• 04.04.2008 19:36

Domenicali: "Michael ist sehr wichtig für uns"

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali im PK-Interview über die Rolle von Michael Schumacher und Jean Todt sowie den bisherigen Saisonverlauf

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Stefano, hältst du nach dem heutigen Trainingsergebnis einen Doppelsieg in Bahrain für möglich?"
Stefano Domenicali: "Ich werde meine Hände dafür aufhalten! Nein, unser Ziel ist sicher so ein Resultat, aber das muss man abwarten. Die Zeiten am Freitag sind oftmals irreführend, daher müssen wir vorsichtig sein. Die Performance scheint aber zu stimmen, sie scheint sehr gut zu sein, aber dafür ist es noch zu früh."

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Stefano Domenicali im Rahmen der heutigen FIA-Pressekonferenz in Bahrain

Frage: "Wie bewertest du die bisherigen Ferrari-Vorstellungen in dieser Saison?"
Domenicali: "Wie immer müssen wir sehr vorsichtig sein. Wir haben nach dem schwierigen Rennen in Australien die Reaktion des Teams gesehen. Die Performance scheint da zu sein. Die Performance der anderen Teams hat von Rennen zu Rennen variiert. Ich erwarte, dass es diese Variation das ganze Jahr hindurch geben wird. Es wird Strecken geben, die uns besser liegen als den anderen, aber wir müssen vorsichtig sein. Beim letzten Rennen haben wir gezeigt, dass die Performance da ist. Wir hoffen, dass wir diese Pace halten können."#w1#

Wechselndes Kräfteverhältnis wie im Vorjahr

Frage: "Australien war eine temporäre Rennstrecke, Malaysia eine permanente. Jetzt kommen mehr permanente Rennstrecken. Glaubst du, dass das ein Vorteil für euch sein könnte?"
Domenicali: "Im Nachhinein betrachtet waren wir auf der permanenten Rennstrecke besser, aber wir haben auch in Australien schon Rennen gewonnen. Das unterstreicht, dass das Pendel hin und her schwingen wird. Die Performance im Qualifying wird auf den meisten Strecken den Unterschied ausmachen."

"Mit einem Jahr Erfahrung versteht Kimi natürlich besser, wie er mit dem Team umgehen muss." Stefano Domenicali

Frage: "Erzähl doch mal bitte, wie sehr sich Kimi Räikkönen im vergangenen Jahr bis heute verändert hat!"
Domenicali: "Mit einem Jahr Erfahrung versteht Kimi natürlich besser, wie er mit dem Team umgehen muss. Das ist ein normaler Prozess, den wir so erwartet hatten. Das betrifft beide Seiten - die Beziehung von Kimi zum Team und vom Team zu Kimi. Dieses Paket ist jetzt sehr gut. Kimi passt gut ins Team. Er mag unsere Arbeitsweise. Alle sind motiviert, denn wir haben immer gesagt, dass die Konstante der Ferrari-Familie immer da sein wird. Ich denke, das hat er verstanden."

Frage: "Und wie steht es um Felipe Massa? Er hatte einen schwierigen Start in die Saison - ein bisschen wie im Vorjahr, als hier die große Wende kam..."
Domenicali: "Felipe ist der Erste, der über seinen Saisonstart unglücklich ist, aber wir haben ihm immer gesagt, dass wir als Team funktionieren. Wir hatten ein Problem im ersten Rennen, da stimmte mit der Zuverlässigkeit etwas nicht. Im zweiten Rennen wäre das Auto in Ordnung gewesen. Wir müssen nach vorne schauen. Felipe hat gezeigt, dass er sehr stark ist. Er ist motiviert und ganz heiß auf dieses Rennen, denn er will zeigen, dass er nicht bei null Punkten stehen bleiben wird."

Frage: "Wie geht es dir selbst? Deine Position ist ja auch eine andere. Birgt die Rolle als Teamchef irgendwelche Überraschungen?"
Domenicali: "Überraschungen? Man versucht, alles im Vorhinein zu erwarten, aber es ist unmöglich, wirklich alles vorherzusehen. Man versucht, mit der enormen Verantwortung und dem Druck umzugehen, aber so ist das in diesem Job eben. Ich bin so, dass ich mein Bestes gebe - und ich kann mich auf großartige Leute um mich herum verlassen. Das Team ist wirklich stark."

Frage: "Hilft dir Jean Todt noch irgendwie, gibt er dir Ratschläge?"
Domenicali: "Natürlich. Er ist immer noch der Beste. Wenn man dynamische Änderungen durchsetzen will, dann muss man sich dynamisch verändern. Er ist immer noch bei uns, wie man hier sehen kann, denn er ist an diesem Wochenende vor Ort. Das ist eine Stärke, kein Negativpunkt."

Frage: "Zu wie vielen Rennen wird er kommen?"
Domenicali: "Ich weiß es nicht. Er wird immer da sein, wenn auch nicht körperlich, aber er wird uns immer zur Seite stehen."

Täglicher Kontakt mit Michael Schumacher

Frage: "Kannst du auch mal erklären, wie ihr während der Rennen mit Michael Schumacher in Kontakt steht?"
Domenicali: "Das Telefon ist die einfachste Methode, also telefonieren wir jeden Tag miteinander, um Meinungen auszutauschen. Seine Ansichten sind für unser Ingenieursteam immer sehr hilfreich."

Frage: "Hat er zu Hause einen Datenschirm? Wie verfolgt er die Rennen?"
Domenicali: "Er hat Informationen vorliegen, die er verfolgen kann."

"Er hat unsere Monitore, unsere Informationen." Stefano Domenicali

Frage: "Die gleichen Monitore wie am Kommandostand?"
Domenicali: "Er hat unsere Monitore, unsere Informationen. Natürlich schaut er fern, er hat die TV-Informationen, aber er hat auch unsere Informationen, denn seine Erfahrung ist sehr wichtig für uns. Er kann analysieren, was wir verbessern müssen."

Frage: "Vergangenes Wochenendes nahm er an einem KTM-Motorradrennen teil, gestern testete er in Mugello eine MotoGP-Ducati. Glaubst du, dass er da ein neues Abenteuer beginnt? Außerdem hat Kimi Räikkönen gesagt, dass er auch gerne mal ein MotoGP-Bike testen würde. Darf er das überhaupt?"
Domenicali: "Michael ist vor zwei Jahren das erste Mal bei einem MotoGP-Rennen in Mugello gewesen und er realisierte, dass das eine faszinierende Welt ist. Er hat Rennsport, Geschwindigkeit und neue Herausforderungen in seiner DNA. Das müssen wir respektieren. Soweit wir wissen, sieht er sein Leben als Herausforderung, aber nicht mit einem offiziellen Ziel oder so. Was Kimi angeht, so wissen wir, dass er manchmal Motocross fährt. Er mag das. Bis November soll er sich mehr auf vier Räder konzentrieren, dann sehen wir weiter."

Frage: "Wo steht ihr nach drei Rennen in dieser Saison mit euren Vorbereitungen auf 2009?"
Domenicali: "Wir arbeiten hart, denn nächstes Jahr werden wir komplett andere Autos haben. Wenn man da mit dem falschen Projekt loslegt, dann wird es eine schwierige Saison. Das Knifflige ist, eine sehr hohe Konzentration und eine sehr hohe Performance zu halten, sich in der laufenden Weltmeisterschaft laufend zu steigern, aber gleichzeitig auch an das neue Auto zu denken, denn das ist ein ganz neues Projekt, ein ganz neues Design - und KERS kommt ja auch noch dazu. Es ist also ein herausforderndes Jahr, aber ich bin mir sicher, dass es den anderen Teams da nicht anders geht."