Brawn: Die Gründe für den Mercedes-Absturz

Mercedes-Teamchef Ross Brawn spricht Klartext: Warum man 2010 nicht mithalten kann, 2011 alles besser wird und Mercedes sein letztes Team ist

(Motorsport-Total.com) - Vor der Saison 2010 galt Mercedes ganz klar als heißer Titelanwärter. Was dann folgte, war Ernüchterung. Bislang fuhr Nico Rosberg bloß drei dritte Plätze ein, Michael Schumacher konnte die hohen Erwartungen nicht einmal ansatzweise erfüllen. Auf den ersten Blick mag es absurd erscheinen, dass Ross Brawns Weltmeisterteam 2009 mit Mercedes-Geldern nicht annähernd an die Leistung des Vorjahres anschließen kann, doch die Gründe liegen auf der Hand.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef), Michael Schumacher

Leidensgenossen: Ross Brawn und Schumacher vermissen den Erfolg

Schon zu Saisonbeginn 2008 konzentrierte der Teamchef wegen des missglückten Boliden die komplette Entwicklung auf die Saison 2009 - in mehreren Windkanälen wurde mit Honda-Geldern am großen Sprung gebastelt, der schließlich nach dem Ausstieg der Japaner auch gelang, nicht zuletzt wegen des genialen Doppeldiffusors. Die tolle Aufholjagd von Red Bull ließ Brawn in der Saison 2009 schließlich keine Atempause und man musste bis zum Saisonende um dem WM-Titel bangen - und weiterentwickeln. Kein Wunder, dass darunter der 2010er Bolide litt.

Warum sich der Honda-Ausstieg erst 2010 niederschlug

Auch der Ausstieg von Honda machte sich erst später bemerkbar, wie Brawn nun gegenüber der 'Gazzetta dello Sport' bestätigte: "Zu Beginn der Saison 2009 musste wir unser Personal reduzieren und das wirkte sich freilich auf unterschiedliche Bereiche aus. Als dann die Zeit kam um das 2010er Auto zu designen, war unser Designbüro nicht gut organisiert."

Der Brite gibt sich selbstkritisch, hat aber auch Erklärungen für die Schlappe: "Herausgekommen ist ein nicht besonders ambitioniertes Auto - in Wahrheit ist es zu konservativ. Doch wir konnten nicht anders, denn wir hatten nicht genügend Ressourcen. Durch unsere Restriktionen konnten wir Ende 2009 nicht um den Titel kämpfen und gleichzeitig ein konkurrenzfähiges Auto für dieses Jahr bauen."

Trotz aller Erklärungen hat diese Saison merkbar am blitzsauberen Image von Mercedes gekratzt. In den vergangenen Jahren schwärmten alle von den bärenstarken Motoren der Stuttgarter, die Kritik blieb meist am McLaren-Team hängen. Nun ist man aber auch für das Chassis selbst verantwortlich - auch Teamchef Brawn steht nun unter enormem Druck.

Wieso die Zukunft rosig wird

Warum soll es 2011 aufwärts gehen? Brawn holt aus und verweist auf die Umstrukturierung: "2011 haben wir eine Gruppe junger Ingenieure, die ihren Wert zeigen wollen. Wir sind also wieder ambitioniert." Auch die Personalreduktion sollte dann nicht mehr ins Gewicht fallen: "Durch den Prozess der Kostenreduktion wird das die Norm für alle sein, auch wenn ich nicht glaube, dass Teams wie Ferrari und McLaren zu stark beeinträchtigt sein werden."

Der Vorteil durch den Einstieg von Mercedes schlagen sich laut Brawn nicht auf der Personalebene nieder, sondern bei den Ressourcen: Man bekomme aus Stuttgart Unterstützung in Sachen CFD-Technolgie, Simulationen und Fahrzeugdynamik. Gerüchte um einen vorzeitigen Abschied von Michael Schumacher dementiert er aufs schärfste: Er sei 100 Prozent sicher, dass der Rekord-Champion auch 2011 im Mercedes-Cockpit sitzen werde: "Ich erwarte, dass er viel stärker zurück kommen wird." Auch die Gerüchte um seinen eigenen Abschied schmettert er ab: Er werde auch 2011 an Bord sein, merkte aber an: "Ich denke, dass Mercedes mein letztes Team sind wird."