Ende 2003 wollte Newey schon zurücktreten

Starkonstrukteur Adrian Newey hätte 2003 beinahe seine Karriere beendet, als er und das McLaren-Mercedes-Team Meinungsverschiedenheiten hatten

(Motorsport-Total.com) - Dass Adrian Newey McLaren-Mercedes früher oder später verlassen würde, kam trotz seines eher unerwarteten Transfers zu Red Bull Racing nicht wirklich überraschend, denn der Stardesigner hatte sich zuvor schon einige Male mit seinem Arbeitgeber zerstritten. Einer dieser Grabenkämpfe hätte 2003 sogar beinahe zum vorzeitigen Ende seiner Karriere geführt.

An McLaren-Mercedes hat Adrian Newey nicht nur schöne Erinnerungen...

Obwohl der Brite 2001 schon einmal von den "Silberpfeilen" weggehen wollte und bereits einen unterschriebenen Jaguar-Vertrag in der Tasche hatte, ehe die Affäre außergerichtlich doch noch beigelegt werden konnte, war er einem kompletten Ende seiner Ingenieurslaufbahn in der Formel 1 zwei Jahre später wesentlich näher. Gegenstand der damaligen Diskussionen mit dem Team: der anfangs irrtümlich gepriesene MP4-18, der nie in einem Rennen eingesetzt wurde.#w1#

MP4-18 stellte die Basis für den MP4-19A dar

Das Chassis hätte ab Sommer 2003 eingesetzt werden sollen, machte aber so viele Probleme, dass man es lieber ins Museum stellte und anhand des vorhandenen Grundkonzepts den neuen MP4-19A für die Saison 2004 entwickelte. Dies ging Newey zu jenem Zeitpunkt jedoch gewaltig gegen den Strich, denn der Vater des ursprünglichen Konzepts hatte inzwischen den Glauben an den MP4-18 verloren und wollte stattdessen lieber gleich ein komplett neues Auto entwickeln.

"Das einzige Mal, dass ich einen Rücktritt ernsthaft in Erwägung gezogen habe, war ehrlich gesagt am Ende der Saison 2003, als ich einen bitteren Kampf mit McLaren über die Entwicklungsrichtung des 2004er Autos hatte", erklärte Newey in einem Interview mit der demnächst erscheinenden Ausgabe des Fachmagazins 'F1 Racing', welches von britischen Internetmedien auszugsweise vorab veröffentlicht wurde. "Die Situation hat mich wirklich desillusioniert."

Newey wollte den MP4-19B schon Anfang 2004 einführen

"Ich bezweifle, dass wir Weltmeister geworden wären, aber wir hätten sicher mehr Rennen gewonnen." Adrian Newey

"Es ging im Grunde genommen um den MP4-19A, der effektiv ein modifizierter 18A war, aber mein Gefühl sagte mir, dass der 18A angeborene Probleme in sich trug", so der 47-Jährige. "Wir hätten - was meiner Meinung nach auch möglich gewesen wäre - den 19B sofort bauen sollen, denn wenn wir den 19B am Beginn der Saison 2004 gehabt hätten, wäre die Saison ganz anders verlaufen. Ich bezweifle, dass wir Weltmeister geworden wären, aber wir hätten sicher mehr Rennen gewonnen."

Stattdessen wurde 2004 zu einem richtigen Seuchenjahr für die "Silberpfeile", denn Kimi Räikkönen und David Coulthard landeten unterm Strich nur auf den Positionen sieben und zehn der Fahrer-WM. Immerhin gelang Räikkönen mit einer starken Vorstellung beim Grand Prix von Belgien der einzige Saisonsieg, mit dem kaum noch jemand gerechnet hätte - allerdings mit dem MP4-19B, der erst im Sommer eingeführt wurde, um Schadensbegrenzung zu betreiben...