• 18.12.2008 12:57

  • von Stefan Ziegler

Di Montezemolo: "KERS war ein Fehler"

Luca di Montezemolo geht mit den aktuellen Entwicklungen in der Formel 1 hart ins Gericht und fordert mehr Mitsprachrecht für die Teams

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 herrscht Aufbruchstimmung: Nach dem Willen der FIA und der Teamvereinigung FOTA wird sich die Formel 1 in den kommenden Monaten und Jahren wohl recht deutlich verändern. Im Fokus stehen dabei zunächst die Regeländerungen für 2009, doch auch längerfristige Maßnahmen werfen bereits ihre Schatten voraus. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo ist ein großer Verfechter einer kostengünstigeren Formel 1 und möchte für die Teams künftig mehr Mitbestimmung erreichen.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo (Präsident)

Luca di Montezemolo blickt mit Sorge auf die Ereignisse in der Formel-1-Welt

Noch bevor die Rennwagen der Formel 1 die neuen Regularien erstmals im Renntrimm umgesetzt haben, wetterte di Montezemolo im Rahmen einer Presserunde heftig gegen die Änderungen für 2009 - vor allem das neue KER-System ist dem Ferrari-Chef ein Dorn im Auge: "KERS war ein Fehler. Es muss unser Ziel sein, in diese Richtung zu entwickeln", so di Montezemolo, "doch der Zeitplan stimmt nicht. Es kommt zu schnell und zur falschen Zeit."#w1#

FOTA als Wegbereiter der zukünftigen Formel 1

"Außerdem hat es in seiner augenblicklichen Form nichts mit der Serienentwicklung zu tun. Wir sollten damit warten, bis es eine neue Motorenformel gibt. Nur im Paket macht KERS Sinn", sagte der Italiener, der sich in den vergangenen Wochen und Monaten bereits mehrfach gegen eine Einführung von KERS in der kommenden Saison ausgesprochen hatte. Eine Verschiebung wäre nur nach einem einstimmigen Beschluss der Teams möglich gewesen - doch genau daran haperte es.

"Die Formel 1 steht vor einer Zäsur. Wichtig ist, dass wir in Zukunft als Einheit auftreten. Da müssen wir Schritt für Schritt hin", folgerte di Montezemolo aus dieser Situation. "Das geht aber nur, wenn wir alle zusammen in die gleiche Richtung arbeiten. In schwierigen Zeiten gilt das umso mehr. Die Teams, die FIA und die Rechteinhaber haben die Verpflichtung, diesen Sport in eine neue Ära zu führen. Wir müssen die Dinge antizipieren. Das geht nicht mit einer Diktatur oder Polemik."

"Die Formel 1 steht vor einer Zäsur." Luca di Montezemolo

"Wir brauchen einen starken Verbandspräsidenten", kam der Ferrari-Präsident auf die Politik in der Formel 1 zu sprechen. "Er muss uns die Ziele vorgeben - realistische Ziele. Die Teams legen dann den Weg dorthin fest. Bernie (Bernie Ecclestone; Anm. d. Red.) hat Großartiges für die Formel 1 geleistet, aber die Welt ändert sich. Wir haben den Kontakt zu den Fans verloren. Es kann nicht sein, dass eine Weltreise billiger ist als ein Grand-Prix-Besuch", meinte der 61-Jährige.

Di Montezemolo fordert mehr Mitsprache für die Rennteams

"Im Fahrerlager herrscht eine Stimmung wie im Straflager, und wir tun nichts, um unseren Sport besser zu vermarkten. Wir wollen einfach mehr über die Einnahmen erfahren, um die Eintrittspreise zu senken. Außerdem müssen wir uns eher über traditionelle Rennstrecken Gedanken machen als über moderne Kurse, die eine schöne Skyline aufweisen", schoss di Montezemolo gegen die neuen Rennstrecken im Kalender - vor allem Singapur stieß dem Ferrari-Chef zuletzt sauer auf.

"Wir müssen die Show diskutieren und wie wir sie vermarkten wollen. Ich will nicht mehr, dass uns das alles von außen diktiert wird, ohne dass wir eine Kontrolle darüber hätten. Auf irgendeine Weise sollten die Protagonisten in diesen Sport mit eingebunden sein", erläuterte di Montezemolo. "Sollte man es etwa für normal halten, dass wir nicht ein einziges Rennen in Nordamerika fahren? Ist es etwa in Ordnung, dass wir von der Streichung des Kanada-Rennens aus der Zeitung erfahren?"

"Im Fahrerlager herrscht eine Stimmung wie im Straflager." Luca di Montezemolo

Die ersten Schritte hin zu einer Mitbestimmung der Teams wurden durch die Teamvereinigung FOTA möglich gemacht, welche der Ferrari-Präsident als Vorsitzender anführt. Was die aktuellen Pläne der Rennställe anbelangt, zeigte sich di Montezemolo "recht zuversichtlich. Wenn wir so weitermachen, dann werden wir gewichtige Resultate erzielen. Sobald wir einen Plan geschmiedet haben, wie wir die Kosten in den kommenden drei Jahren einschränken können, schlagen wir ein neues Kapitel auf."