• 15.04.2013 13:50

  • von Norman Fischer & SID

Engel oder Teufel: Vettel-Aktion spaltet weiter die Meinungen

Sebastian Vettels Missachtung der Stallorder in Malaysia schlägt weiter hohe Wellen - Die Meinungen von Fans und Experten gehen in der Sache weit auseinander

(Motorsport-Total.com) - Hat Sebastian Vettel mit seiner Missachtung der Stallorder in Malaysia nun richtig gehandelt oder nicht? Diese Frage spaltet Fans und Experten auch weiterhin gleichermaßen. Während die eine Seite argumentiert, dass Teaminteressen immer über denen eines Fahrers stehen, weil der Fahrer auch nur vom Team "angestellt" ist, glaubt die andere, dass man ohne einen gewissen Grad an Egoismus keinen Erfolg in der Formel 1 haben kann.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel: Schwiegermuttis Liebling oder doch hinterlistige Schlange? Zoom

Auch Sebastian Vettel selbst schien ob der Frage zwiegespalten. Zwar entschuldigte sich der Heppenheimer scheinbar reumütig vor versammelter Presse und seinem Team, keine drei Wochen später stellte er jedoch klar, dass er sich sowieso nicht an die Anweisungen gehalten hätte, weil Teamkollege Mark Webber es einfach nicht verdient hätte: "Ich habe nie Unterstützung von ihm bekommen", argumentierte der Dreifach-Weltmeister.

Dass die Frage nicht so einfach zu klären scheint, zeigt eine Umfrage des Nürnberger Marktforschungsinstituts 'puls' im Auftrag des 'SID': 39 Prozent der Befragten sind dabei der Meinung, dass Vettel den Anweisungen seines Teams hätte Folge leisten müssen. Hingegen gaben auch 38 Prozent an, dass der Red-Bull-Pilot in Sepang richtig gehandelt habe. Die restlichen 23 Prozent konnten sich nicht auf eine bestimmte Sichtweise festlegen.

Siegeswille vs. Unterwürfigkeit, Unsportlichkeit vs. Kollegialität - man kann Varianten in beiden Richtungen aufstellen, es bleibt eine persönliche Meinung. Doch eines ist klar: Viele werden den sonst so nett und schelmisch wirkenden Bub aus Heppenheim nun mit anderen Augen sehen. "Das ist so, als hätte sich Bambi in einen Werwolf verwandelt", urteilt der britische Ex-Rennfahrer John Watson.


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von China, Sonntag


Er erwartet nicht, dass die Aktion große Auswirkungen für Vettel haben wird. "Es gab keine Strafe, also wird Vettel auch in Zukunft tun und lassen, was er will. Helmut Marko steht weiter hinter ihm." Ex-Teamchef Eddie Jordan hätte hingegen in jedem Fall gehandelt: "Ich weiß nicht, was ich getan hätte, aber irgendetwas hätte ich gemacht", so der Ire bei 'RTL'. Eine Idee hätte er aber auch nicht. Geldstrafen würden beispielsweise nichts bewirken: "Ich glaube nicht, dass Geld so eine große Rolle für die Jungs spielt."

Auch eine geforderte Rennsperre hält Jordan für "Unsinn. Dann schadet man seinem eigenen Team. Das kann man nicht tun. Man kann nicht dem Team, den Sponsoren und allen Leuten, die so hart arbeiten, schaden", weiß er. "Man muss etwas anderes finden - intern. Vielleicht, dass er den Platz irgendwann zurückgeben muss. Aber eines ist sicher: Du brauchst ein starkes Management um das Team zusammenzuhalten - oder es bricht zusammen."

Wie es gehen kann, habe Mercedes-Teamchef Ross Brawn in der gleichen Situation bewiesen: "Der war deutlich. Egal ob die Fahrer diese Entscheidung gemocht haben oder nicht: Sie haben sie respektiert. Das braucht man", ist Jordan überzeugt. Doch Red Bull entschied sich anders. Für Mark Webber scheint dies ein weiterer Fingerzeig zu sein. Er wird das Team am Ende des Jahres aller Voraussicht nach verlassen.