• 15.08.2004 18:19

Alonso: "Musste nur die Abstände kontrollieren"

Der Renault-Pilot im Interview über seine einsame Fahrt zu Platz drei in Ungarn und die Perspektiven für die Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, das war ein gutes, aber einsames Rennen für dich. Der Start war aber wieder einmal sensationell, nicht wahr?"
Fernando Alonso: "Ja, der war gut. Wieder hat mich Sato am Start ein bisschen blockiert. Er hat versucht, mir die Tür zuzuschlagen, und ich musste ein bisschen abbremsen. Sonst hätte ich vielleicht Platz zwei übernehmen können, denn ich kam nahe an Rubens ran, aber nicht nahe genug. Danach war das Rennen ziemlich ruhig, ich musste nur die Abstände nach vorne und hinten kontrollieren. Nur beim Überrunden haben mir einige Jungs Kopfzerbrechen bereitet, denn es war phasenweise sehr viel Verkehr."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Nach dem Sieg im Vorjahr wurde Alonso diesmal Dritter in Ungarn

Frage: "Ein gutes Resultat, denn du hast mit BAR-Honda und BMW-Williams eure wichtigsten Konkurrenten besiegt. Wie wäre es gelaufen, wenn du in der ersten Kurve vor Rubens gekommen wärst?"
Alonso: "Vielleicht hätte sich nichts verändert. Bei den Boxenstopps waren sie viel schneller als wir. Selbst wenn ich als Zweiter gestartet wäre, hätten sie nur bei einem der Stopps zwei Runden früher oder später als ich reinkommen müssen und sie hätten mich wieder überholt. Es wäre aber sicher interessanter gewesen."#w1#

"Wir waren einfach nicht konkurrenzfähig genug"

Frage: "Glaubst du, dass Michelin dieses Wochenende eine Chance hatte?"
Alonso: "Bevor wir hierher gekommen sind, habe ich das schon geglaubt, aber eigentlich war schon nach den Trainings am Freitag klar, dass es so gut wie unmöglich sein würde, ihnen im Rennen zu folgen. Wir waren hier einfach nicht konkurrenzfähig genug, um sie zu besiegen."

Frage: "Dein Teamkollege rollte bei Start und Ziel aus. Hast du dir deswegen Sorgen gemacht? Hat man dich darüber informiert?"
Alonso: "Als ich Jarno dort stehen gesehen habe, habe ich das Team am Funk nach dem Problem gefragt. Ich machte mir schon ein bisschen Sorgen wegen der Drehzahlen und so weiter, aber das Team war total zuversichtlich und die Fahrbarkeit des Autos ist noch immer fantastisch. Obwohl Jarno heute ausgeschieden ist, war ich dann wegen meines Motors nicht allzu besorgt."

Frage: "War Ungarn vielleicht die letzte realistische Chance, noch in diesem Jahr Ferrari zu schlagen?"
Alonso: "Nein, ich denke, wir werden noch mehr Möglichkeiten haben, Rennen zu gewinnen. Wir haben schon geglaubt, dass wir in Ungarn am besten aufgestellt sein würden, aber auch Suzuka müsste uns liegen und es gab ja auch Rennen wie Kanada, wo wir im Vorhinein nicht allzu zuversichtlich waren, aber dann waren wir sehr konkurrenzfähig. Ich schätze, dass wir noch mehr Erfolg haben werden. Hoffentlich."

Frage: "Ihr seid das einzige Team, das Ferrari dieses Jahr geschlagen hat, und ihr liegt auf dem zweiten Platz in der Weltmeisterschaft. Traust du dir und deinem neuen Teamkollegen Giancarlo Fisichella zu, nächstes Jahr mit Ferrari ein Wörtchen mitzureden?"
Alonso: "Es ist noch zu früh, um das zu wissen, aber klarerweise arbeiten wir daran. Wir wissen, dass Ferrari seit sechs Jahren Weltmeister ist. Sie sind das Team, das es zu schlagen gilt, und alle Teams werden sich über den Winter darauf konzentrieren, ein Auto zu bauen, das dafür gut genug ist, aber das ist schwierig. Nächstes Jahr kommt Giancarlo, das Team arbeitet so hart und wir sollten dann motorenseitig hundertprozentig aufgestellt sein, denn dieses Jahr hatten wir ein neues Motorkonzept und alles war neu, aber nächstes Jahr sollten wir diesbezüglich mehr Vertrauen haben. Das Chassis wird auch bereit sein und mit ein bisschen Hilfe von Michelin können wir Ferrari vielleicht besiegen. Dieses Jahr haben wir uns stark verbessert, wir sind auf Platz zwei in der Konstrukteurs-WM, aber reifenseitig hatten wir in den meisten Rennen einen kleinen Nachteil."

Alonso hat keine Zweifel an Trullis Motivation

Frage: "Kommt es dir so vor, dass du alleine für Renault um den zweiten WM-Platz kämpfen musst, seit Jarno Trulli bekannt gegeben hat, dass er das Team verlassen wird?"
Alonso: "Nein. Eigentlich hat sich seitdem nichts im Team verändert. Jarno ist noch immer sehr wettbewerbsfähig. Heute hatte er Pech, aber das hatte ich in der Vergangenheit auch schon. Ich hätte in Monaco auf das Podium kommen müssen, aber ich bin viermal ausgeschieden. Jetzt stand ich zweimal auf dem Podium und auf einmal sieht es so aus, als habe sich alles gedreht. Jarno war nicht ganz vorne, aber in Spa ist ein neues Rennen und ich bin sicher, dass wir alles geben werden, um Renault zum zweiten WM-Platz zu verhelfen."

Frage: "Es sah so aus, als hätten deine Reifen gekörnt. War das die Ursache, weshalb du die Ferraris nicht angreifen konntest?"
Alonso: "Mit dem dritten und vierten Satz hatte ich schon 'Graining', aber die anderen beiden Sätze waren vollkommen okay. Ich war heute eine Sekunde langsamer, also müssen wir uns nicht auf die Reifen ausreden. Ich glaube aber, dass alle Michelin-Fahrer dieses Wochenende so ihre Schwierigkeiten mit körnenden Reifen hatten."