosport.com' auf die geplante Neuverteilung angesprochen wurde. "Ich würde das Geld nicht zurückweisen." Gleichzeitig betonte er aber, dass man deswegen nicht vom Standpunkt abweichen werde, mehr Einfluss auf die Regeln zu wünschen: "In Sachen Concorde-Agreement muss man alle Punkte bedenken, nicht nur das Geld."

"Für uns ist es wichtig, dass wir eine gute und stabile Basis für die nächsten zehn Jahre haben - in jeder Hinsicht. Geld ist ein Teil davon." Genau wie die Regeln "und auch die Prozedur, wie die Regeln ausgearbeitet werden. Wir haben in den vergangenen zehn Jahren zu oft erlebt, dass die Regeln auf eine Weise geändert wurden, mit der die Teams kaum Schritt halten konnten. Manchmal waren die Änderungen auch nicht durchdacht und mussten zurückgeändert werden."

Kommerzielle Seite geht FIA nichts an

Es erscheint also durchaus plausibel, dass Mosley mit seinen Vorschlägen die kleineren Teams, die mehr auf sein Geld angewiesen sind, auf seine Seite ziehen wird, aber den Herstellern dürfte es vor allem um mehr Einfluss auf die Gestaltung des Sports zu gehen. Nur: Laut EU-Kommission soll die FIA als Sporthoheit auftreten, sich aber nicht in kommerzielle Dinge einmischen. Dies ist eigentlich Ecclestones Metier.

Und der will dieses auch verteidigen, sollte sich die FIA in kommerzielle Belange einmischen: "Ich bin mir sicher, dass sich die Europäische Kommission einschalten würde", sagte der Brite. "Laut der Vereinbarung mit der Europäischen Kommission ist die FIA die Sporthoheit, wie die Polizei, und Formula One Management ist der Halter der Kommerziellen Rechte. Das Geld geht Max nichts an, das hat er nicht anzurühren."