• 02.09.2012 21:12

Button: "Spa-Sieg ist etwas Besonderes"

McLaren-Pilot Jenson Button holt sich den ersten Sieg auf der Ardennen-Achterbahn und spricht im Interview über die Strategie und seinen Aufstieg

(Motorsport-Total.com) - Nach der Pole-Position am Samstag konnte Jenson Button auch am Sonntag überzeugen. Der McLaren-Pilot sicherte sich seinen ersten Sieg in Spa-Fancorchamps und setzte die McLaren-Erfolgsstory der letzten Rennen fort. In der WM liegt der Brite jetzt 63 Punkte hinter Fernando Alonso und hält den Fahrertitel für möglich. Im Interview spricht Button über das Rennen in Belgien, die Strategie und seine Chancen in Monza.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Buttons Sieg in Belgien war zu keinem Zeitpunkt gefährdet Zoom

Frage: "In den vergangenen Rennen lief es nicht so gut bei dir. Heute hast du ein perfektes Rennen abgeliefert. Du bist im Training Schnellster gewesen, hast das Rennen gewonnen und warst wohl der Einzige, der vom Start bis ins Ziel führte. Wie hast du den diesjährigen Belgien Grand Prix erlebt?"
Jenson Button:"Vielen Dank. Ich kann mich immer noch nicht an all das gewöhnen: Auf dem Podest reden ist ziemlich merkwürdig, oder? Was kann ich sagen? Dieser Kurs ist für die meisten Fahrer etwas Besonderes, weil er so flüssig ist und es eine Geschichte gibt. Hier von der Startampel bis ins Ziel zu führen und zu gewinnen, ist sehr speziell. Es war nicht mein einfachster Sieg. Ja, es war ein besonderes Wochenende. Ich möchte allen danken: dem gesamten Team und allen Zuschauern, für ihre Unterstützung. Wir genießen das noch eine Weile, bis es nach Monza geht. Hoffentlich können wir das dort wiederholen."

Erster Spa-Sieg für Button

Frage: "Jenson, Spa war bisher nicht besonders nett zu dir. Ich denke, das hat sich jetzt geändert."
Button: "Ja, ein bisschen. Das Auto hat sich ehrlich gesagt das gesamte Wochenende über ziemlich gut angefühlt. Es war der erste Kurs, auf dem wir mit weniger Abtrieb fahren. Auf allen anderen Strecken fahren wir meist den maximalen Abtrieb. Es ist eine schöne Gelegenheit, etwas anderes auszuprobieren. Ich liebe Spa. Ich denke, dass geht uns allen so. Eau Rouge - ich weiß, man kann sie recht einfach voll fahren - ist immer noch ein Erlebnis, die G-Kräfte, die auf einen einwirken. Vom Start bis ins Ziel zu führen ist etwas Besonderes. Doch ich denke, man sagt das über jeden Sieg. Es ist sehr schön, auf einem Kurs wie diesem zu siegen. Ich erinnere mich an die damalige Formel 1 - es war etwas anders - und die viele Geschichte. Es ist gut, ein Teil davon zu sein."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Belgien


Frage: "Wie wichtig war es, diesen ersten Satz mittlerer Reifen beinahe das halbe Rennen lang zu benutzen?"
Button: "Wir waren uns mit der Strategie nicht so sicher - ob wir ein oder zwei Mal stoppen. Wir dachten sogar, dass einige andere Fahrer drei Stopps machen würden. Als Nico auf Position zwei fuhr, hat uns das etwas geholfen. Ich konnte aufs Auto hören und musste nicht zu hart pushen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch nicht an eine Einstoppstrategie. Ich dachte immer noch, dass wir zwei Mal stoppen. In Runde zwölf begannen die Reifen, richtig zu arbeiten. Das Auto war sehr konstant, ließ sich gut fahren und ich konnte den Verschleiß kontrollieren. Es ist immer einfacher, das zu tun, wenn man ein Rennen anführt. Es war ein tolles Gefühl, länger zu fahren als alle anderen, mit Ausnahme von Seb."

Frage: "Hattest du Bedenken, dass die Reifen am Ende abbauen könnten?"
Button: "Nein. Ich hatte etwas mehr Übersteuern, was nicht ideal ist. Die Balance war aber noch in Ordnung. Es fühlte sich an, als ob die ersten zehn Runden nicht so gut waren. Die Reifen wurden besser. Man verlor etwas Grip an der Vorderachse, wodurch die Balance besser wurde - bei beiden Sätzen. Deshalb war es gut. Ich wusste, dass Sebastian ein paar Runden nach mir stoppte. Seine Reifen waren also etwas frischer als meine. Doch er musste 15 Sekunden aufholen. Wir befanden uns also in einer ziemlich guten Situation. Doch man denkt an alles: Man denkt an all die Dinge, die schief gehen könnten. Das Team hat fantastisch gearbeitet und sich dieses Wochenende keinen Fehltritt geleistet. Ich bin also sehr glücklich und stolz. Es ist toll, hier in Spa zu siegen."

McLaren in Topform

Frage: "Der neue Heckflügel war ziemlich effektiv. Hat McLaren für Monza einen ähnlichen Flügel?"
Button: "Ich denke, dass viele Fahrer auf Grund des schlechten Wetters hier mit mehr Abtrieb gefahren sind als sonst. Am Samstagmorgen war ich ziemlich zufrieden mit dem Auto, Lewis war es nicht. Deswegen ist er zu der Variante mit mehr Abtrieb gewechselt. Ich habe nichts verändert. Das hat sich für mich ausgezahlt. Ich bin froh über diese Entscheidung."

Jenson Button

McLaren und Jenson Button waren in Spa-Francorchamps überlegen Zoom

Frage: "Denkst du, dieser Sieg zeigt, dass sich McLaren in den fünf Wochen Pause verbessert hat oder liegt es an diesem einmaligen Grand Prix, dem Unfall und den fehlenden Erkenntnissen vom Freitag?"
Button: "Es war bisher eine Saison mit Höhen und Tiefen, nicht nur auf mich bezogen, sondern auch aufs Team. Wir hatten solch einen starken Start und dann eine schwierige Zeit. Hockenheim war ein gutes Rennen mit Platz zwei. Dann hat Lewis in Ungarn und auch in Kanada gewonnen. Wir hatten einige sehr gute Rennen. Es scheint, als ob wir in den vergangenen drei Rennen stark waren. Das ist schön, weil der Kurs hier sich von den vergangenen zwei Kursen unterscheidet. Wir fahren, ich fahre seit zwei Rennen mit einem anderen Flügel-Paket. Es ist schön zu sehen, dass beide funktionieren."

Button findet zu alter Stärke

Frage: "Wie erklärst du dir, dass du im ersten Teil der Saison Probleme hattest und nun so dominant bist?"
Button: "Ja, es waren gute Ferien. Vielleicht sollten wir jetzt immer fünf Wochen Pause zwischen den Rennen haben. Ich schaue noch nicht auf Monza! Viele Dinge. Der Start der Saison war gut. Ich konnte das erste Rennen gewinnen. In den ersten drei oder vier Rennen war unser Tempo sehr gut. Dann folgten vier Rennen, die aus verschiedenen Gründen nicht gut liefen. Wir hatten beim Setup versucht, etwas gegen das Reifentemperatur-Problem zu unternehmen. Ich habe es probiert."

"Wir benötigten ein paar Rennen, bis wir realisierten, dass die Daten nicht korrekt waren und wir die Reifen wohl mehr zerstören als dass wir sie schonen. Einige Male hatte ich Pech, besonders in Silverstone, was enttäuschend ist, weil es mein Heimrennen war. In Valencia war mein Tempo wieder gut, doch es lief nicht nach Plan. Von da an war das Tempo recht gut. In den vergangenen Rennen war ich mit dem Auto deutlich zufriedener. Ich habe das Gefühl, dass ich damit arbeiten kann. Vorher war es von Kurve zu Kurve nicht gerade konstant, also nicht nur von Runde zu Runde. Das Auto fühlte sich von Kurve zu Kurve anders an."

Jenson Button

Der McLaren-Pilot kontrollierte das Rennen in Belgien vom Start weg Zoom

"Ich würde nicht behaupten, dass es nur bei unserem Auto so war, es ist durch die Arbeitsweise der Reifen bei jedem Auto so. Das hat mir mehr zu schaffen gemacht als Lewis und vermutlich einigen anderen. Das ist definitiv eine Schwäche von mir, an der ich aber arbeite. Dieses Wochenende hat gezeigt, dass ich das Maximum aus dem Auto herausholen kann, wenn ich die Balance gut finde."

Frage: "Kommende Woche geht es nach Monza. Denkst du, dass wir McLaren dort in ähnlich guter Form beobachten können? Du schlägst zurück, bist immer noch weit zurück, doch dieser Sieg war absolut nötig, gerade weil Alonso keine Punkte holen konnte, oder?"
Button: "Es ist ein weiter Weg bis zum Titel. Der heutige Tag hat bewiesen, dass man 25 Punkte sehr schnell aufholen kann. Es war ein großartiger Tag für mich. Mir fehlen aber immer noch 63 Punkte. Alles ist möglich. Monza ist diesem Kurs hier ähnlich. Die Chancen stehen gut, dass wir dort schnell sein werden."

"Wir müssen aber noch abwarten, ob wir so schnell sein werden wie hier. Die Temperaturen werden sich unterscheiden. In Sachen Abtrieb ist es ebenfalls etwas anders. Wenn wir weiterhin so kämpfen, kann ich um die Meisterschaft fahren. Doch in Monza denke ich nicht an die Meisterschaft. Wir werden dorthin gehen, um die bestmögliche Arbeit zu leisten und so viel wie möglich Punkte mitzubringen. Es wird für alle Nicht-Ferrari-Fahrer ein hartes Rennen, doch die Atmosphäre ist toll und es ist eines der besten Rennen im Kalender."