Ferrari: Updates scheinen zu funktionieren

Bei Ferrari macht sich nach dem Freitag in Valencia Zuversicht breit, dass der Großteil der Updates wie erwartet funktioniert - Felipe Massa klagt über verpatzte Runde

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso landete am ersten Trainingstag für den Grand Prix von Europa in Valancia zwar "nur" auf Rang sieben, der Abstand des Lokalmatadors auf Spitzenreiter Sebastian Vettel (1:39,334 Minuten) hielt sich aber zur Freude der spanischen Fans mit 0,399 Sekunden in Grenzen. Zudem erwies sich Alonso in einem Longrun als überaus konkurrenzfähig und fuhr mit 1:43,8 Minuten die schnellste Longrun-Zeit des Tages - er wechselte dabei aber einmal die Reifen und hatte am Ende nicht mehr allzu viel Sprit im Tank. Am Vormittag kam der 30-Jährige auf den fünften Platz.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Lokalheld Fernando Alonso ist nach dem Freitag-Training zuversichtlich

Felipe Massa konnte mit Alonso nur bedingt mithalten - er reihte sich im Gesamtklassement mit 0,910 Sekunden Rückstand auf Platz 15 und damit direkt hinter seinem Erzrivalen Lewis Hamilton ein. Besonders interessant war das Update-Paket, das die Roten aus Maranello auf dem engen Stadtkurs enthüllten. Es enthält neue Frontflügel-Endplatten - zudem überarbeitete man die Heckverkleidung, das Auspuffsystem sowie den Unterboden. Kein Wunder, dass der Stress in der Ferrari-Box groß war, schließlich musste man die Neuerungen evaluieren. Alonso absolvierte insgesamt 60 Runden, bei Massa waren es 55.

Alonso: Nach dem Training beginnt die wahre Arbeit

Noch ist aber nicht entschieden, ob die neuen Teile am Auto bleiben, wie der WM-Zweite erklärt: "Einige Updates haben gut funktioniert, andere benötigen noch etwas Feinschliff, damit wir sie in Silverstone einsetzen können. Natürlich haben wir auch viel mit den Reifen gearbeitet, die hier offenbar sehr rasch abbauen. Diesbezüglich müssen wir in Betracht ziehen, dass sich die Bedingungen je nach Wolkendecke rapide ändern können. Wenn es komplett wolkenlos ist, dann kann die Asphalttemperatur schnell um vier oder fünf Grad nach oben gehen, was sich auf die Reifen auswirkt."

Ferrari, Frontflügel, Valencia, 2012

Mit FloViz-Farbe überprüfte man die neuen Frontflügel-Endplatten Zoom

Nach den Trainingssitzungen fängt bei Ferrari die wahre Arbeit erst an, denn nun müssen die richtigen Entscheidungen für Qualifying und Rennen getroffen werden: "Wir müssen jetzt all die Daten analysieren, die Felipe und ich gesammelt haben, um dann die beste Mischung aus Setup und technischen Lösungen für Qualifying und Rennen zu finden."

Titelkampf noch nebensächlich

Für Alonso steht dabei aber vor allem das Rennen im Vordergrund: "Dieses Jahr scheint es weniger wichtig als in der Vergangenheit, ob man auf der Pole-Position steht, und ich glaube, das gilt selbst für diese Strecke. Natürlich ist es immer wichtig, vorne zu sein, aber das heißt nicht, dass man keine Siegchance hat, wenn man etwas weiter hinten startet."

Vom Titelkampf will er sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ablenken lassen: "Ich bin nicht hier, um Rechenaufgaben zu lösen, ich denke nur noch von Rennen zu Rennen. Heute liegt Hamilton vor mir, also ist es mein Vorhaben, bei der Abreise aus Valencia vor ihm zu liegen. Vielleicht ist dann Vettel in Silverstone Erster, dann wird er das Ziel sein."

Massa: Nicht das Maximum herausgeholt

Teamkollege Massa muss sich auch an diesem Wochenende darauf konzentrieren, stets in Schlagdistanz zu Alonso zu liegen, will er sein Cockpit bei der "Scuderia" absichern. Der Brasilianer erlebte einen durchwachsenen Tag. "Heute Morgen arbeitete ich hauptsächlich an einer Reihe von aerodynamischen Vergleichstests, daher habe ich die Reifen und das Auto definitiv nicht auf die bestmögliche Art und Weise benutzt", spielt er darauf an, dass er auf Teamkollegen Alonso eine Sekunde verlor.

Ferrari, Auspuff, Valencia, 2012

In Valencia bringt Ferrari eine Weiterentwicklung des Auspuffs Zoom

"Am Nachmittag lief es viel besser - ich war mit der Balance und mit dem Handling des Autos auf der Strecke zufrieden." Dass er dennoch im hinteren Mittelfeld platziert war, führt er auf einen Fahrfehler zurück: "Es ist schade, dass ich auf meiner ersten gezeiteten Runde auf den Soft-Reifen eine Fehler gemacht habe - und zwar gleich am Anfang. Meine Zeit hätte viel besser sein können, denn ich war auch einer der Ersten, der auf die weichere Mischung gewechselt hat. Ich hätte also in der Zeitenliste viel besser platziert sein können."

Massa zeigt sich zumindest mit der verrichteten Arbeit zufrieden: "Wir haben intensiv an der Entwicklung der Updates gearbeitet, die wir hierher gebracht haben. Mit den Daten, die wir jetzt gesammelt haben, werden wir versuchen, die Dinge auszuwählen, die uns bei der Performance schon an diesem Wochenende einen Vorteil bringen können."

Fry mit Updates zufrieden

Der Ferrari-Pilot weiß aber, dass "noch viel Arbeit zu tun ist: "Ich rechne damit, dass morgen einige Autos sehr schnell sein werden, aber auch über die Distanz sieht es nicht so schlecht aus: Die Reifen lassen zwar etwas nach, aber alles in allem waren die Zeiten gut." Der Wind stellte heute eine zusätzliche Herausforderung dar: "Das war etwas ärgerlich, vor allem an gewissen Streckenteilen, wo man deshalb mit stehenbleibenden Vorderrädern zu kämpfen hatte."

Technikchef Pat Fry stellt klar, dass es gar nicht der Plan war, alle Updates schon dieses Wochenende einzusetzen: "Wir testeten heute wieder einmal zahlreiche neue Komponenten - bei einigen war es das Ziel, sie schon bei diesem Rennen einzusetzen, andere in der restlichen Saison. Das zeigt, dass die Bemühungen, die Performance des F2012 zu verbessern, nach wie vor sehr intensiv sind. Die Tatsache, dass die ersten Indikatoren unsere Erwartungen treffen, ist ein positives Zeichen, das den Trend der bisherigen Saison bestätigt."

Der Brite zieht ein positives Fazit: "Wir haben es geschafft, unser geplantes Programm ohne wirkliche Probleme durchzuziehen, was immer eine gute Sache ist. Zudem haben wir natürlich die zwei Reifentypen verglichen, die Pirelli nach Valencia gebracht hat. Jetzt liegt es an unseren Ingenieuren, die richtigen Entscheidungen für Qualifying und Rennen zu treffen. Normalerweise ist die Strecke hier am ersten Tag sehr schmutzig - das bedeutet, dass sich die Rundenzeit sehr rasch verbessert. Das müssen wir auch im Qualifying in Betracht ziehen, wo es wichtig sein wird, die gezeitete Runde im richtigen Moment zu fahren, um das Maximum aus den Reifen herauszuholen."