• 07.01.2008 18:02

  • von Britta Weddige

Di Montezemolo und die Herausforderung 8 aus 10

Luca di Montezemolo sprach beim Roll Out des F2008 über die Saisonziele, die Umstrukturierungen im Team und die Pläne, die er mit Ferrari hat

(Motorsport-Total.com) - Bei der Präsentation des F2008 in Maranello war die Ferrari-Spitze bewusst nicht zugegen, den heutigen Rollout der neuen "roten Göttin" in Fiorano ließen sich Präsident Luca di Montezemolo und CEO Jean Todt jedoch nicht entgehen. "Es wird ein sehr wichtiges Jahr für alle von uns, sowohl für mich persönlich als auch - das hoffe ich - für Ferrari", sagte di Montezemolo zum Start ins neue Jahr.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo

Luca di Montezemolo erwartet sich eine spannende, aber auch harte Saison

"Ende des letzten Jahres und mit den ersten Runden unseres neuen Boliden haben wir gesehen, dass die neuen Regeln das Auto wirklich sehr verändert haben", fuhr der Ferrari-Präsident fort. Er persönlich halte das neue Reglement für sehr positiv: "Ich bin nun seit 30 Jahren in der Formel 1 und das Schöne an dem Sport ist das permanente Streben nach Innovation. Der Fahrer spielt in diesem Jahr eine wesentlich wichtigere Rolle."#w1#

Ferrari habe nicht nur zwei starke Fahrer, sondern dank Michael Schumacher gleich drei: "Er hat im Winter einige Tests mit dem neuen Auto absolviert und kann uns wichtige Unterstützung geben, auch dank seiner Erfahrung, die er beim Fahren ohne Traktionskontrolle hat."

Viele neue Herausforderungen

"Das Ziel ist, wieder zu gewinnen, aber es wird sehr schwierig." Luca di Montezemolo

Doch im Mittelpunkt stehen die Einsatzfahrer, Weltmeister Kimi Räikkönen und Felipe Massa. "Wir haben zwei sehr starke Fahrer. Das Ziel ist, wieder zu gewinnen, aber es wird sehr schwierig", erklärte di Montezemolo. Da seien erstens die neuen Regeln, also das Verbot der Traktionskontrolle, die ECU, das neue Qualifying-Format und die Vorgabe, vier Rennen mit einem Getriebe zu fahren. "Das hat die Dinge sehr verändert", so di Montezemolo. "Und dann ist da der enge Wettbewerb - die größten Autohersteller der Welt treten gegeneinander an. Das macht den Unterschied aus zu der Formel 1, die wir aus dem letzten Jahrtausend kennen. Der Kampf wird eng und vor allem der Saisonstart wird sehr aufregend."

Und noch einen dritten Punkt nennt der Ferrari-Präsident: "Wir haben es mit einer Meisterschaft zu tun, in der jeder versucht, Ferrari zu schlagen. Ferrari hat in neun Jahren sieben Mal gewonnen und unser Ziel ist natürlich, den achten Titel in zehn Jahren zu holen, 8 aus 10. Aber das bedeutet auch, dass wir hart arbeiten müssen - mit unseren Partnern, bei Simulationen, im Team und bei allen Details."

Umstrukturierungen sind abgeschlossen

Mit dem Jahr 2008 schließt Ferrari die hausinternen Umstruktrierungen ab, die Jean Todt Ende 2006 eingeleitet hat. "2006 gab es die erste Änderung, das Jahr 2007 war dann voller Überraschungen und wir hatten Michael nicht mehr. Am Ende konnten wir beide Weltmeister-Titel gewinnen", resümierte di Montezemolo.

"Wir erkennen damit die Leistung derer an, die es verstanden haben, unser Team gut durch schwierige Zeiten zu bringen." Luca di Montezemolo

"Schon während der Auszeit von Ross Brawn hatten wir junge, fähige Leute an der Strecke. In diesem Jahr ist Stefano Domenicali Teamchef, neben ihm haben wir die drei Schlüsselpersonen Aldo Costa, Mario Almondo und Gilles Simon. Mit diesem zweiten Schritt haben wir das Team dorthin gebracht, wo es die nächsten Jahre bleiben wird, ohne weitere Traumata", erklärte di Montezemolo und spielte erneut an die unselige Spionageaffäre an, die der frühere Mitarbeiter Nigel Stepney ins Rollen gebracht hatte. "Wir erkennen damit die Leistung derer an, die es verstanden haben, unser Team gut durch schwierige Zeiten zu bringen."

"Baldisseri ist unser Teammanager und es gibt viele Mitarbeiter in der Simulationsabteilung", erläuterte er weiter. "Außerdem können wir auf die wertvolle Mitarbeit von Rory Byrne und auf die Erfahrung von Fainello zählen. Deshalb möchte ich mich bei Jean Todt bedanken, dem ich nur eine Zielvorgabe gegeben hatte: Eine dynamische Stabilität im Team mit Leuten an der Spitze, die ihre Positionen ausfüllen können."

"Es wird ein Jahr ohne Geheimnisse und Rätsel." Luca di Montezemolo

Und di Montezemolo kam nicht umhin, nochmals auf die Spionageaffäre Bezug zu nehmen: "Mit dem Beginn der Saison möchte ich hinzufügen, dass es ein Jahr wird ohne Geheimnisse und Rätsel. Und ich möchte würdigen, dass es der FIA gelungen ist, die Glaubwürdigkeit der Formel 1 zu wahren, indem sie die richtigen Entscheidungen getroffen hat."

Lieber hart arbeiten als reden

Doch zurück zum Sport und ins Jahr 2008: "Die Strecke in Fiorano ist heute sehr nass und es ist sehr aussagekräftig, bei diesen Bedingungen ohne Traktionskontrolle zu fahren", sagte di Montezemolo zum Roll Out des F2008. "Ferrari glaubt an seine eigenen Stärken, weiß aber auch um die Schwierigkeiten, die noch kommen werden. Aber wir gehen unseren Weg weiter und es gibt noch viel Arbeit. Wir möchten nicht allzu viel von dem verraten, was wir tun werden. Wir gehen lieber auf die Strecke, arbeiten und geben unser Bestes."

Das Unternehmen Ferrari rüstet sich für die Zukunft

Er selbst müsse sich vorerst aber noch um seine anderen Aufgaben kümmern und werde dann in etwa zweieinhalb Monaten verstärkt beim Formel-1-Team präsent sein, erklärte der Ferrari-Präsident weiter: "Das Unternehmen wächst und wir haben eine neue Anlage zum Bau von Straßenfahrzeugen. Dazu haben wir junge Ingenieure, die an einem Drei-Monatsprogramm teilnehmen, während die Formel 1 immer noch eine große Herausforderung für Ferrari ist. 2007 haben wir vom Umsatz her ein Rekordjahr erlebt und wir wissen, dass sich für Ferrari auf der ganzen Welt viele Chancen bieten. Gleichzeitig müssen wir ein Auge auf die Finanzen haben und wissen, dass die Exklusivität unsere Stärke ist, die sich auszahlt."

Ferrari-Themenpark

Der Ferrari-Themenpark in Abu Dhabi ist eines der neuen Projekte Zoom

Im Unternehmen könne er sich voll auf Geschäftsführer Todt verlassen, erklärte di Montezemolo weiter: "Wir hatten in den letzten Jahren minimal Kontakt und haben vielleicht einmal am Tag telefoniert. Todt und Felisa verstanden es sehr gut, die Aktivitäten zu lenken und mit mir einige mittel- und langfristige Entscheidungen zu treffen. Es wird etwas anders sein, wenn ich zurück bin in Maranello. Denn ich bin davon überzeugt, dass sich das Unternehmen immer noch sehr stark entwickelt und das muss irgendwie transportiert werden, vor allem außerhalb von Europa und Nordamerika, wo Ferrari bisher am meisten vertreten war. Heute kann man in Macau oder Abu Dhabi neue Händler sehen, wir werden auch neue Modelle haben. Dazu möchte ich die Internationalisierung vorantreiben, nicht nur auf dem reinen Automobilsektor. Unser Themenpark ist dafür ein gutes Beispiel, auch das Internet wird immer wichtiger für den Vertrieb. Wir arbeiten an einem weltweiten Internetshop und der Möglichkeit, via Internet Simulationen der Rennstrecke in Fiorano zu erleben einen virtuellen Besuch der Fabrik in Maranello zu machen."

Alles ist bereit für die Formel-1-Saison 2008

Mit dem Formel-1-Team hat der Präsident ein klares Ziel: "Wir wollen gewinnen! Wir werden alles geben. Wir haben ein intensives Programm und das Team ist konzentriert und motiviert. Räikkönen, der in seinem ersten Jahr bei Ferrari Weltmeister wurde - etwas, was vor ihm nur Fangio gelungen ist - kennt nun alle und das Team. Massa hat im letzten Rennen gezeigt, dass er weiß wie man gewinnt, er denkt aber auch ans Team. Das Team hat oberste Priorität, denn das Team muss im Mittelpunkt stehen."

Abschließend äußerte sich di Montezemolo auch noch zu den Tifosi: "Ich war für drei Tage in New York und dort waren viele italienische und spanische Ferrari-Fans, die mich auf der Straße angesprochen haben. Acht von zehn Meisterschaften zu gewinnen erreicht man nur so, wie wir es im Jahr 2000 schon gesagt haben - mit beiden Beinen auf dem Boden und harter Arbeit. Die Fans sind das wunderbarste an unserer Arbeit und sie waren immer da, auch in schwierigen Zeiten. Ich möchte betonen, dass wir sehr bescheiden sind und nicht erwarten, dass uns Siege leicht gemacht werden."