Bodyguards & Panzerglas: Formel 1 rüstet sich für Bahrain

Während Ecclestone und die Veranstalter die Lage in Bahrain herunterspielen, wollen die Teams durch Bodyguards und kugelsichere Autos nichts dem Zufall überlassen

(Motorsport-Total.com) - Im Angesicht der Unruhen in Bahrain und der Diskussion um eine Absage des Rennens scheint die Formel 1 derzeit wie gelähmt. Ähnlich wie im Vorjahr will auch dieses Jahr kaum jemand zu diesem heiklen Thema Farbe bekennen - den Teams und Chefvermarkter Bernie Ecclestone würde viel Geld durch die Lappen gehen, würde man selbst eine Absage vorantreiben und somit mit dem Bahrain International Circuit vertragsbrüchig werden. Und in der Krisenregion zeigt man derzeit keine Anstalten, über eine Streichung des Rennens nachzudenken.

Titel-Bild zur News: Security

Krieg in der Formel 1? Das Rennen in Bahrain steht auf Messers Schneide

Die FIA hat in einem Schreiben an die Teams nun klargestellt, dass der Grand Prix stattfindet, da "alle angemessenen Sicherheitsmaßnahmen vorhanden sind". Auch ein neuerlicher Bombenanschlag am Montag, bei dem sieben Polizisten verletzt wurden, scheint dem Formel-1-Dachverband nicht Warnung genug zu sein. Am Samstag wird sich FIA-Boss Jean Todt mit Ecclestone und den Teams in Schanghai treffen, um die Situation zu besprechen.

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' könnten auch die Teams eine Absage erwirken, auch wenn man dies regelmäßig abstreitet und die Verantwortung auf die FIA schiebt. Im Concorde-Agreement gibt es eine Passage, die ein Fernbleiben durch "Umstände von höherer Gewalt" erlaubt, die mit Krieg, Aufständen, Erdbeben, Krawallen, Feuer und Flut angegeben sind.

Teams bereiten sich auf "Tage des Zorns" vor

Ecclestone scheint auf diesem Ohr allerdings taub zu sein: Er glaube "wirklich nicht", dass die Oppositionellen "irgendetwas gegen die Formel-1-Leute oder gegen Journalisten haben", meinte er im Vorfeld des China-Grand-Prix. Glaubt man den Drohungen der Oppositionellen, liegt der 81-Jährige völlig falsch: Die Jugendgruppe "Revolution des 14. Februar" hat für das Rennwochenende "Tage des Zorns" angekündigt.

Für die Teams hätte eine Austragung des Rennens einen hohen Preis. Während Ecclestone derzeit behauptet, er würde in Bahrain komplett auf Personenschutz verzichten, da "dir keine so tolle Sicherheitsmaßnahme hilft, wenn dich jemand schnappen will", wollen die Rennställe aus Angst nichts dem Zufall überlassen.

"Ich glaube wirklich nicht, dass sie irgendetwas gegen die Formel-1-Leute oder gegen Journalisten haben." Bernie Ecclestone

Mark Webber hatte am Donnerstag angekündigt, dass er heilfroh sei, dass sein Red-Bull-Team spezielle Security-Mitarbeiter engagiert hat, um eine mögliche Gefahr zu reduzieren. Ihm ist aber bewusst, "dass das nicht jeder haben kann, und dadurch fühle ich mich nicht unbedingt wohler". Laut 'Bild' denkt auch Mercedes über eigene Bodyguards für seine Fahrer nach.

Eigentümer-Situation: McLaren besonders gefährdet?

Die Fahrer sollen in kugelsicheren Autos hinter Panzerglas zur Strecke gebracht werden, die Hotels streng bewacht werden. 'Daily Mail' zitiert einen hochrangigen Offiziellen: "Zahlreiche Maßnahmen wurden getroffen, um das Risiko zu minimieren. Es gibt Maßnahmen, um sicheres Reisen zu gewährleisten, und ein zusätzliches Securityaufgebot an der Strecke und bei den Hotels."

Vor allem bei Jenson Button dürfte die für ein mulmiges Gefühl sorgen, denn der McLaren-Pilot wurde 2010 am Samstagabend des Brasilien-Wochenendes bei der Abreise von der Strecke von sechs Männern mit Maschinengewehren angegriffen. Nur durch die geistesgegenwärtige Reaktion seines Fahrers, der einige Autos rammte, konnte ein Unglück vermieden werden.

Vor allem die McLaren-Piloten stehen in Bahrain besonders im Fokus, denn die Staatsholding Mumtalakat besitzt 50 Prozent des Rennstalls aus Woking. Gäste und Sponsorenvertreter werden das Rennen aller Voraussicht nach aber eher meiden, da man nichts dem Zufall überlassen möchte. Ein Vertreter von McLaren-Sponsor Vodafone gibt sich gegenüber der 'Times' diplomatisch: "Wir überwachen die Situation sehr genau, aber es ist eine Entscheidung der Teams und der Formel 1. Wir müssen abwarten und sehen, was passiert."

Teams riskieren Imageschaden für Sponsoren

Die Sponsorenverträgen der Teams beinhalten übrigens Klauseln, die dafür sorgen sollen, dass die Rennställe nicht an Aktivitäten teilnehmen, die das Markenimage des Geldgebers beschädigen könnten. Das erhöht die Spannung vor dem umstrittenen Rennen in Bahrain. "In einem Umfeld wie in Bahrain werden alle Sponsoren die Entwicklungen sehr genau verfolgen und sich untereinander austauschen", wird eine andere Quelle von der 'Times' zitiert.

Während sich die Formel 1 also für das unberechenbare Wochenende in Bahrain rüstet, spielt ein Mann die Situation herunter: Scheich Abdullah bin Isa Al Chalifa - Präsident des Automobilverbands von Bahrain und einer von 26 World-Council-Mitgliedern der FIA. Er meint gegenüber der 'Press Association', dass Sicherheitsmaßnahmen völlig unnötig sind: "Alles wird ganz normal sein. Gegenüber Gästen unseres Landes gibt es keine Gewalt, und ich glaube nicht, dass es irgendwelche Belästigungen oder Gefahren für irgendjemanden gibt, der nach Bahrain kommt."

"Alles wird ganz normal sein." Abdullah bin Isa Al Chalifa