• 25.06.2002 13:26

  • von Fabian Hust

Ferrari und Schumi zittern FIA-Entscheidung entgegen

Mit Spannung wartet die Formel-1-Szene auf das morgige Urteil der FIA im Fall "Stallorder von Österreich"

(Motorsport-Total.com/sid) - Geldstrafe, Punktabzug, Sperre oder gar WM-Ausschluss: Für Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher und Ferrari scheint beim "Großen Preis von Paris", der Anhörung vor dem World Council des Automobil-Weltverbandes FIA, am Mittwoch in der "Stallorder-Affäre" von Zeltweg alles möglich.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher in der Ferrari-Box

Michael Schumacher hofft auf ein mildes Urteil der FIA

Wie der Sport-Informations-Dienst (sid) allerdings erfuhr, soll sich das 24-köpfige Gremium bei der Urteilsfindung bereits vorab auf eine Variante verständigt haben. Schumacher und Rubens Barrichello (Brasilien), der dem deutschen Teamkollegen beim Großen Preis von Österreich am 12. Mai auf Funk-Befehl von Ferrari-Rennleiter Jean Todt den Sieg überlassen musste, tauschen wieder die Plätze.

Damit würden die "Roten" einmal mehr mit einem blauen Auge vor dem Sportgericht davonkommen. Sieg für Barrichello, Platz zwei für Schumacher - das wäre dann das offizielle Endergebnis von Zeltweg. Schumacher würde in diesem Fall 6 anstatt 10 Punkte erhalten und somit nur 4 Zähler verlieren. Damit würde er die WM-Wertung nach 9 von 17 Saisonrennen mit 72 Punkten und "nur" noch 42 Punkten vor seinem Bruder Ralf (30) anführen, der im BMW-Williams derzeit "schärfster" Verfolger des Ferrari-Stars ist.

Es gibt allerdings auch Berichte, wonach die FIA an Ferrari ein Exempel statuieren möchte und hart durchgreifen wird ? wie auch immer. Angeblich streicht man die kompletten WM-Punkte und wird Ferrari beim kommenden Rennen in Silverstone um 10 Plätze nach hinten versetzen. Ob das Urteil mild oder hart ausfallen wird, weiß im Moment keiner ? das macht die Sache spannender als so manches Rennen.

Schumachers Manager Willi Weber hofft auf milde Richter: "Ich hoffe, dass sie bei der FIA vernünftig sind. Und dann kann da eigentlich nicht viel passieren, aber hundertprozentig sicher ist man sich natürlich nie." Die Ferrari-Konkurrenten halten sich mit Forderungen zurück. "Wir wollen keinen Vorteil aus dieser Affäre ziehen. Unser Ziel ist es, Ferrari auf der Strecke zu schlagen, nicht am grünen Tisch", erklärte BMW-Motorsport-Direktor Gerhard Berger. Mercedes-Sportchef Norbert Haug meinte: "Die FIA macht das schon. Ich kritisiere nicht Ferrari, die sind gut und im Moment unschlagbar."

Michael Schumacher hätte auch beim nachträglichen Platztausch von Zeltweg die Möglichkeit, mit zwei Siegen in den nächsten Rennen in Silverstone (7. Juli) und Magny-Cours (21. Juli) "schnellster Weltmeister" aller Zeiten zu werden und den historischen fünften Titel in Frankreich zu feiern - vorausgesetzt Bruder Ralf holt in beiden Grand Prix nicht mehr als zwei Punkte.

Ferrari habe die FIA-Richter jedoch nicht mit dem Verzicht auf Stallregie auf dem Nürburgring gnädig gestimmt; in der Eifel durfte "Wasserträger" Barrichello den zweiten GP-Erfolg seiner Karriere feiern - und das vor "Chef" Schumacher. Doch wie die französische Nachrichtenagentur 'AFP' berichtet, wurden Schumacher und Todt schon am Freitagabend von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zum Rapport bestellt. Etwa 30 Minuten saß das Trio in Ecclestones Bus auf dem Nürburgring zusammen. Insider behaupten, der Brite habe sich bei dieser Gelegenheit mit beiden auf das Strafmaß geeinigt.

Teamorder an sich ist in der Formel 1 nicht verboten. Die FIA kann jedoch Sanktionen aussprechen, wenn das Image der Formel-1-WM Schaden nimmt, und genau das war in Zeltweg der Fall. Der Sturm der Entrüstung war groß, weltweit stand Ferrari nach dem "Betrug von Österreich" am Pranger. "Es geht nicht um die Teamorder an sich, weil die nicht verboten ist. Es wäre auch nicht sinnvoll, sie zu verbieten, weil man das nicht kontrollieren kann", sagte Hermann Tomczyk, ADAC-Sportpräsdident und deutscher Vertreter im World Council, im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Laut Tomczyk habe Ferrari bei der Siegerehrung in Zeltweg gegen den so genannten Sporting Code (Artikel 151 C) verstoßen. Begleitet von einem gellenden Pfeifkonzert hatte Schumacher damals Barrichello auf die oberste Stufe des Podiums geschickt und dem Brasilianer auch noch den Siegerpokel in die Hand gedrückt. Dazu sagt Tomczyk: "Die Podiumszeremonie ist klar geregelt, da gab es Irritationen. Das World Council hat weit reichende Möglichkeiten. Es gibt keinen festen Strafenkatalog. Wir werden prüfen, ob und wie weit die Vorgänge dem Geist des Sports widersprochen haben."

Jedes Council-Mitglied kann an alle Beteiligten Fragen stellen. Danach zieht sich das Council zur Beratung und Entscheidung zurück. Die FIA hat am Mittwoch für 15:00 Uhr eine Pressekonferenz mit Präsident Max Mosley angesetzt.