• 26.05.2010 11:49

  • von Britta Weddige

Austin: Wie jedes Jahr Super-Bowl

In Texas macht sich Begeisterung über den Zuschlag für den US-Grand-Prix breit - Aber offenbar gibt es auch noch einige offene Fragen

(Motorsport-Total.com) - Es war eine ziemliche Überraschung, die Bernie Ecclestone da aus dem Hut gezaubert hat. Während sich alles auf New York als möglichen künftigen Austragungsort für einen US-Grand-Prix konzentriert hat, unterschrieb der Formel-1-Boss hinter den Kulissen einen Vertrag mit der texanischen Stadt Austin.

Titel-Bild zur News: Ricky Rudd

Die USA sollen mit Austin eine neue Formel-1-Hauptstadt bekommen

Nach der offiziellen Verkündung macht sich in Austin Begeisterung breit - aber es gibt auch kritische Stimmen und ein paar offene Fragen. Laut Tavo Hellmund, mit seiner Firma Full Throttle Productions neuer Promoter des US-Grand-Prix, war das Feedback aus der Region Austin riesig. "Ich habe 18.000 Emails in drei Minuten bekommen", sagt er der Tageszeitung 'Statesman'. "Austin ist mehr eine Formel-1- als eine NASCAR-Stadt. Die Geographie, die Technische Industrie, das Nachtleben, die Musik. Das passt alles zu dem, was die Formel 1 ausmacht."#w1#

Auch bei Rennfahrer Bill Dollahite, dem Chef von Driveway Austin, stand das Telefon nicht still - obwohl er mit dem Projekt überhaupt nichts zu tun hat. "Das ist mehr als nationale Begeisterung. Das ist internationale Begeistertung", sagt er. "Wir haben jetzt eine Nadel mitten in der Landkarte, die zeigt, dass wir die Formel-1-Hauptstadt der Vereinigten Staaten sind."

"Die, die Austin noch nicht kennen, werden das dann tun." Lee Leffingwell

Der demokratische Senator Kirk Watson ergänzt: "Die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen könnten fast so groß sein wie beim Super Bowl - und das jedes Jahr." Und auch Bürgermeister Lee Leffingwell erwartet sich einiges: "Wir gehen davon aus, dass jedes Hotel von San Antonio bis Temple voll sein wird. Das wird unseren Ruf als internationale Stadt konsilidieren. Hunderte Millionen Menschen werden auch die TV-Übertragung sehen. Und die, die Austin noch nicht kennen, werden das dann tun."

Hellmund ist nach eigener Aussage seit 1999 mit Ecclestone in Gesprächen. Das war ein Jahr, bevor die Formel 1 zum ersten Mal nach Indianapolis kam. Ernsthaft seien die Gespräche vor vier Jahren geworden. Allein die Bewerbung hat laut Hellmund eine Million Dollar gekostet. Das ist aber nur ein Bruchteil dessen, was an Kosten noch auf ihn, sein Unternehmen und Austin zukommen wird.

Und damit zu den offenen Fragen, die es in Austin noch gibt. Für die Formel 1 soll eigens eine Rennstrecke gebaut werden. Wo sie entsteht, ist noch unklar. Hellmund hat drei potenzielle Standorte im Blick. Das benötigte Land - laut Expertenmeinung 600 bis 1.000 Hektar - muss noch gekauft werden. Auch ist noch nicht geklärt, wer die Strecke baut, wie viel sie kostet und wer sie bezahlt. Und der 'Statesman' stellt zudem die Frage: "Warum sollte das Projekt in Austin Erfolg haben, während andere scheitern?"

Laut Grundstücksmakler Pete Dwyer habe Hellmund bereits im Herbst 2008 Interesse an einem 600-Hektar-Areal gezeigt. Hellmund habe ihm einen "recht beeindruckenden" Plan für eine Rennstrecke gezeigt und erwähnt, dass er diesen Plan auch Ecclestone vorlegen würde. Doch aus dem Projekt wurde bisher nicht mehr, da laut Dwyer staatliche Fördergelder ausblieben.

Die Gelder könnten schneller fließen, da nun der Zuschlag für den Formel-1-Grand-Prix vorhanden ist. Dazu gibt es den staatlichen "Texas Major Events Trust Fund". Er unterstützt Kommunen, die Großveranstaltungen planen, mit finanziellen Zuschüssen. Dieses Geld fließt durch die höheren Steuereinnahmen, die man sich durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Veranstaltung erhofft, zurück an den Staat. Die Formel 1 steht auf der Liste jener Events, die sich grundsätzlich um Unterstützung bewerben können.

Die Geldspritze dürften Promoter Hellmund und sein Unternehmen auch gut brauchen. Denn Formel-1-Rennen gehören zu den teuersten Sportveranstaltungen überhaupt. Die Lizenzgebühren an Ecclestone und alles was nötig ist, um so ein Rennwochenende durchzuführen, kosten schon einiges, wenn man bereits eine Rennstrecke hat.

Die muss in Austin aber erst gebaut werden - und ganz billig wird auch das nicht. Eddie Gossage, der Chef der NASCAR-Rennstrecke Texas Motor Speedway sagt dem 'Statesman': "Ich kann ihnen sagen, dass diese Strecke 250 Millionen Dollar gekostet hat. Eine Formel-1-Strecke wird aber teurer."