• 24.07.2009 13:38

  • von Michael Noir Trawniczek

Die neuen Regeln und ihre Auswirkungen

Willy Rampf, Head of Engineering des BMW Sauber F1 Teams, erklärt die Auswirkungen der neuen Regeln für die Saison 2010

(Motorsport-Total.com) - Willy Rampf, im Hause BMW als Head of Engineering tätig, beschäftigt sich bereits ausführlich mit der Formel 1 des Jahrgangs 2010. Auch im kommenden Jahr wird es einige Neuerungen im Regelwerk der Königsklasse geben. Wir sprechen mit dem Deutschen über die Neuheiten 2010 und deren Auswirkungen.

Titel-Bild zur News: Willy Rampf

Willy Rampf ist der schlaue Kopf hinter dem BMW Sauber F1.09

In puncto Aerodynamik bleibt das Reglement mehr oder weniger gleich, es werden lediglich kleine Retuschen vorgenommen. Rampf erklärt: "Es wird kleine Änderungen geben wie im Bereich der Bremsbelüftungen, diese sogenannten Radkappen, die an der Felge außen dran sind - die will man verbieten. Die Bremsbelüftungen und das ganze Beiwerk rundum werden zudem etwas eingeschränkt."#w1#

Schmälere Vorderreifen

Auch wenn das Aeroreglement großteils unverändert bleibt, wird es in diesem Bereich dennoch Neuigkeiten geben. Der Grund: Die Vorderreifen werden schmäler. Rampf erklärt: "Dadurch hat man eine andere Umströmung des Vorderreifens und eine andere Aerobalance. Die Umströmung der Vorderreifen ist eine komplexe Angelegenheit. Die Frontflügel werden 2010 daher ein bisschen anders aussehen. Derzeit leitet man die Luft außen an den Reifen vorbei, mit dem schmäleren Reifen könnte man vielleicht innen vorbeileiten. Da werden die Windkanaltests zeigen, was der effizientere Weg ist."

Ob es tatsächlich ein Verbot der Heizdecken geben wird, scheint noch nicht entschieden zu sein, Rampf sieht auch bei dessen Einführung keine Gefahr aufgrund von kalten Reifen: "Wenn das Heizdeckenverbot endgültig kommt, dann bin ich mir sicher, dass Bridgestone einen Reifen bauen wird, der eine relativ kurze Aufwärmphase hat."

Die längsten Autos der Geschichte

Die größte Änderung für 2010 ist das Nachtankverbot. Rampf: "Man braucht einen deutlich größeren Tank. Die Autos werden ganz sicher länger. Nachdem das Reglement vorschreibt, wo der Sprit sein darf, nämlich hinter dem Fahrer, und es eine maximale Chassisbreite gibt, bleibt einem nichts anderes übrig, als länger zu bauen. Ich vermute sogar, dass wir 2010 die längsten Formel-1-Autros sehen werden, die es jemals gegeben hat. Wir hatten zwar früher auch schon so große Tanks, aber da saßen die Fahrer noch ganz vorne - da gab es den langen Vorbau, den wir heute haben, noch nicht."

Auf das Fahren an sich sollte die hohe Fahrzeuglänge keinen großen Einfluss haben, sagt Rampf, wohl aber werde es im Qualifying zu einer großen Herausforderung bei der Erstellung des Setups kommen.

¿pbvin|512|1753|bmw|0|1pb¿Rampf präzisiert: "Die Herausforderung wird darin bestehen, dass wir beim Start mit einem schweren Auto fahren, das Qualifying bestreiten wir aber mit einem leeren Tank. Man muss also beim Setup einen Kompromiss finden, der sowohl im Quali mit leerem Tank und am Beginn des Rennens mit vollem Tank funktioniert. Weil aber die erste Phase des Rennens sehr wichtig ist, fährt man im Qualifying vermutlich zu hoch und zu steif, vermute ich."

Drohende Prozessionen und Spritsparstrategien

Könnten im kommenden Jahr wieder die "Sonntagsprozessionen" drohen, weil dann wieder der schnellste Wagen an der Spitze der Startaufstellung steht? Rampf nickt: "Die Gefahr besteht, denn es steht wieder das schnellste Auto vorne. Die Möglichkeit, sich den Startplatz mit Kompromissen oder mit einem leichten Auto zu erkaufen, die fällt jetzt weg. Gut, es bleiben die Reifenwechsel..."

Eine weitere Befürchtung im Zusammenhang mit dem Nachtankverbot besteht darin, dass die Fahrer am Ende des Rennens möglicherweise Sprit sparen müssen. Rampf: "Auch das ist möglich, denn es möchte niemand ankommen und noch zehn Kilogramm Sprit im Tank haben. Man wird das sicher maximal ausreizen und es wird sicher auch vorkommen, dass man am Ende des Rennens Spritsparstrategien anwenden muss."

Das BMW Sauber F1 Team hat schon längst mit der Arbeit am nächstjährigen Fahrzeug begonnen: "Natürlich sind wir bereits an der Windkanalarbeit. Wir haben vor ein paar Monaten mit der CFD-Arbeit begonnen. Ich weiß also schon, wie das nächstjährige Fahrzeug aussieht."