• 31.10.2009 20:52

  • von Dieter Rencken

Alonso: "Ein lachendes und ein weinendes Auge"

Fernando Alonso über seinen herannahenden Abschied von Renault und den beschränkten Input, den er Ferrari im Winter geben kann

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Fernando, hättest du damit gerechnet, so weit hinten zu stehen?"
Fernando Alonso: "Irgendwie schon. Die meisten Qualifyings in dieser Saison waren so schwierig, aber bei den letzten paar Rennen habe ich es irgendwie durch Q1 geschafft und meistens sogar in Q3. Ein paar Mal haben uns auch die Bedingungen geholfen, zum Beispiel in Suzuka, wo die ersten paar Runden trocken waren, oder in Brasilien mit dem Regen. Wir hatten auch Glück."

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso wird morgen sein letztes Rennen für Renault bestreiten

"Heute gab es keine Überraschungen und die Strecke ist für alle neu, daher sind wir schon in Q1 draußen. Das ist das, was wir erwartet haben. Natürlich wäre es schön gewesen, beim letzten Rennen auf Renault die Chance auf den Sieg zu haben, aber das ist in unserer derzeitigen Position nicht mehr als ein Traum. Romain und ich geben das Maximum. Das Team weiß auch, dass ich in den sieben Jahren immer alles gegeben habe. Daran hat sich für das letzte Rennen nichts geändert."#w1#

Frage: "Das war dein letztes Qualifying für Renault. Wird es langsam emotional für dich, deine Ingenieure und deine Mechaniker?"
Alonso: "Je näher das letzte Rennen rückt, desto emotionaler wird es. Als ich heute zum letzten Mal meinen Helm und meinen Overall für ein Qualifying vorbereitet habe, war ich schon ein bisschen gerührt. Morgen wird es mir genauso gehen, wenn ich zum letzten Mal mit einem Renault in die Startaufstellung fahre - die letzten Interviews geben, zum letzten Mal mit den Mechanikern alles durchgehen. Das wird ein emotionaler Moment. Ich habe ein lachendes und ein weinendes Auge, denn ich weiß, dass es das letzte Rennen ist, aber ich bin mit den vergangenen Jahren im Reinen."

Frage: "McLaren und Ferrari hatten einen schlechten Saisonbeginn, aber im Gegensatz zu Ferrari ist es McLaren gelungen, den Rückstand aufzuholen. Bereitet dir das im Hinblick auf nächstes Jahr Kopfzerbrechen?"
Alonso: "Nein, überhaupt nicht. Beide begannen hinten, McLaren sogar am schlechtesten, aber jetzt haben sie wahrscheinlich das beste Auto im Feld. Sie waren hier das ganze Wochenende dominant - wie schon in Brasilien, wo sie nur im Qualifying vom Regen gebremst wurden. Hamilton kam aber trotzdem noch auf das Podium."

"McLaren hat halt voll weiterentwickelt, Ferrari nicht. Letztes Jahr in Brasilien standen wir mit Renault auf dem Podium. Da haben alle geglaubt, wir würden dieses Jahr sehr stark sein. Das letzte Rennen bedeutet in der Regel nicht allzu viel. Ich denke, beim ersten Rennen beginnt wieder alles von vorne."

Frage: "Wie sehr wirst du in die Entwicklung des nächstjährigen Ferrari-Boliden involviert sein?"
Alonso: "Nicht sehr, denn wir sind Fahrer und keine Ingenieure. Ich darf das Auto ja auch lange nicht testen. Bis Februar habe ich keine Gelegenheit, Input zu geben, denn erst dann werde ich testen. Bis dahin werde ich versuchen, das Team zu verstehen und mich auf die Wintertests so gut wie möglich vorzubereiten."


Fotos: Fernando Alonso, Großer Preis von Abu Dhabi, Samstag


Frage: "Warum war der Renault dieses Jahr so schlecht?"
Alonso: "Die Aerodynamik war dieses Jahr und auch die Jahre davor schon das Hauptthema. Unsere Philosophie passte nicht zu den neuen Regeln, daher waren wir nicht konkurrenzfähig. Wir haben aber auch nicht schnell genug weiterentwickelt. Manchmal waren wir mit neuen Teilen das drittbeste Team, aber dann haben wir genau wie Ferrari die Weiterentwicklung eingestellt, um uns auf nächstes Jahr zu konzentrieren. Nach dieser Entscheidung fielen wir natürlich immer weiter zurück. Jetzt haben wir ein fünf Monate altes Auto. Da ist es ganz klar, dass wir hinten stehen."

Frage: "Würden Entwicklungen für diese Saison nicht auch dem nächstjährigen Auto helfen?"
Alonso: "Die Regeln für nächstes Jahr werden sich nicht so dramatisch ändern wie im vergangenen Winter, aber durch die schmaleren Vorderreifen und die größeren Benzintanks ändert sich schon ein bisschen was. Man muss das Auto ganz anders vorbereiten. Ich bin mir sicher, dass wir vor dem ersten Rennen 2010 nicht wissen werden, wer ein konkurrenzfähiges Auto hat. So gesehen bin ich froh, dass sich mein neues Team voll auf die nächste Saison konzentriert. Ich hoffe, dass wir ein schnelles Auto haben werden."