• 15.10.2001 12:42

BMW sagt Mercedes den Kampf an

BMW will in der Saison 2002 Mercedes das Fürchten lehren, Mercedes will mit brandneuem Motor dagegenhalten

(Motorsport-Total.com/sid) - Den Urlaub vor Augen, das deutsche Motorenduell bereits im Hinterkopf: Nachdem BMW in diesem Jahr in der Formel 1 an der Vormachtstellung von Mercedes gerüttelt hat, wollen die Münchner in der kommenden Saison nach den Sternen greifen und den Angriff auf Platz zwei starten. Mit neuen Motoren und viel Elan werden die beiden Automobilkonzerne 2002 aber nicht nur um die Rolle des Kronprinzen kämpfen, sondern auch die Jagd auf Weltmeister Ferrari eröffnen.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Haug: "Wir hatten zu viele Motorschäden in dieser Saison"

Vor allem in Stuttgart will man im nächsten Jahr wieder zurück an die Spitze, wo die "Silberpfeile" nach den beiden WM-Titeln von Mika Häkkinen 1998 und 1999 waren. "Wir wollen mehr als Platz zwei. Unser Ziel ist, um den Titel zu fahren", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug und verspricht: "In diesem Jahr haben wir uns als Team zu oft selbst ein Bein gestellt. Das werden wir abstellen."

Mit einem neuen Triebwerk (Haug: "Gut und stark") wollen die Schwaben, in diesem Jahr mit McLaren Zweiter der Konstrukteurs-WM, die Herausforderung aus München annehmen. "Über Einzelheiten wollen wir allerdings nicht reden", meint Haug. Nur so viel: Es soll unter anderem der Zylinderwinkel des von Mario Ilien entworfenen Motors verändert werden.

Auch bei BMW setzt man auf ein komplett neues Triebwerk, obwohl der aktuelle Motor (850 PS) schon als der stärkste im Formel-1-Feld galt. "Man muss aufpassen, dass man den Bogen nicht überspannt", sagt BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger: "Wir sind schon in diesem Jahr in einigen Bereichen sehr nah ans Limit gegangen." Davon zeugen in 17 Rennen insgesamt fünf Motorschäden. Der Mercedes-Motor streikte dreimal (Haug: "Auch das ist zuviel"), der Ferrari-Antrieb nur zweimal.

Einen kleinen Vorteil haben die Münchner schon. Als einziger Motorenlieferant haben sie bereits mit dem Triebwerk für 2002 auf der Strecke getestet, bevor jetzt nach dem Japan-GP ein Testverbot bis zum Jahresende in Kraft trat. "Das ist sehr wichtig, um die Kinderkrankheiten und mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen", sagt Berger. 2000, im ersten Jahr nach dem Comeback in der Formel 1, waren bei BMW Probleme mit dem Ölkreislauf im fahrenden Auto aufgetreten, die man vorher auf dem Prüfstand nicht erkennen konnte.

An einen so großen Leistungssprung wie vor dieser Saison glaubt Berger aber nicht. "In dem Bereich, in dem wir uns bewegen, ist die Luft sehr dünn. Da sind Riesenschritte schwierig", meint der frühere GP-Pilot (zehn Siege). Mit der Saison 2001 und Rang drei für das BMW-Williams-Team ist Berger hochzufrieden. "Ein hervorragendes Jahr. Vier Siege und vier Pole Positions sind viel mehr, als wir erwartet haben. Das Ziel kann jetzt nur sein, den zweiten Platz ins Visier zu nehmen", sagte der Österreicher: "An eine Chance auf den Titel glaube ich nicht. Ferrari hat einen so großen Vorsprung, den kann man nicht in einem Jahr aufholen."

BMW-Williams verspricht sich im nächsten Jahr viel von den beiden Fahrern Ralf Schumacher und Juan Montoya, die sich mit ihrer persönlichen Rivalität gegenseitig zu guten Leistungen angespornt haben. "Da ist unsere Absicht aufgegangen", meinte Berger. Beide Piloten haben bewiesen, dass sie Rennen gewinnen können.

Im Silberpfeil-Team dagegen gibt es einen Personalwechsel. Der zweimalige Weltmeister Mika Häkkinen verabschiedet sich in eine "Babypause", sein junger Landsmann Kimi Räikkönen (21) kommt von Sauber und wird Häkkinens Nachfolger als Teamkollege des Schotten David Coulthard. Dem Supertalent traut Haug viel zu: "Ich denke, dass er Rennen gewinnen kann, wenn wir ihm das richtige Auto hinstellen."