• 31.01.2010 19:16

  • von Dieter Rencken

De la Rosa: "Bin reif genug für diese Chance"

Interview mit dem Ex-McLaren-Testfahrer: Wie er Sauber mit seiner Erfahrung weiterhelfen will und warum er als GPDA-Vorsitzender zurücktreten könnte

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pedro, wie ist es, wieder Formel-1-Rennfahrer zu sein?"
Pedro de la Rosa: "Das ist mein drittes Comeback, würde ich sagen! Das erste war, als ich angefangen habe, das zweite mit McLaren und jetzt bin ich wieder da."

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa gibt mit 38 Jahren ein Comeback als Grand-Prix-Pilot

"Ich bin extrem aufgeregt über diese Gelegenheit, nicht nur weil es ein Comeback ist, sondern noch dazu mit einem großartigen Team. Das alles passiert in einer Phase meiner Karriere, in der ich reif genug bin, um diese Chance zu nutzen. Mir ist klar, dass ich diesen Rennvertrag wegen meiner Erfahrung bei McLaren bekommen habe, daher bin ich auch meinem früheren Team sehr dankbar, dass sie das ermöglicht haben. Abgesehen davon kann ich nur Arbeit und Motivation versprechen."#w1#

Letzte Chance auf ein Comeback

Frage: "Du hattest bei McLaren einen tollen Job. Wie schwierig war es, diesen aufzugeben, um ein Renncomeback zu wagen?"
De la Rosa: "Mir war klar, dass ich jede Chance ergreifen muss, denn sonst wäre ich wohl nie wieder Rennen gefahren, vor allem auch angesichts der Regeländerungen. Die Tatsache, dass ich im Vorjahr nicht viel testen konnte, war mental hart für mich, denn ich konnte nicht das tun, wofür ich geboren wurde. Ich musste wieder Rennen fahren, insofern war es eine leichte Entscheidung."

"Ich war McLaren gegenüber immer ehrlich und McLaren war mir gegenüber immer ehrlich. Ich habe sie stets darüber informiert, dass es so kommen könnte. That's Life. Ich bin ihnen sehr dankbar, denn ich bin jetzt ein kompletterer Fahrer. Aber wenn ich noch einmal Rennen fahren will, dann jetzt. Bei diesem Reglement macht es keinen Sinn mehr, Testfahrer zu sein."

"Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde, um meinen Rost abzuschütteln." Pedro de la Rosa

Frage: "Was ist dein Ziel für diese Saison?"
De la Rosa: "Das ist eine schwierige Frage. Ziele zu setzen, ohne das Auto getestet zu haben, ist schwierig. Ich weiß auch nicht, wie lange ich brauchen werde, um meinen Rost abzuschütteln - hoffentlich nur ein paar Runden. Niemand weiß derzeit, wie gut unser Auto ist, wie gut wir weiterentwickeln werden und wo die Konkurrenz steht. Dafür ist es zu früh. Ich wäre aber sehr enttäuscht, wenn nicht regelmäßig Punkte herausspringen sollten."

Frage: "Das Team hat BMW verloren und tut sich bei der Sponsorensuche schwer. Hältst du es für realistisch, regelmäßig in die Punkte zu fahren?"
De la Rosa: "Wir kennen das Entwicklungstempo noch nicht. Wir wissen nicht einmal, wie schnell das Auto ist, aber ich habe ein gutes Gefühl, wenn ich mir das Auto anschaue und mit den Leuten im Team arbeite. Mal schauen, ob ich richtig oder falsch liege! Vielleicht übertreffen wir die Erwartungen, vielleicht auch nicht. Das Entscheidende ist, das Auto weiterzuentwickeln, aber das habe ich nicht selbst in der Hand."

Frage: "Wie sehr kannst du dem Team mit deiner Erfahrung weiterhelfen?"
De la Rosa: "Ich weiß es nicht. Ich muss erst einmal mit dem Team arbeiten, um das beurteilen zu können. Ich glaube schon, dass ich etwas einbringen kann. In den vergangenen Jahren habe ich gelernt, sofort zu erkennen, was mit einem Auto nicht stimmt. Ich bin kein guter Problemlöser, aber ich kann sie gut aufspüren, was genau die Aufgabe eines Testfahrers ist."

Erfahrung ist keine Erfolgsgarantie

Frage: "Glaubst du, dass das neue Format ohne Nachtankstopps den erfahrenen Piloten entgegenkommen wird?"
De la Rosa: "Das wird nicht viel ändern, glaube ich. Man muss sich darauf einstellen, ganz egal ob man es schon mal erlebt hat oder nicht. Man muss sich daran gewöhnen, Benzin zu sparen, die Reifen zu schonen und schwerere Autos zu fahren. Natürlich kann Erfahrung dabei helfen, aber unterm Strich werden die Fahrer schnell sein, die sich gut umstellen können. So war es schon immer."


Fotos: Präsentation des Sauber-Ferrari C29


Frage: "Man hat am Beispiel Luca Badoer gesehen, wie schwierig die Formel 1 für einen Testfahrer ohne aktuelle Rennerfahrung sein kann. Stimmt dich das nachdenklich?"
De la Rosa: "Darüber habe ich nie nachgedacht. Ich bin ja auch früher schon mitten in der Saison ins Auto gestiegen. Okay, damals habe ich mehr getestet, aber das ändert nicht viel. Ich habe es 2005 und 2006 geschafft und ich habe gelernt, mich nie zu beschweren, wenn sich eine Chance auftut. Damit beschäftige ich mich nicht."

Frage: "Wie viel von deinem McLaren-Wissen kannst du zu Sauber mitnehmen?"
De la Rosa: "Ihr wisst doch, wie es in diesem Business läuft. Ich muss ins Auto steigen, ein Gefühl entwickeln, die Probleme aufspüren und versuchen, sie mit meiner Erfahrung zu lösen. Wie jeder Ingenieur nehme auch ich meine Erfahrungen mit und ich werde versuchen, das zu meinem Vorteil zu nutzen. Das ist nichts Ungewöhnliches. So läuft das eben."

Frage: "Wie viele Runden brauchst du, um zu wissen, ob das Auto konkurrenzfähig ist oder nicht?"
De la Rosa: "Du weißt nie, wie schnell ein Auto ist, bis du in Bahrain Qualifying fährst. Das ist eine Standardantwort, aber es ist die Wahrheit. Ich kann als Fahrer nur die großen Probleme aufspüren und sagen, wie man es schneller machen könnte. Danach kommt es auf die Konkurrenz an. Der Vergleich mit der Konkurrenz ist das, was letztendlich zählt."

Frage: "Als Testfahrer hattest du viel Zeit für deine Aufgaben in der Fahrergewerkschaft GPDA. Wirst du dennoch weiterhin eine aktive Rolle spielen?"
De la Rosa: "Gute Frage. Ich weiß es noch nicht, da habe ich mich noch nicht entschieden. Wir müssen das mit den GPDA-Mitgliedern besprechen. Für mich ist es jetzt natürlich viel schwieriger, den Vorsitz zu machen, weil ich weniger Zeit haben werde. Aber darüber muss ich mich mit den Direktoren und den Mitgliedern unterhalten. Ich persönlich glaube, dass wir jemanden brauchen, der mehr Zeit hat als ein Rennfahrer. Als Testfahrer war es einfach, aber jetzt wird es komplizierter. Wir werden das ansprechen."