Adventskalender 2010: Williams

Finanziell kam Williams 2010 wieder auf den richtigen Weg, sportlich lief es nicht nach Wunsch - Wichtiger Input von Routinier Rubens Barrichello

(Motorsport-Total.com) - Die Saison 2010 geht als eine der spannendsten in die Formel-1-Geschichte ein. Vier Fahrer kämpften beim letzten Rennen in Abu Dhabi noch um den Gewinn der Weltmeisterschaft; den Sieg sicherte sich letztendlich einer, der die Fahrerwertung zuvor noch nie angeführt hatte. Auf dem Weg nach Abu Dhabi kam es zu zahlreichen Sternstunden und Dramen. Grund genug für 'Motorsport-Total.com', das Jahr noch einmal Revue passieren zu lassen. Thema heute: Williams.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg wurde von Williams aufgebaut - und wieder fallen gelassen...

Seit Juan Pablo Montoyas Sieg beim Saisonfinale 2004 in São Paulo wartet Frank Williams nun schon auf einen Grand-Prix-Triumph; der letzte Williams-Weltmeister war Jacques Villeneuve 1997. Diese Durststrecken sollten auch dieses Jahr nicht enden. Dafür beendete Nico Hülkenberg eine andere: Im Regen von São Paulo stellte der deutsche Rookie den FW32 sensationell auf die Pole-Position - die erste seit Nick Heidfeld 2005 auf dem Nürburgring, damals noch mit Motorenpartner BMW.

Zwei neue Fahrer: Rookie und Routinier

Hülkenberg bildete 2010 gemeinsam mit dem Routinier Rubens Barrichello ein komplett neues Fahrergespann. Ein Altstar, der 2009 noch Rennen gewonnen hat, und ein Youngster, der als amtierender GP2-Champion mit Vorschusslorbeeren überhäuft wurde, sollten Williams wieder auf den richtigen Weg bringen. Stattdessen ging es weiter abwärts: Zwar wurde die Position in der Konstrukteurs-WM verbessert (von sieben auf sechs), aber an gewonnenen Punkten verlor man (umgelegt auf das neue Wertungssystem) leicht an Boden.

Rubens Barrichello

Bei den Testfahrten im Winter lief es für Rubens Barrichello nicht nach Wunsch Zoom

Bereits bei den Wintertests zeichnete sich ab, dass auch der FW32 kein Siegerauto sein würde. Barrichello, noch gewöhnt an den Weltmeister-Brawn von 2009, hinkte der Konkurrenz relativ deutlich hinterher; obendrein machte auch noch die Zuverlässigkeit Probleme. Zwar sammelte das Team in vier der ersten fünf Rennen Punkte, aber bestes Ergebnis war ein achter Platz von Barrichello im Regenchaos von Melbourne. "Am Anfang des Jahres", analysiert 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer daher, "haben sie enttäuscht."

"Letztes Jahr war der Williams das schnellste Auto auf engen Strecken, sie hatten vielleicht sogar am meisten Downforce von allen. Dafür waren sie auf schnellen Strecken wie Monza nicht konkurrenzfähig", analysiert er. "Dieser Vorteil war am Saisonbeginn weg, was man nicht nur mit dem Motor entschuldigen kann. Wenn du ein Auto hast, das auf engen Strecken gut ist, dann solltest du diesen Vorteil auch mitnehmen. Das haben sie nicht geschafft."

Cosworth statt Toyota

Williams wechselte von Toyota- auf Cosworth-Power, was in Sachen Benzinverschleiß, Drehmomentkurve und Leistungsverlust auf die Lebensdauer gesehen sicherlich kein Vorteil war. Doch aufgrund der (zumindest anvisierten) Gleichstellung der Motoren war das alleine keine ausreichende Erklärung für die schlechten Performances am Saisonbeginn. Aber: "Was sie geschafft haben, ist, während der Saison wieder den Anschluss zu finden. Da muss man ihnen ein Kompliment machen."

Denn in Grove wurde nach Barrichellos ersten kritischen Kommentaren sofort die Weiterentwicklungs-Maschinerie angeworfen. Der Input des Rekord-Grand-Prix-Teilnehmers erwies sich insofern als wertvoll, als die Ingenieure dadurch falschen Daten aus dem Windkanal auf die Schliche kamen. Prompt schlugen neue Updates besser an. Mit der Erstversion des F-Schachts zogen zwar schon in Sepang beide Williams-Piloten erstmals ins Top-10-Qualifying ein, erst in Valencia gelang dies aber unter repräsentativen Bedingungen.

¿pbvin|512|2511||0|1pb¿Schon zwei Wochen zuvor in Montréal hatten die Fahrer erste Aufwärtstendenzen geortet. Barrichello, zwischenzeitlich vom Team in den höchsten Tönen gelobt ("Wir fragen uns, warum er nie Weltmeister geworden ist"), schrieb sich das vor allem auf seine eigene Kappe, untermauerte sein Eigenlob aber auch mit konstant starken Leistungen. Rookie Hülkenberg hatte gegen den um 15 Jahre älteren Routinier über weite Strecken der Saison keine Chance.

Surer lobt Barrichellos Feedback

"Ich glaube schon, dass ein erfahrener Pilot schon eine klare Aussage machen kann, wenn so eine Unsicherheit existiert. Er kann das Problem zwar nicht lösen, aber durch seine Aussagen kann er das Team besser auf die richtige Fährte lotsen als ein junger Fahrer", meint Surer. "Außerdem wird so einer Sache bei einem Routinier eher nachgegangen. Als sie noch hinterhergefahren sind, habe ich öfter mit ihm gesprochen - und er wusste genau, wonach sie suchen müssen."

Rubens Barrichello

Ab Valencia kam Rubens Barrichello immer besser in Schuss Zoom

In Valencia und Silverstone sammelten nur McLaren und Red Bull mehr Punkte als Williams, anschließend folgten aber wieder zwei Nullnummern in drei Rennen. Spätestens ab Monza gelang es dann endlich auch Hülkenberg, sein zweifellos vorhandenes Talent zu zeigen, als er sogar Mark Webber im überlegenen Red Bull ärgerte. Mit der Pole-Position in São Paulo schien er sein Ticket für 2011 gelöst zu haben, aber Williams entschied sich stattdessen doch lieber für die Sponsorenmillionen von Pastor Maldonado.

Barrichello war ohnehin zu jedem Zeitpunkt unumstritten. Ausgerechnet bei seinem Heimrennen stahl ihm jedoch Hülkenberg im Qualifying die Show - vom sechsten Platz aus wäre aber dennoch ein gutes Ergebnis möglich gewesen. Doch der Brasilianer erlebte einen vermurksten Sonntag - wieder einmal vor eigenem Publikum, wo ihm schon seit Jahren das Pech an den Fersen klebt - und überquerte die Ziellinie nur als 14.

Zweifel an Technikchef Michael

Den Ansprüchen des Führungsduos Williams/Head kann eine Saison wie 2010 nicht genügen. Technikchef Sam Michael, unter dem Williams nur einen Sieg gefeiert hat, genießt in der Boxengasse zwar einen hervorragenden Ruf, doch die Statistik spricht gegen ihn. Mittlerweile zweifelt auch Experte Surer an den Fähigkeiten des Australiers: "Wenn jemand während einer Saison ein Auto hinkriegt, spricht das für das Team - aber Sam Michael überzeugt mich nicht."

Frank Williams und Adam Parr

Neue Zeiten brechen an: Frank Williams übergibt an Adam Parr Zoom

Hinter den Kulissen war 2010 für Williams übrigens ein Jahr des Umbruchs: Bereits im März übergab Frank Williams den Vorstandsvorsitz an Adam Parr, einen gelernten Rechtsanwalt, der neben dem Formel-1-Team einige florierende Geschäftszweige (Hybridfirma in Großbritannien, neues Technikzentrum in Katar) aufgebaut hat. Zudem kam mit dem Österreicher Christian "Toto" Wolff ein neuer Anteilseigner an Bord.

Dank des neuen Personals weht nun ein anderer Wind bei Williams - und vor allem wurde das Unternehmen finanziell gesehen auf gesunde Beine gestellt. Das kann die britische Truppe vielleicht als ihren größten Erfolg des Jahres verbuchen, denn sportlich wurden die Erwartungen unterm Strich nicht erfüllt. Immerhin: Die ansteigende Tendenz in der zweiten Saisonhälfte verspricht Gutes für die Zukunft...

Saisonstatistik:

Team:

Konstrukteurswertung: 6. (69 Punkte)
Siege: 0
Pole-Positions: 1
Schnellste Rennrunden: 0
Podestplätze: 0
Ausfallsrate: 15,8 Prozent (5.)
Durchschnittlicher Startplatz: 11,2 (7.)

Qualifyingduelle:

Barrichello vs. Hülkenberg: 13:6

Rubens Barrichello (Startnummer 9):

Fahrerwertung: 10. (47 Punkte)
Gefahrene Rennen: 19/19
Siege: 0
Podestplätze: 0
Pole-Positions: 0
Schnellste Rennrunden: 0
Durchschnittlicher Startplatz: 9,4 (9.)
Bester Startplatz: 6.
Bestes Rennergebnis: 4.
Ausfallsrate: 10,5 Prozent (3.)

Nico Hülkenberg (Startnummer 10):

Fahrerwertung: 14. (22 Punkte)
Gefahrene Rennen: 19/19
Siege: 0
Podestplätze: 0
Pole-Positions: 1
Schnellste Rennrunden: 0
Durchschnittlicher Startplatz: 11,2 (11.)
Bester Startplatz: 1.
Bestes Rennergebnis: 6.
Ausfallsrate: 21,1 Prozent (15.)


Fotos: Highlights 2010: Williams


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11. Ferrari
12. McLaren
13. Red Bull
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15. Timo Glock
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18. Nico Hülkenberg
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