Bis 2017 in der Formel 1: Lotus-Gruppe reagiert

Dany Bahar als "Bagdad-Bob": Mit einer humorvollen Presseaussendung versucht die Lotus-Gruppe, einige im Umlauf befindliche Gerüchte richtigzustellen

(Motorsport-Total.com) - In Form einer überaus selbstironischen und humorvollen Pressemitteilung hat die Lotus-Gruppe auf die jüngsten Medienberichte reagiert. Darauf zu sehen: Geschäftsführer Dany Bahar in der Rolle des früheren irakischen Informationsministers Muhammad as-Sahhaf, der den amerikanischen Truppen während des Golfkriegs noch einen verheerenden Untergang prophezeite, als diese längst in Bagdad einmarschiert waren und die erfolgreiche Eroberung der Hauptstadt nur noch eine Frage von Stunden war. Die Fotomontage von 'sniffpetrol.com' trägt den Titel "Dany Bahar wendet sich an die Medien" und legt dem gebürtigen Türken via Sprechblase die Worte "Es gibt keine Probleme bei Lotus" in den Mund.

Titel-Bild zur News: Dany Bahar

Lotus-Geschäftsführer Dany Bahar alias "Bagdad-Bob" Muhammad as-Sahhaf

Die Lotus-Gruppe reagiert damit auf äußerst selbstironische und humorvolle Weise auf verschiedene Gerüchte, die in den vergangenen Wochen an die Öffentlichkeit gelangt sind. "Tatsache ist - und das haben wir nie abgestritten -, dass Lotus gerade eine sehr schwierige Zeit durchmacht", heißt es in der Aussendung, "aber wir zeigen tagtäglich wahren Kampfgeist, um unsere Vision am Leben zu erhalten. Die hyperaktive Gerüchteküche fügt unserer Geschäftsreputation, unserem Image und unserer Glaubwürdigkeit ernsthaften Schaden zu."

Lotus stellt Genii-Informationen richtig

Aus Formel-1-Sicht ist die Reaktion auf das jüngst publik gewordene Verhältnis zwischen der Lotus-Gruppe und dem gleichnamigen Team von Genii Capital am interessantesten. Denn während Genii vergangene Woche durchsickern ließ, dass für das Titelsponsoring seit Monaten kein Geld mehr geflossen ist und eine ursprünglich bis Ende 2012 laufende Option, im Zuge der die Lotus-Gruppe auch mit Anteilen einsteigen hätte können, gegen einen Schuldenerlass terminiert wurde, behauptet die Lotus-Gruppe, dass ihr Engagement in der Formel 1 sehr wohl weiterhin über eine reine (kostenlose) Markenpräsenz hinausgeht.

Das Team und die Gruppe hätten "ihr kommerzielles Verhältnis" Anfang dieses Jahres "umgestaltet", bestätigt die Lotus-Aussendung zwar die grundsätzliche Darstellung von Genii-Chef Gerard Lopez, stellt aber im Detail richtig: "Die Marken- und Marketingrechte sowie damit in Zusammenhang stehende Aktivitäten der Lotus-Gruppe sind von der neuen Vereinbarung bis mindestens 2017 nicht betroffen." Der Sportwagenhersteller behält demnach den Status als Titelsponsor und exklusiver Lizenznehmer für Lotus-Formel-1-Merchandising.

"Die neue Vereinbarung wurde erreicht, nachdem Proton, Eigentümer der Lotus-Gruppe, Genii einen Kredit in der Höhe von 30 Millionen Britischen Pfund (umgerechnet 36 Millionen Euro; Anm. d. Red.) zur Verfügung gestellt hat, der innerhalb von drei Jahren zurückgezahlt werden muss", heißt es. "Als Sicherheit für diesen Kredit setzte Genii 100 Prozent der Vermögenswerte des Formel-1-Teams ein." Bedeutet konkret: alle Anlagen, Maschinen, Showcars, Computer, Büros und das Hauptquartier in Enstone.

Sprich: Sollte Genii mit den Kreditraten in Rückstand geraten, könnte Proton auf Teile der vereinbarten Sicherheiten zugreifen. Doch das ist laut der gestrigen Aussendung nicht alles: "Zusätzlich bewahrt sich Proton das Recht, zehn Prozent des Formel-1-Teams zu erwerben." Und: "Eine weitere Zehn-Prozent-Anteilsoption wird aktiviert, wenn das Team seinen Kreditverbindlichkeiten mit Proton nicht nachkommen kann", heißt es darin. Aber: Die 100-Prozent-Option wurde wie von Lopez behauptet gestrichen.

Twitter-Streit sorgt für gute Unterhaltung

Tony Fernandes

Caterham-Teamchef Tony Fernandes ist auf die Lotus-Gruppe immer noch sauer Zoom

Die Lotus-Gruppe tritt im Rahmen der Aussendung auch erneut gegen die Caterham-Granden Tony Fernandes und Mike Gascoyne nach, die in den vergangenen Monaten kaum eine Gelegenheit ausgelassen haben, ihren Unmut gegenüber der Lotus-Gruppe zum Ausdruck zu bringen. Bekanntlich war Fernandes 2010 noch Lizenznehmer der Lotus-Gruppe, ehe er David Hunt die Rechte am Namen Team Lotus abkaufte. Nach einem langwierigen Namensstreit mit der Lotus-Gruppe einigte man sich aber darauf, dass Fernandes ab 2012 als Caterham antreten wird.

Angeblich soll der malaysische Geschäftsmann in den vergangenen Wochen über Twitter verschiedene Gerüchte über die Lotus-Gruppe gestreut haben. Die wehrt sich nun: "Nehmt nicht alles allzu ernst, was er so twittert - vielleicht ist er noch frustriert darüber, Caterham zu besitzen statt Lotus und in der Formel 1 gegen HRT und Marussia zu kämpfen statt gegen Mercedes und Ferrari." Sein Fett kriegt auch der "unabhängige" Journalist Joe Saward ab, der bekanntlich im Aufsichtsrat der Caterham-Cars-Gruppe sitzt.

Schließlich erzählt die Lotus-Gruppe auch den neuesten Mike-Gascoyne-Witz: "Er wird vermisst. Warum? Weil er nach den 30 bis 40 Punkten sucht, die er für die vergangene Formel-1-Saison vorhergesagt hat." Heute Morgen konterte Gascoyne via Twitter: "Gerade in China gelandet. Ich werde nicht vermisst, kann Dany Bahar aber nirgends sehen." Und: "Genug gesagt über die Lotus-Pressemitteilung. Normalerweise würde ich sie ins Lächerliche ziehen, aber das scheinen sie selbst auch gut hinzukriegen."


Fotos: Großer Preis von China, Pre-Events


Zusätzlich spitzelt der Caterham-Technikchef: "Bin unterwegs zur Strecke. Das kann man von einem Lotus-IndyCar-Motor nicht behaupten." Denn aufgrund der finanziellen Probleme der Lotus-Gruppe, die diese gar nicht erst abstreitet, konnten die IndyCar-Partnerteams zuletzt nicht wie geplant mit Motoren versorgt werden. Zuletzt mussten einige Lotus-Teams ihre Teilnahme am wichtigen Indianapolis-Test absagen, weil ihnen nicht genug Motoren geliefert wurden.